Sechs Tage nach dem finalen Pflichtspiel einer Saison, die von zahlreichen sportlichen Ernüchterungen geprägt war, kommt es bei Borussia Dortmund durch die Trennung von Marco Rose zu einem kaum absehbaren Paukenschlag. Zuvor schlossen die Verantwortlichen des BVB stets vehement und mit deutlichen Worten aus, dass Roses Job in Gefahr sei.
Das Aus des Trainers ist somit ein Kommunikationsdesaster und für die Anhänger der Westfalen die voraussichtlich finale Enttäuschung dieser Spielzeit.
Die Entscheidung selbst ist allerdings sportlich nachvollziehbar.
"Wir sind insgesamt auf einem sehr guten Weg mit Marco. Wir sind total überzeugt von diesem Weg, für den wir uns mit ihm entschieden haben", hatte der scheidende Sportdirektor Michael Zorc noch im Februar dem kicker gesagt. Einen Monat später äußerte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke unmissverständlich in der Sport Bild: "Marco Rose steht bei Borussia Dortmund in keinster Weise zur Disposition." Rose werde auch in der kommenden Saison Trainer sein, alles andere sei in den Gremien nie ein Thema gewesen.
Nur Zorcs Nachfolger Sebastian Kehl lavierte kurz vor Saisonende herum. Ein zweifaches "Davon gehe ich heute aus" zu Roses Zukunft kassierte er tags darauf wieder ein und sagte: "Ich kann klar sagen, dass ich mit Marco die Saison plane. Wir besprechen komplett alles gemeinsam." Kehl kündigte jedoch eine kritische Saisonanalyse an - nach der er hoffe, "dass wir das in der neuen Saison gemeinsam angehen".
BVB macht bei Trennung von Marco Rose keine gute Figur
Diese Hoffnung hat sich nun nicht bestätigt, Rose spürte nach der Analyse nicht mehr das volle Vertrauen der Vorgesetzten. Dass auf dieser Grundlage am Ende eine Trennung steht, ist logisch und von beiden Seiten konsequent.
Der BVB jedoch macht dabei nach all den Beteuerungen der vergangenen Monate keine gute Figur. Die drei bereits verkündeten Neuzugänge - mit Kölns Salih Özcan und Regensburg-Keeper Alexander Meyer stehen zwei weitere kurz bevor - haben ihre sportlichen Perspektiven allesamt mit Rose besprochen und dabei lobende Worte für den Coach gefunden. Nun bekommen diese Spieler einen neuen Trainer vorgesetzt, was zwar kein Drama, aber natürlich äußerst unglücklich und weit entfernt von einem idealen Start beim neuen Verein ist.
Auch leiden neben der Glaubwürdigkeit der Dortmunder Verantwortlichen die Außendarstellung und Wahrnehmung des Klubs. Diese nahmen nicht nur durch die sportlich ernüchternde Saison bereits Schaden, sie tun es im Grunde genommen seit Jahren, denn der BVB ist mittlerweile zu einem Schleudersitz für Trainer verkommen. Roses Nachfolger wird bereits der siebte Coach in sieben Jahren.
BVB: Trennung von Marco Rose ist durchaus zu begründen
Dass der erst vor der Saison für fünf Millionen Euro aus Gladbach geholte Rose nicht mehr im Amt ist, lässt sich sportlich durchaus begründen. Ohnehin wäre er mit reichlich Belastung in die neue Spielzeit gestartet, bei einem holprigen Beginn in die neue Runde hätte der Druck auf Rose und den Verein wohl bereits zu groß werden können. Dafür wirken die drei blamablen K.o.'s in Champions League, Europa League und DFB-Pokal zu schwer nach.
Rose erlebte zwar aufgrund einer schier unglaublichen und durchgängigen Verletzungsserie ein enorm schwieriges Jahr und hatte einen nicht stimmig zusammengestellten Kader anzuleiten. Eine echte Weiterentwicklung der einzelnen Akteure und des Spielstils war kaum zu sehen, der BVB kam auch gegen deutlich schwächere Teams nur zu wenig überzeugenden Siegen. So hat Rose am Ende stolze 15 Niederlagen und 74 Gegentore in 46 Pflichtspielen zu verantworten.
Neuer Sportdirektor, neuer Trainer, eine in weiten Teilen neue Mannschaft: In Dortmund kommt es somit zu einem abermaligen Umbruch und dem nächsten Neustart. Alle vorherigen Versuche, Kontinuität auf der Trainer-Position zu erlangen und die groteske Wankelmütigkeit aus der Mannschaft zu bekommen, scheiterten letztlich.
Mit Roses Aus hat die Mannschaft dazu ein Alibi für ihre schwachen Leistungen bekommen, auch der Druck auf die Vereinsbosse ist dadurch noch einmal stark gestiegen. Ambition und Realität liegen in Dortmund immer wieder zu weit auseinander. Dadurch haben Identität, Selbstverständnis und Renommee des Vereins deutlich gelitten. Der Kratzer, den die Marke Borussia Dortmund nicht nur, aber auch durch die abgelaufene Saison abbekommen hat, wiegt schwer.
BVB: Die Bilanz von Marco Rose als Trainer von Borussia Dortmund
Wettbewerb | Spiele | Siege | Remis | Niederlagen |
Bundesliga | 34 | 22 | 3 | 9 |
Champions League | 6 | 3 | - | 3 |
Europa League | 2 | - | 1 | 1 |
DFB-Pokal | 3 | 2 | - | 1 |
Supercup | 1 | - | - | 1 |
Gesamt | 46 | 27 | 4 | 15 |