In Mainz haben Sie zunächst mit und dann unter Jürgen Klopp gespielt. Wie war Ihr erster Eindruck von ihm?
Voronin: Als Spieler war er... - das soll er am besten selbst sagen. (lacht) Er war sehr ehrgeizig, laut und hat im Stadion immer die Fans und Teamkollegen gepusht. Er lebt den Trainerjob, das hat ihm im Verlauf der Jahre viel geholfen. Klopp war ein super Kerl.
Mainz stand in der Saison 2000/01 nach zwei Trainerwechsel vor dem 20. Spieltag auf einem Abstiegsplatz - dann übernahm Klopp. Wie hat die Mannschaft reagiert, als er mit 34 Jahren quasi über Nacht vom Spieler zum Coach wurde?
Voronin: Der Verein hatte sich mehr oder weniger bereits mit einem möglichen Abstieg abgefunden und entschieden, Klopp bis zum Saisonende als Trainer arbeiten zu lassen. Als Trainer war er zu Beginn nicht so überzeugend, hat sich im Laufe der Zeit jedoch gebessert. Auf einmal haben wir angefangen, zu gewinnen. Am Ende haben wir mit einer unveränderten Mannschaft die Klasse gehalten. In den folgenden zwei Jahren haben wir den Aufstieg in die Bundesliga um einen Punkt beziehungsweise ein Tor knapp verpasst. Keiner hätte damals gedacht, dass Klopp so erfolgreich sein wird. Die Stimmung im Team war großartig. Wir waren nach fast jedem Heimsieg zusammen trinken und tanzen.
Ihr Vertrag lief im Sommer 2003 aus, Sie wechselten als Torschützenkönig (20 Tore) anschließend nach Köln, die als Tabellenzweiter aufgestiegen sind.
Voronin: Ich habe mit Klopp viel darüber gesprochen und ihm erklärt, dass ich im besten Alter war, um in der Bundesliga zu spielen. Hätten wir den Aufstieg geschafft, wäre ich in Mainz geblieben. Geld war nicht das Problem. Es gab noch ein Angebot des VfB Stuttgart, das habe ich aber wegen Felix Magath abgelehnt. Ich zweifelte daran, ob er der richtige Trainer für mich sei. Ich hatte zwar viel Positives über ihn gehört, allerdings war er ein Trainer der alten Schule, der junge Spieler für später aufbaute. Ich wollte stattdessen direkt spielen.
Voronin: "Die Köln-Fans hassen mich"
In Köln waren Sie auf Anhieb Stammspieler, blieben allerdings nur ein Jahr. Weshalb haben Sie sich 2004 erneut für einen Wechsel - diesmal nach Leverkusen - entschieden?
Voronin: Aufgrund von Verletzungspech, auch bei mir, lief die Saison nicht wie gewünscht und der Klub stieg am Ende als Tabellenletzter wieder ab. Mein Vertrag war nur für die Bundesliga gültig. Die Spieler, die schon länger im Verein waren, Köln in die Bundesliga geschossen hatten und alle untereinander befreundet waren, hatten zudem ein Problem mit mir, weil ich einige von ihnen auf die Bank verdrängt habe. Sie haben beim Trainer schlecht über mich gesprochen und haben versucht, mich loszuwerden. Als der Abstieg absehbar war, erhielt ich ein Angebot aus Leverkusen. Zu der Zeit laborierte ich zwei Monate an einer komplizierten Knieverletzung und fiel aus. Die Leverkusener Verantwortlichen haben gesagt, dass ich nicht gesetzt sein werde, sondern um meinen Platz kämpfen müsse. Das war in Ordnung für mich, da Leverkusen als regelmäßiger Champions-League-Teilnehmer eine sehr gute Adresse und eine große Herausforderung war.
Erst Gladbach, dann Mainz, Köln und anschließend Leverkusen: Sie scheinen während Ihrer Karriere ein gewisses Faible für Rhein-Klubs entwickelt zu haben. Wie fiel die Reaktion der Kölner Fans auf Ihren Wechsel aus?
Voronin: Sie hassen mich. (lacht) Die Kölner Fans haben mich super aufgenommen und waren stets gut zu mir. Als ein paar Monate vor Saisonende rauskam, dass ich nach Leverkusen wechseln werde, haben sie mir vorgeworfen, absichtlich nicht gespielt zu haben. An der Tankstelle habe ich den ein oder anderen Spruch abbekommen. Die Gladbacher können mich wahrscheinlich auch nicht leiden, aber das war meine Schuld, weil ich 2007, als sie um den Abstieg spielten, in letzter Sekunde mit Leverkusen das Siegtor geschossen habe und anschließend mit den Kollegen vor der Fankurve der Borussia gejubelt habe. Das war aber nicht gegen die Fans gerichtet, sondern vielmehr der Frust darüber, dass man mir damals keine faire Chance gegeben hatte.
Voronin über seine Zeit beim FC Liverpool
2007 wechselten Sie ablösefrei nach England zum FC Liverpool. Die Konkurrenz war nicht ohne, unter anderem standen Peter Crouch und Fernando Torres, der im selben Jahr wie Sie für 38 Millionen Euro Ablöse kam, im Kader. Welche Perspektive haben Sie bei den Reds gesehen?
Voronin: Liverpool war für mich eine einmaliges Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Die Mannschaft war gespickt mit Weltstars. Jamie Carragher, Steven Gerrard, Xabi Alonso: Das waren alles Spieler, die bereits große Erfolge gefeiert hatten und später noch feierten. Nur leider haben wir als Team keinen Titel geholt. Ich wusste von Anfang an, dass ich noch mehr arbeiten musste als zuvor. Die Herausforderung, mich in so einer Liga beweisen zu müssen, gefiel mir. Anfangs kam ich regelmäßig zum Einsatz, dann setzte mich eine Knöchelverletzung außer Gefecht.
Was blieb Ihnen aus Ihrer Zeit in Liverpool in Erinnerung?
Voronin: Scouse, der Liverpooler Dialekt. Ich habe fast gar nichts verstanden, mein Englisch war ohnehin nicht gut. Wenn Carragher und Gerrard geredet haben, habe ich sie darum gebeten, das Ganze nochmal auf Englisch zu sagen. Liverpool hat als Stadt insgesamt nicht zu mir gepasst, auch wenn sie viel Geschichte zu bieten hat, wie beispielsweise die Beatles. Mein Vater ist großer Fan der Band. Als ich ihm sagte, dass ich in Liverpool unterschrieben habe, fing er an zu weinen. Außerdem kam ich mit dem Wetter und dem Spielrhythmus ohne Winterpause nicht klar. Ich war nur am Reisen und Spielen, das war sehr anstrengend.