Sie wurden oft mit Shevchenko verglichen. Der damalige Nationaltrainer Leonid Buriak, der Sie nach Ihrem Debüt im März 2002 zunächst für sechs Monate nicht mehr berücksichtigt hatte, erklärte dies damit, dass Sie als Stürmer unter anderem nicht mit Shevchenko mithalten könnten. War das für Sie eher zusätzlicher Druck oder ein Ansporn?
Voronin: Als Sheva mal verletzt war und ich gespielt und getroffen habe, wurde ich in den Zeitungen als "neuer Shevchenko" betitelt. Ich wollte nie mit ihm verglichen werden. Sheva ist Sheva und ich bin ich.
Würden Sie Ihn als Ihren besten Mitspieler bezeichnen?
Voronin: Ich hatte zum Glück viele gute Mitspieler, daher ist es schwer, einen rauszunehmen. Ich habe unter anderem mit Stefan Effenberg, Bernd Schneider, Toni Polster, Sergej Barbarez, Gerrard oder Alonso zusammengespielt.
Wer war Ihr bester Gegenspieler?
Voronin: Unter anderem Carragher. Ich habe es gehasst, im Training gegen ihn zu spielen. Fabio Cannavaro würde ich auch dazu zählen, ein großartiger Spieler und Typ. Gegen Roberto Carlos zu spielen, war eine Katastrophe. Der Kerl läuft so viel, er hat zwei oder drei Herzen. Nach zehn Minuten habe ich gesagt: "Roberto, gib' mir bitte fünf Minuten." (lacht) Nicht er ist mir hinterhergelaufen, sondern ich ihm.
Nach Ihrer aktiven Karriere haben Sie von Januar bis Juni 2017 die Herrenmannschaft des FC Büderich in der Bezirksliga Niederrhein trainiert. Wie kam es zu diesem Engagement?
Voronin: Mein Sohn hat dort in der Jugend gespielt. Ich war mehrmals die Woche da, die Leute kannten mich. Nachdem der Trainer entlassen worden war, wurde ich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, die Mannschaft zu coachen. Für mich war das ideal, weil ich nicht nur zu Hause rumsitzen wollte. Ich habe auch mittrainiert und erste Einblicke ins Trainerdasein erhalten.
Voronin über die Umstellung vom Profifußballer auf Amateurtrainer
In einem Interview mit der Bild sagten Sie einst: "Wer besoffen kommt, spielt nicht." Wie war für Sie die Umstellung vom Profifußballer auf Amateurtrainer?
Voronin: Auf der einen Seite hatte ich großen Respekt davor, dass die Jungs trotz Arbeit, Studium und verschiedensten Wetterbedingungen zum Training kamen. Sie hatten einfach Spaß am Fußball, auch wenn die Trainingseinheiten nicht immer locker waren. Auf der anderen Seite ist es natürlich nervig, wenn man einen Trainingsplan für eine bestimmte Anzahl an Spielern erstellt und wenige Stunden vor Trainingsbeginn zahlreiche Absagen erhält. Am Wochenende war dann einer gesperrt, einer verletzt, einer im Urlaub, der Nächste hatte Durchfall. (lacht) Ich konnte nichts dagegen tun. Wir hatten dennoch gute Jungs dabei, unter anderem den Sohn von Rudi Völler.
Der Verein begründete die Trennung nach knapp sechs Monaten damit, dass Sie "aufgrund anderer Verpflichtungen" unter anderem die Vorbereitung und einige Spiele verpasst hätten. Stimmt das?
Voronin: Nein. Ich hatte keine Lust, nur ein bisschen zu kicken, sondern wollte die guten Voraussetzungen nutzen und mit ein paar Neuzugängen eine starke Truppe aufbauen. Da ich dort Trainer war, wollten auch viele zu uns wechseln. Zunächst war der Vorstand nicht gänzlich überzeugt, dann habe ich erfahren, dass sie bereits zwei Spieler hinter meinem Rücken verpflichtet hatten. Für mich war das unbegreiflich, dass ich als Trainer nicht in die Gespräche eingebunden wurde. Dann hat ein Vorstandsmitglied sich bei mir beschwert, weil sein Sohn nicht gespielt hat. Es haben sich ständig Leute eingemischt, die keine Ahnung von Fußball hatten. Darauf hatte ich keine Lust.
Seit Oktober vergangenen Jahres sind Sie Co-Trainer von Ex-Mainz-Coach Sandro Schwarz bei Dynamo Moskau. Wie zog es Sie zurück nach Russland?
Voronin: Das Angebot habe ich bereits vor zwei Jahren unter Dmitri Khokhlov erhalten, mit dem ich bei Dynamo zusammengespielt habe und befreundet bin. Allerdings kam es vor seiner Entlassung Ende 2019 nicht zustande. Seitdem war ich mit der Vereinsführung weiter in Kontakt und wir hatten beide Interesse an einer Zusammenarbeit. Als Schwarz als Nachfolger für Kirill Novikov im Gespräch war, kam ich wieder ins Spiel, da sowohl ich als auch Sportdirektor Zeljko Buvac ihn aus gemeinsamer Zeit bei Mainz kennen.
Welche Ziele verfolgen Sie persönlich mit Blick auf eine mögliche Karriere als Cheftrainer?
Voronin: Aktuell kann ich keine Prognose abgeben, da ich noch in der Lernphase bin. Ich bin glücklich darüber, dass ich wieder im Fußballgeschäft tätig bin, in dem ich mein ganzes Leben aktiv war. Daher bin ich derzeit sehr zufrieden.