Timo Werner vom FC Chelsea zurück zu RB Leipzig: Der Transfer aus drei Perspektiven

Maximilian Lotz
09. August 202218:36
Timo Werner erhält in Leipzig wieder die Nr. 11.getty
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Timo Werner schließt das Kapitel FC Chelsea nach zwei unbefriedigenden Jahren und kehrt zu RB Leipzig zurück, wie der Klub am Dienstagabend offiziell bestätigte. Dort will der Nationalspieler mit Blick auf die WM 2022 in Katar zu alter Form zurückfinden. Ein Selbstläufer wird das allerdings nicht. Der Transfer aus drei Perspektiven.

Timo Werner zurück zu RB Leipzig: Die Perspektive von RBL

Die Rückkehr von Timo Werner ist für RB Leipzig der Königstransfer in diesem Sommer. Und das, nachdem der DFB-Pokalsieger für den aufstrebenden und von der Bundesliga-Konkurrenz heiß umworbenen David Raum erst kürzlich 26 Millionen Euro Ablöse an die TSG Hoffenheim überwies.

Wenn die kolportierten Zahlen stimmen, sollen für Werner inklusive Bonuszahlungen maximal 30 Millionen Euro an den FC Chelsea fließen. Die Basisablöse soll sogar knapp unter 20 Millionen Euro liegen. Auf dem Papier zahlt sich der Deal für die Sachsen aus, schließlich kassierte man vor zwei Jahren bei Werners Wechsel zu den Blues immerhin 53 Millionen Euro. Macht ein Plus von mindestens 23 Millionen.

Und trotz Werners Rückholaktion verzeichnet die Leipziger Transferbilanz in diesem Sommer einen Gewinn. Über 70 Millionen Euro spülten allein die namhafteren Abgänge von Tyler Adams (17 Mio./Leeds United), Hee-chan Hwang (16,7 Mio./Wolverhampton), Brian Brobbey (16,4 Mio./Ajax Amsterdam), Nordi Mukiele (12 Mio./PSG) und Ademola Lookman (9 Mio./Atalanta Bergamo) in die Leipziger Kassen. Auf der Ausgabenseite schlagen neben Werner und Raum noch die 12 Millionen für Xaver Schlager zu Buche, macht in der Summe 68 Millionen.

Nimmt man noch den Wechsel des international begehrten Sturmtalents Benjamin Sesko von Schwesterklub Red Bull Salzburg zur kommenden Saison hinzu, haben die RB-Macher um Geschäftsführer Oliver Mintzlaff auf dem Transfermarkt deutliche Signale gesendet - auch wenn gerade der Transfer Seskos aufgrund des Konstrukts RB auch kritisch gesehen werden muss.

RB Leipzig sendet mit Werner-Deal deutliches Signal

Mit der Rückkehr Werners untermauern die Leipziger nach der Vertragsverlängerung von Christopher Nkunku jedenfalls mit Blick auf die gerade begonnene Saison auch ihre sportlichen Ambitionen. Der Pokalsieg hat offensichtlich den Titelhunger geweckt.

Auch in der Bundesliga und in der Champions League will das Team von Domenico Tedesco ein ernsthaftes Wörtchen mitreden. Der Kader spricht da eine deutliche Sprache. Nur muss das ganze Potenzial auch konstant auf den Platz gebracht werden. Dass das kein Selbstläufer wird, hat das 1:1 zum Liga-Auftakt in Stuttgart gezeigt.

RB Leipzig: Zu- und Abgänge 2022/23 im Überblick

Zugänge
NameBisheriger KlubAblöse
David RaumTSG Hoffenheim26 Mio. Euro
Timo WernerFC Chelsea30 Mio. Euro
Xaver SchlagerVfL Wolfsburg12 Mio. Euro
Janis BlaswichHeracles Almeloablösefrei
Abgänge
NameNeuer KlubAblöse
Tyler AdamsLeeds United17 Mio. Euro
Hee-chan WangWolverhampton Wanderers16 Mio. Euro
Brian BrobbeyAjax Amsterdam16 Mio. Euro
Nordi MukieleParis Saint-Germain12 Mio. Euro
Ademola LookmanAtalanta Bergamo9 Mio. Euro

Werner zurück zu RBL: Die Perspektive des Nationalspielers

Bei seiner Ankunft in Leipzig am Montagabend stand Timo Werner die (Vor-)Freude ins Gesicht geschrieben. Vor dem Hotel in der Leipziger Innenstadt erfüllte der 26-Jährige strahlend die ersten Selfiewünsche. Am Dienstag unterschrieb er seinen neuen Vertrag bis 2026 beim altbekannten Arbeitgeber RB Leipzig.

