Punkt 2: Hoch, tief oder mittel verteidigen?
Egal ob Juventus schließlich eine 4er- oder 5er-Kette aufbietet, Allegri wird sich viele Gedanken darüber machen, wie hoch er seine Mannschaft verteidigen lässt. In Italien nur selten mit deutlich weniger Ballbesitz als der Gegner ausgestattet, ist man es nicht unbedingt gewohnt, tief und abwartend zu verteidigen.
Das heißt allerdings nicht, dass die Turiner nicht verteidigen können. Gegen den AC Florenz, der Juventus mit rund 38 Prozent Ballbesitz zurückließ, wurde das eigene Tor in zwei Phasen verschlossen. In einem 5-3-2 versperrte man der Fiorentina im ersten Schritt das Zentrum und konzentrierte sich dabei besonders darauf, den Sechserraum zu schließen.
Zwei-Phasen-Pressing gegen Ballbesitz
Konnten die Stürmer Zugriff herstellen, rückten sie heraus und setzten die gegnerischen Innenverteidiger aus der Mitte heraus unter Druck. Auf links verließ Khedira mehrfach seine Halbposition, um zu unterstützen oder gar selbst eine Pressingaktion auszulösen. Der Rest der Mannschaft folgte natürlich und stellte eine gute vertikale Kompaktheit her.
Schaffte es Florenz allerdings, die erste Phase zu überspielen und in die Hälfte von Allegris Mannschaft vorzustoßen, zog sich die Alte Dame extrem nah zusammen und verteidigte in einem tiefen Mittelfeldpressing nur wenige Meter vor dem eigenen Strafraum. Dabei wurden Zuspiele zwischen die Linien direkt aggressiv angelaufen, um die Spieler der Fiorentina sofort wieder zu einem Rückpass zu zwingen.
Für mobile Nutzer: Juventus Pressingphasen gegen Florenz (GIF)
Khedira stellt nahe des eigenen Mittelkreises Druck her und löst damit die Aktion aus. Florenz verlagert von rechts über den Innenverteidiger zum eigenen Torwart, der wiederum von Mandzukic im Vollsprint angegriffen wird und den Ball nach links weiterspielt.
Mandzukic eilt hinterher, Juventus verschiebt allerdings etwas zögerlich. Weil Pogba zu spät dazu kommt, kann sich die Fiorentina in die Hälfte des Gegners spielen. Dann zieht sich Turin aber sehr schnell zurück und verteidigt mit elf Mann in der eigenen Hälfte. Durch die Fünferkette sind herausrückende Bewegungen weitestgehend abgesichert.
Eine ähnliche Herangehensweise ist auch gegen die Bayern zu erwarten. Juventus wird sich rund um die Mittellinie formieren und bei bestimmten Pressingauslösern auch die Innenverteidiger des FCB anlaufen. Wird diese Phase nicht von einem Ballgewinn gekrönt, werden sich die Italiener auch nicht genieren, sich in der eigenen Hälfte einzuigeln und anschließend den Umschaltmoment zu nutzen.