Im Interview erinnert sich Moniz an die gemeinsame Zeit mit Kovac. Er erzählt von intensiven Diskussionen über den Umgang mit schwierigen Typen, der Wichtigkeit von Härte und Kovacs Aura.
SPOX: Herr Moniz, als Sie 2010 Leiter der Nachwuchsabteilung der fünf Red-Bull-Klubs wurden, war Niko Kovac Trainer der RB Salzburg Juniors. Was war Ihr erster Eindruck von ihm?
Ricardo Moniz: Dass er genau weiß, was er will. Niko ist eine Führungsperson, die keinen Zweifel und keine Niederlagen akzeptiert. Er vermittelt eine Gewinnermentalität, egal ob er die zweite Mannschaft von RB Salzburg trainiert oder den FC Bayern.
SPOX: Wie richtete er sein Team damals taktisch aus?
Moniz: Seine Mannschaft spielte reines Powerplay, sehr dominant und ballbesitzorientiert. Nikos Ideen vom Fußball waren sofort zu sehen. Eine Sache war ihm aber trotz allem ganz wichtig und die hat er stets wiederholt: "Ich brauche immer einen Sechser! Ich brauche immer Absicherung!"
SPOX: Im April Ihrer ersten gemeinsamen Saison im Verein wurden Cheftrainer Huub Stevens und Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer entlassen.
Moniz: Das kam sehr plötzlich und für mich überraschend. Der Verein hatte keine Zeit und entschied sofort, dass ich Cheftrainer werde und Niko mein Co. Wir haben darüber vorher gar nicht miteinander gesprochen. Die Zusammenarbeit funktionierte aber von Anfang an sehr professionell und gut. Wir kämpften uns in den letzten neun Spielen von Platz drei auf zwei und bekamen dann beide einen Zweijahresvertrag. In der folgenden Saison gewannen wir das erste Double in der Geschichte von RB Salzburg.
SPOX: Welche Erinnerungen haben Sie an den Austausch mit Kovac?
Moniz: Ich hatte zu dieser Zeit sehr extreme Ansichten und vertraute auf die Philosophien der niederländischen Trainer-Ikonen Wiel Coerver und Johan Cruyff, wonach individuelle technische Fähigkeiten das Wichtigste im Fußball sind. Ich liebe Individualisten, weil sie Spiele entscheiden - auch wenn die Arbeit mit ihnen schwieriger ist. Niko und ich haben deshalb viel darüber gesprochen, wie man mit schwierigen Typen im Mannschaftskollektiv umgeht. Früher, als Niko und ich noch gespielt haben, war die Kommunikation klarer: Da wurde etwas gesagt und alle haben gefolgt. Jetzt ist das anders.
SPOX: Wie liefen diese Gespräche ab?
Moniz: Sie waren sehr interessant und intensiv. Da habe ich gemerkt, dass Niko eine klare Meinung hat und kein Mitläufer ist - das ist im Fußballgeschäft eine absolute Ausnahme. Ich war nicht immer mit seiner Meinung einverstanden und er auch nicht mit meiner. Wir haben viel gestritten, aber der Respekt war immer groß. Er äußerte sich stets offen und direkt. Das schätze ich. Unsere Titel zeigen, dass Menschen mit verschiedenen Ansichten gemeinsam erfolgreich sein können.
SPOX: Inwiefern profitierte Kovac von der Arbeit unter Ihnen?
Moniz: Durch mich ist er in Kontakt mit der niederländischen Fußballphilosophie gekommen. Das prägte ihn sicherlich. Außerdem hat er gelernt, mit schwierigen Typen umzugehen.
SPOX: Wie war sein Verhältnis zu den Spielern?
Moniz: Er war gar nicht distanziert, trainierte oft selbst mit und war ein wichtiger Ansprechpartner für die Spieler. Ansprachen an die Mannschaft hielt er aber keine, das war meine Aufgabe.
SPOX: Kommt Kovac bei seiner Trainertätigkeit seine erfolgreiche Vergangenheit als Spieler zugute?
Moniz: Natürlich vertraut Niko auf sein Knowhow als Ex-Spieler. Diese Aura strahlt sofort auf die Spieler ab, seine Erfolge und sein Stolz darauf sind immer zu spüren. Niko investierte aber auch sehr viel Zeit in seine Trainerkarriere. Er kam immer top organisiert und vorbereitet auf den Platz und notierte nachher alles exakt. Diese Akribie verschaffte ihm automatisch Respekt.
SPOX: Kovac wird nachgesagt, besonders "hart" trainieren zu lassen.
Moniz: Das stimmt und da hatten wir beide genau die gleiche Meinung: Erfolg gibt es nur über Härte. Unsere Mannschaft war damals bis zum letzten Tag brutal fit.
SPOX: In Ihrer ersten gemeinsamen Saison gewannen Sie mit Salzburg das Double. Warum verließen Sie den Verein danach?
Moniz: Ich erwarte absolute Loyalität mit mir und meiner Philosophie. Diese habe ich nicht mehr gespürt und deshalb ergab es aus meiner Sicht keinen Sinn mehr weiterzumachen. Niko wusste: Wenn ich etwas will, dann tue ich das und bin nicht aufzuhalten. Er hatte nichts mit meinem Abschied zu tun.
SPOX: Wenige Tage nach Ihnen verließ aber auch Kovac den Verein. Dachten Sie darüber nach, ihn als Co-Trainer zu Ihrer nächsten Station mitzunehmen?
Moniz: Nein, niemals! Er ist kein Co-Trainer, sondern ein geborener Cheftrainer-Typ.
SPOX: Also ahnten Sie schon damals, dass Kovac eine Karriere als Cheftrainer starten wird?
Moniz: Absolut, das war mir vom Moment unseres Kennenlernens an klar. Seine weitere Karriere überraschte mich nicht und ihn wahrscheinlich auch nicht. Niko wusste damals schon, dass er es bis ganz oben schaffen kann.
SPOX: Ganz oben ist er jetzt angekommen. Sein Wechsel zum FC Bayern München war aber umstritten, zunächst hatte er einen Verblieb bei Eintracht Frankfurt in Aussicht gestellt.
Moniz: Ein Angebot von Bayern kommt vielleicht nur einmal im Leben und Bayern ist eben sein Verein. Ein guter Trainer muss so ehrgeizig sein, um so eine Chance wahrzunehmen. Deshalb darf man ihm gar keinen Vorwurf über das Zustandekommen des Wechsels machen. Niko eckt mit seiner Art hin und wieder an und genau das braucht der FC Bayern. Ich weiß, dass er erfolgreich sein wird.
Niko Kovacs bisherige Trainerstationen
Zeitraum | Verein | Funktion | Pflichtspiele | Punkteschnitt |
06/2009 - 04/2011 | RB Salzburg (2. Mannschaft) | Trainer | 54 | 1,56 |
04/2011 - 06/2012 | RB Salzburg | Co-Trainer | 65 | 1,97 |
01/2013 - 10/2013 | Kroatien (U21) | Trainer | 5 | 3 |
10/2013 - 09/2015 | Kroatien | Trainer | 19 | 1,84 |
03/2016 - 06/2018 | Eintracht Frankfurt | Trainer | 91 | 1,54 |
seit 07/2018 | FC Bayern München | Trainer | - | - |