"Die Erfahrung, in einem anderen Land und einer anderen Liga zu spielen, hat mir für meinen Weg sehr geholfen. Jetzt freue ich mich auf die neue Saison mit RB Leipzig und vor allem auf die Leipziger Fans, die für mich einen besonderen Stellenwert haben", sagte Werner: "Wir haben zusammen viel vor und ich will nun natürlich auch der erste Leipziger Bulle sein, der die 100-Tore-Marke knackt."

In Leipzig erlebte der gebürtige Stuttgarter zwischen 2016 und 2020 eine erfolgreiche Zeit, stieg mit 90 Treffern und 40 Assists in 156 Pflichtspielen zum Rekordtorschützen der noch jungen Leipziger Klub-Geschichte auf.

Nur allzu gerne würde Werner direkt daran anknüpfen. Doch der Schritt zurück in die Komfortzone ist nicht ohne Risiken. Während seiner zweijährigen Abwesenheit hat sich einiges verändert.

Sein damaliger Trainer Julian Nagelsmann ist mittlerweile beim FC Bayern, jetzt hat Domenico Tedesco das Sagen. Und der RB-Coach hat in der Offensive mit Werner zwar noch eine gute Option mehr, zugleich aber auch einen noch größeren Konkurrenzkampf zu moderieren.

Für Ex-RB-Coach Ralf Rangnick macht der Transfer in sportlicher Hinsicht Sinn. "Timo hat Geschwindigkeit und Tiefgang. Das hat bei RB im Offensivbereich kein Spieler außer Nkunku", sagte Rangnick bei Sky. "Um an seinem Leistungslimit zu spielen, braucht Timo Vertrauen und die absolute Rückendeckung des Trainers."

Timo Werner: Große Konkurrenz in der RB-Offensive

In Stuttgart setzte Tedesco auf zwei Spitzen, Toptorjäger Nkunku ist dabei gesetzt. Werner hat durch seine Rückkehr sicherlich den Anspruch, ebenfalls regelmäßig von Beginn an aufzulaufen. Und dann gibt es ja auch noch Andre Silva, Emil Forsberg, Yussuf Poulsen, Alexander Sörloth sowie Youngster Hugo Novoa. Die Konkurrenz bei einem Spitzenklub wie Leipzig sei eben da, meinte Tedesco unlängst: "Wenn du hierher kommst, musst du das annehmen. Es geht um Leistung."

Das darf durchaus auch als Ansage an Werner verstanden werden. Schließlich hat der in den vergangenen beiden Jahren bei Chelsea keine Bäume ausgerissen. Seine überschaubare Bilanz: Wettbewerbsübergreifend nur 23 Tore in 89 Spielen.

Timo Werner ist mit 90 Toren Rekordtorschütze von RB Leipzig.getty

Werner will auch mit Blick auf die WM neu angreifen. "Für Timo ist es wichtig, dass er regelmäßig spielt, damit er auch für die WM in Form kommt", betonte auch Rangnick. Die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte ist da sicherlich nicht verkehrt. Andernorts bei einem komplett neuen Klub einen Neuanfang zu starten wäre auf jeden Fall das größere Risiko gewesen. Doch Werner sollte sich auch bewusst sein, dass die Erwartungen in Leipzig allein durch sein Standing aus der Vergangenheit höher sind.

