"Wir ticken in vielen Dingen relativ gleich", sagte Hainer mit Blick auf sich und Hoeneß in einem Doppelinterview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung im September vergangenen Jahres. Eine Aussage, die Hoeneß nur bestätigen konnte: "Wir beide haben so viel gemeinsam durchgestanden, dass klar ist: Unsere Freundschaft hält, uns treibt nichts mehr auseinander."
Eine Bindung, die vor allem aufgrund von Schicksalsschlägen im Laufe der Zeit immer enger wurde. Hoeneß kümmerte sich, als Hainer 2006 den plötzlichen Tod seiner Tochter Kathrin verkraften musste, Hainer wiederum war "einer der ersten", die Hoeneß im Gefängnis besuchten.
Wie Hoeneß' Eltern betrieb auch Hainers Familie eine Metzgerei, in der der Sohn früh lernte, mit anzupacken. Als Schüler habe er dort in den Ferien geholfen und so sein erstes Geld verdient, verriet Hainer im Gespräch mit dem Handelsblatt. "Meine Eltern haben versucht, uns Kindern beizubringen, dass man mehr Geld einnehmen als ausgeben muss. Das hat mich geprägt: stets auf die Kosten gucken und schauen, dass man mehr einnimmt. Im Grunde also normale kaufmännische Eigenschaften", erklärte er weiter.
Herbert Hainer träumte vom Profi-Fußball
Nebenbei begeisterte sich der gebürtige Dingolfinger für den Fußball und hegte sogar den Traum vom Profi, der allerdings nicht in Erfüllung gehen sollte. Anders, als bei seinem Bruder Walter, der für 1860 München dreimal in der Bundesliga auflief und 24 Zweitliga-Partien mit den Löwen bestritt.
An der Fachhochschule Landshut absolvierte Herbert Hainer ein BWL-Studium, das er als Diplom-Betriebswirt abschloss. Seine unternehmerischen Fähigkeiten stellte er schon während seiner Studienzeit unter Beweis, als er mit einem Freund in der Heimatstadt die Kneipe Gußofen übernahm und diese in einen typisch englischen Pub umgestaltete. Ein Jahr danach verkaufte er das Geschäft mit Gewinn. Im Anschluss zog es Hainer zum globalen Konsumgüterhersteller Procter & Gamble, bei dem er zunächst mit dem Vertrieb von Waschmitteln betraut wurde.
"Die Grundprinzipien des Verkaufens sind immer gleich", sagte er dem Handelsblatt und konkretisierte: "Man muss Wettbewerbsvorteile und einen Kundennutzen kreieren, das Produkt in die entsprechenden Vertriebskanäle bringen und mit der Kommunikation unterstützen." Ein guter Verkäufer, so Hainer, "kann jedes Produkt verkaufen - wenn er davon überzeugt ist. Wenn sie Mist in Tüten haben, dann kann auch ein guter Verkäufer nichts machen."
Dabei vermochte Hainer nicht bloß seine Kunden zu überzeugen, sondern erarbeitete sich auch bei seinen Vorgesetzten einen ausgezeichneten Ruf, sodass nach eigenen Angaben jedes Jahr eine Beförderung ins Haus stand, ehe er 1987 bei adidas anheuerte. Bei dem Sportartikel-Giganten aus Herzogenaurach knüpfte der ehrgeizige Kaufmann nahtlos an seine Erfolge bei Procter & Gamble an, stieg als Vertriebsdirektor für Taschen, Schläger und Bälle ein, bekleidete in der Folge diverse verantwortungsvolle Positionen, um 2001 in den Vorstand berufen zu werden. Eine Tätigkeit, die Hainer insgesamt 15 Jahre ausübte und adidas währenddessen neu aufstellte.
Herbert Hainer: Der "Cookie Cutter" führt adidas zum Erfolg
Hainer richtete den Fokus auf die Konzernzentrale, bündelte Werbemillionen auf wenige Top-Sportler und -Vereine, erwarb zehn Prozent an der FC Bayern München AG (mittlerweile hält adidas 8,33 Prozent, Anm. d. Red.) und erschloss neue Märkte in Russland und China. Umstrukturierungen, die offenbar nicht bei allen Mitarbeitern Anklang fanden.
"Es gibt bei solchen Entscheidungen immer Leute im Unternehmen, die dagegen sind. Aber davon habe ich mich nicht beirren lassen", sagte er. "Als ich zum Beispiel diese Kekse abgeschafft habe, die in Konferenzen auf dem Tisch stehen, hat mich der Spiegel in einem großen Artikel der 'Cookie Cutter' genannt, obwohl das nichts Dramatisches war, 100.000 Mark vielleicht. Aber ich bin der Meinung, dass man auch mit solch kleinen Dingen Beispiele setzen kann."
Der Erfolg gab ihm letztlich - zumindest aus monetärer Sicht - recht: adidas verbuchte unter seiner Ägide enorme Umsatzsteigerungen und Rekordgewinne, bevor Hainer seinen Posten an Kasper Rorsted weitergab. Seit seinem Aus bei adidas genießt der 65-Jährige sein Rentnerdasein, trifft sich regelmäßig zum Golfspielen mit Hoeneß und ist neben seinem Engagement beim FC Bayern unter anderem Aufsichtsratsmitglied der Bayrischen Versicherungsbank und Lufthansa sowie Mitglied des Kuratoriums der Bundesliga-Stiftung. Im Zuge des Rücktritts von DFB-Präsident Reinhard Grindel wurde Hainer gar als möglicher Erbe gehandelt - sagte Spiegel-Informationen zufolge aber ab.