"Tanguy hat mit uns in der Champions League gespielt und er hat fast ein Jahr bei Bayern München verbracht, ohne zu spielen", sagte der Brasilianer am Donnerstagmorgen beim Radiosender France Bleu Paris. "Das Problem ist, zu denken, dass anderswo das Paradies ist. Es heißt: 'PSG hat einen Youngster verloren.' Aber manchmal denke ich, dass nicht PSG verliert, sondern die Youngster, die PSG verlassen."
Nianzou absolvierte seit seinem ablösefreien Wechsel zum deutschen Rekordmeister lediglich 21 Bundesligaminuten. Große Teile der bisherigen Spielzeit verpasste der 18 Jahre alte Innenverteidiger aber aufgrund von schweren Muskelverletzungen, die ihn insgesamt bereits vier Monate und 23 mögliche Pflichtspiele kosteten.
Bereits im Sommer hatte Leonardo das Vorgehen deutscher Klubs kritisiert, die in den vergangenen Jahren immer mehr zu einer guten Anlaufstelle für französische Talente - gerade aus der PSG-Akademie - wurden. So spielten sich beispielsweise Moussa Diaby (Bayer Leverkusen) und Christopher Nkunku (RB Leipzig) bei Bundesligisten fest, nachdem sie zuvor bei PSG langfristig keine Chance sahen, sich festzuspielen.
"Deutsche Klubs, allen voran Bayern München, Leipzig und Borussia Dortmund, fallen über junge Spieler her, das ist ein großes Problem", sagte Leonardo damals. Dass sich die Talente durch ihren Abschied von PSG aber selbst ein Bein in ihrer Karriere stellen, wie Leonardo behauptet, ist tendenziell in den vergangenen Jahren eher die Ausnahme als die Regel. Neben Nkunku und Diaby, die feste Größen bei Bundesligisten sind, lohnte sich auch für Dan-Axel Zagadou (BVB), Kingsley Coman (FC Bayern), Moussa Dembele (Atletico Madrid) oder Boubakary Soumare (OSC Lille) ein Wechsel weg von PSG.
BVB-Sportdirektor Zorc kontert Leonardo-Kritik
Dementsprechend konterte auch BVB-Sportdirektor Michael Zorc Leonardos Auslassungen über die Talenteflucht, die bei PSG seit einigen Jahren gang und gäbe ist. "Ich muss schon feststellen, dass Leonardo da offensichtlich einem Irrtum unterliegt", sagte Zorc im Juli des vergangenen Jahres, nachdem der PSG-Sportdirektor Bundesligisten wie dem BVB vorgeworfen hatte, über junge Talente von PSG "herzufallen" und versuchten, diese bereits in jungen Jahren durch Anrufe bei Eltern, Freunden und der Familie von einem Wechsel nach Deutschland zu überzeugen.
Dies sei jedoch in der Regel "genau andersrum", wie Zorc betonte: "Wir werden von den Familien und Beratern aus Frankreich aktiv angesprochen, da sie bei uns oft eine bessere Durchlässigkeit und ein höheres Entwicklungs-Potenzial der Talente sehen."
Im Falle von Nianzou, den Leonardo explizit angesprochen hatte, wird sich erst nach seinem Comeback nach Muskelbündelriss zeigen, inwiefern sich der Innenverteidiger in München festspielen kann oder nicht. Sein Vertrag bei den Bayern läuft noch bis 2024.
Mittlerweile trainiert der französische Junioren-Nationalspieler wieder mit Ball, solle jedoch nach seiner zweiten schweren Verletzung behutsam aufgebaut werden, wie Trainer Hansi Flick Ende Januar erklärte. Generell sei Flick jedoch sehr angetan von Nianzou: "Er ist ein großes Talent und hat auch eine super Einstellung. Er spricht schon deutsch, man kann sich mit ihm unterhalten. Er ist jeden Tag da und arbeitet absolut professionell. Das sind viele Voraussetzungen, die absolut positiv sind."