Timo Werner im Steckbrief

Timo Werner
Geburtstag6. März 1996
GeburtsortStuttgart
Größe1,80 Meter
PositionMittelstürmer
Starker Fußrechts
Bisherige VereineTSV Steinhaldenfeld, VfB Stuttgart, RB Leipzig, FC Chelsea

Timo Werner nach Leipzig: Die Perspektive des FC Chelsea

Bei seinem Wechsel 2020 an die Stamford Bridge sollte Timo Werner das fehlende Puzzlestück in der von Coach Frank Lampard verjüngten Mannschaft werden. Doch schon bald begannen die Statistiker die torlosen Minuten bei Werner zu zählen. Erst am 10. Januar 2021 beendete Werner nach 827 Minuten diese Durststrecke.

Doch die nachhaltige Wende zum Guten blieb aus, und noch im Januar musste Lampard als Coach seinen Hut nehmen. Thomas Tuchel übernahm, sorgte für mehr Stabilität und führte Chelsea in der Champions League zum Titel. Zu den prägenden Figuren zählte allerdings nicht mehr Werner, sondern vielmehr Finalheld Kai Havertz.

"Der Trainer hat immer andere Ideen, andere Gedanken. In vielen Spielen war ich nicht Teil seiner Gedanken, das versuche ich zu ändern", sagte Werner in diesem Sommer - und stieß mit seiner öffentlich forcierten Rückkehr auch Tuchel vor den Kopf.

"Ich wäre als junger Kerl sehr glücklich, wenn ich einen Vertrag bei Chelsea hätte. Ich wäre einer der glücklichsten Menschen auf dem Planeten", sagte Tuchel während der US-Tour in der Vorbereitung. Nachdem der Wechsel nach Leipzig in der vergangenen Woche immer konkreter wurde, verzichtete Tuchel zum Saisonstart beim FC Everton (1:0) auf den Angreifer.

Timo Werner erzielte 23 Tore in 89 Pflichtspielen für den FC Chelsea.getty

Werner hat die Erwartungen beim FC Chelsea nicht erfüllt

Und das, obwohl Chelseas Kader aktuell nur über eine überschaubare Breite verfügt. Das Missverständnis mit Stoßstürmer Romelu Lukaku wurde wieder beendet. Als falscher Neuner ist aktuell Havertz gesetzt, für ihn kam der 20-jährige Youngster Armando Broja ins Spiel.

Immerhin: Der für 56 Millionen Euro von Meister Manchester City geholte Raheem Sterling ist sicherlich eine Bereicherung. Doch insgesamt macht sich bei Chelsea, das durch den Eigentümerwechsel von Roman Abramovich hin zu Todd Boehly in der Sommerpause lange Zeit handlungsunfähig war, das verspätete Eingreifen auf dem Transfermarkt bemerkbar.

Und Werners Abgang trübt die Transferbilanz. Zwar sparen die Blues nun sein üppiges Jahresgehalt von geschätzten 16 Millionen Euro ein, doch die weiterhin benötigten Verstärkungen wollen auch bezahlt werden. Und beim Blick auf Werners Ablöse, die 2020 bekanntlich 53 Millionen Euro betrug, machte Chelsea nun einen deutlichen Verlust.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Werner die sportlichen Erwartungen an der Stamford Bridge in den vergangenen zwei Jahren nicht erfüllt hat. Unter Tuchel kam er in der Vorsaison nur 15-mal in der Premier League zum Einsatz, vier Treffer gelangen ihm dabei.

Jetzt einen Schlussstrich zu ziehen, macht in dieser Hinsicht für alle Beteiligten Sinn.

FC Chelsea: Zu- und Abgänge 2022/23 im Überblick

Zugänge
NameBisheriger KlubAblöse
Marc CucurellaBrighton & Hove Albion65 Mio. Euro
Raheem SterlingManchester City56 Mio. Euro
Kalidou KoulibalySSC Neapel38 Mio. Euro
Carney ChukwuemekaAston Villa18 Mio. Euro
Gabriel Slonina (kommt im Winter)Chicago Fire9 Mio. Euro
Abgänge
NameNeuer KlubAblöse
Romelu LukakuInter Mailand8 Mio. Euro Leihgebühr
Antonio RüdigerReal Madridablösefrei
Andreas ChristensenFC Barcelonaablösefrei
Matt MiazgaCincinnatiablösefrei
Jake Clarke-SalterQueens Park Rangersablösefrei