Nachdem er 2019 noch knapp gescheitert ist, könnte es für Leon Goretzka 2021 zum großen Triumph reichen. Unter den kürzlich nominierten elf Finalisten zum Fußballspruch des Jahres haben es diesmal gleich zwei Aussagen von ihm geschafft: "Corona ist wie Fußball. Es reicht ein einziger Kontakt, um alles auf den Kopf zu stellen." Und: "Es ist schön, mal wieder 82 Millionen Bundestrainer zu haben und nicht 82 Millionen Virologen."
2019 war Goretzka bei diesem Wettbewerb noch auf Platz zwei gelandet. Damals mit: "Ich bin ein Kind des Ruhrgebiets. Da antwortet man auf die Frage nach der Nationalität mit Schalke, Dortmund oder Bochum." Diese wiederholten Nominierungen zum Fußballspruch des Jahres sagen etwas über den 26-Jährigen. Goretzka bezieht gerne öffentlich Stellung, äußert sich dabei oft pointiert zu gesellschaftlich relevanten Themen.
Mit seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2026 hat der FC Bayern somit mehr als nur einen verlässlichen Mittelfeldspieler gebunden. Goretzka dient dem Klub gleichzeitig auch als positives Aushängeschild, als Sympathieträger, als Sprachrohr für die gute Sache. An der Säbener Straße weiß man das nur zu gut.
Herbert Hainer: "Goretzka ist ein Meinungsbildner"
Im Zuge der Vertragsverhandlungen mit Goretzka habe er in die "Vergangenheit des FC Bayern" geschaut, erzählte der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn bei der Pressekonferenz am Donnerstag. Und dabei festgestellt: "Unsere sehr, sehr erfolgreichen Mannschaften waren geprägt von ganz speziellen Persönlichkeiten." Persönlichkeiten wie Goretzka, der seit seinem ablösefreiem Wechsel vom FC Schalke 04 2018 laut Sportvorstand Hasan Salihamidzic zu einem "Gesicht dieser Mannschaft"gereift sei.
Präsident Herbert Hainer ergänzte in der Pressemitteilung zur Vertragsverlängerung: "Leon Goretzka passt aus vielen Gründen optimal zum FC Bayern: Zum einen werden seine sportlichen Qualitäten europaweit geschätzt. Zum anderen wirkt er als Persönlichkeit über das Spielfeld hinaus. Goretzka ist ein Meinungsbildner auf und neben dem Fußballplatz - und genau solche Spieler wünschen wir uns hier beim FC Bayern."
Goretzka äußert sich zu gesellschaftlich relevanten Themen
Im Zuge der Corona-Krise hat Goretzka nicht nur mit pointierten Aussagen für Aufmerksamkeit gesorgt, sondern auch mit Taten. Gemeinsam mit seinem Kollegen Joshua Kimmich gründete er umgehend nach Pandemie-Beginn die Spendenaktion #WeKickCorona. Eine Million Euro steuerten die beiden selbst bei, noch viel mehr sammelten sie anschließend ein.
Goretzka rief als Gesicht einer Kampagne des Bayerischen Roten Kreuzes zum Blutspenden auf, positionierte sich wiederholt klar gegen die rechtspopulistische Partei AfD und sensibilisierte mit einem Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Dachau zum Thema Nationalsozialismus.
Er lobte die Bewegung Fridays for Future und die Arbeit der Robert-Enke-Stiftung für ihren Einsatz beim Kampf gegen Depressionen. Längst legendär ist sein Herz bei der EM in Richtung des ungarischen Fan-Blocks, aus dem homophobe Parolen zu hören gewesen waren.
Seine Bühne für diese Taten und Aussagen hat sich Goretzka mit seinen hervorragenden fußballerischen Leistungen selbst geschaffen. In der Triple-Saison 2019/20 erkämpfte er sich einen unumstrittenen Stammplatz, den er - sofern fit - seitdem nicht mehr abgegeben hat. Durch die Vertragsverlängerung wird man Goretzka beim FC Bayern noch lange sehen - und anders als die meisten seiner Kollegen auch mit Aussagen zu gesellschaftlich relevanten Themen hören.