Die "Sport" hatte sich ganz besonders rausgeputzt an diesem Tag. Es war ja auch ein Festtag. "Otro 2-6" lautete der Titel. Im Split Picture jubelten oben die Spieler des FC Barcelona, unten sah man einen hilflosen Cristiano Ronaldo auf tiefschwarzem Hintergrund.
Eine besondere Gehässigkeit, aber eine zugegebenermaßen geniale. Im April 2009 brachte Barca dem Erzrivalen beim 6:2 im Bernabeu eine der schlimmsten Niederlagen der Geschichte bei und löste eine Massenhysterie beim königlichen Klub aus. Florentino Perez sah sich veranlasst, ein zweites Mal tief in die Tasche zu greifen und mit seinen Messias-Millionen die Dinge zugunsten Reals wieder gerade zu rücken.
Durch das Achtelfinal-Aus in der Champions League gegen Olympique Lyon ist dieser Versuch - zumindest vorerst - gescheitert. Zum sechsten Mal in Folge schied Real in der Königsklasse aus, in dieser Zeit gewann Barca den begehrten Pott zwei Mal. "Otro 2-6", ein weiteres 2-6.
Friedliche Koexistenz steht auf dem Spiel
Katalonien machte sich lustig über den Erzrivalen. Selbst eine so integre ältere Dame wie Magda Oranich, Präsidiumsmitglied bei Barca, konnte sich einen bissigen Kommentar nicht verkneifen. "Das war ein sehr gutes Beispiel dafür, dass man nicht die ganze Zeit aufgeblasen durchs Leben gehen kann."
Die friedliche Koexistenz der beiden Großklubs ist in diesen Tagen besonders gefährdet. Barcelona hat Real in den letzten Jahren den Rang abgelaufen und wittert die Chance, den Vorsprung auszubauen. Die Diskussion, wer im Land die Nummer eins ist, beschäftigt sogar die Politik.
"Real Madrid ist ein Mythos und wird immer größer sein als der FC Barcelona", sagte Manuel Cobo, zweiter Bürgermeister von Madrid. Wenn Barca am Abend (20.30 Uhr im LIVE-TICKER, auf SAT.1 und SKY) den VfB Stuttgart empfängt, hält Cobo selbstverständlich zu den Schwaben. "Warum soll ich für Barcelona sein? Barca ist unser Konkurrent, ich will, dass sie verlieren. Ich bin für Stuttgart."
Mehr Siege für Real Madrid
Seit 2004 holte Barca in der Primera Division bis zum 26. Spieltag der laufenden Saison 461 Punkte, schoss 476 Tore und fuhr 138 Siege ein. Real holte nur sieben Punkte weniger und gewann sogar mehr Spiele (141). Doch während Real nur zwei Mal Meister wurde, gewann Barcelona zwei Champions-League-Titel, drei Meisterschaften, wurde Pokalsieger und Klubweltmeister.
"Real Madrid ist traumatisiert. Es ist traurig mitanzusehen, wie sich dieser Weltklub immer wieder neu zu erfinden versucht, weil die Erfolge ausbleiben. Madrid fehlt das Fundament. Barca hat seine Talente, Real kauft Kaka und Ronaldo. Das kann nicht der Weg für die Zukunft sein", schrieb die angesehene Zeitung "El Pais".
Beim 3:0 gegen den FC Valencia am letzten Sonntag standen acht Eigengewächse in der Startelf des FC Barcelona. Gegen Stuttgart werden es ähnlich viele sein, auch wenn Regisseur Xavi verletzt ausfällt. Angst vor einem Waterloo gegen den VfB gibt es im Barca-Umfeld nicht, eine Peinlichkeit a la Real würde man sich gerne ersparen. "Wir fordern nichts. Aber spielt einfach so wie ihr es könnt", schrieb "Sport".
Nächste Jubiläums-Show?
Dass die Favoriten in dieser Champions-League-Saison vor sich hin purzeln, hat man auch in Barcelona mitbekommen. "Wir haben gesehen, was passieren kann. Wir sind noch lange nicht im Viertelfinale", sagt Lionel Messi, der die letzten fünf Ligatore für Barca erzielte.
Rechtsverteidiger Dani Alves glaubt, dass es in Spanien "viele Leute gibt, die sich wünschen, dass wir ausscheiden". Sollte es tatsächlich dazu kommen, "werden wir es wie echte Männer hinnehmen."Der Zeitpunkt für ein Heimspiel könnte für Barcelona aber günstiger kaum sein. Zum 100. Mal wird im Camp Nou ein Spiel im Landesmeister-Cup bzw. der Champions League ausgetragen.
Die Jubiläumsspiele waren bisher immer Festtage. Das erste wurde 1959 gegen CDNA Sofia mit 6:2 gewonnen. Spiel Nummer 25 war ein 4:1 gegen Dynamo Kiew, gefolgt von einem 4:0 gegen Leeds United (50.) und einem 5:0 gegen Panathinaikos Athen (75.).
Auch Stuttgart soll nur Sparringspartner sein auf dem Weg ins Finale. Das findet bekanntlich im Bernabeu statt. "Sport" wird sich im Fall der Fälle dann sicherlich wieder etwas Besonderes einfallen lassen.
FC Barcelona: Kader, Ergebnisse, Statistik