Punkt 3: Suche nach der italienischen Schwachstelle
Gerade diese Momente, in denen Juventus sehr tief steht und kompakt verteidigt, werden die Bayern extrem fordern. Die Italiener sind kopfballstark, abgeklärt, erfahren und vor allem sehr gut eingespielt. Einzelne Ausfälle, Fehler oder zu schnelles Herausrücken werden stets abgesichert und von Nebenmännern aufgefangen.
Dennoch hat auch die stabilste Defensive - erst drei Gegentore stehen nach der Gruppenphase zu Buche - ihre Lücken. Bei 60 Gelben und 4 Roten Karten steht die Mannschaft insgesamt bereits, andere Top-Teams sind davon weit entfernt. Der FC Bayern (27/2), Borussia Dortmund (20/0), Manchester City (46/0), der FC Barcelona (37/1), Real Madrid (41/3) oder der SSC Neapel (48/1) liegen deutlich dahinter. Die Kartenflut weist auf ein Problem hin, das Juventus nur schwer in den Griff bekommt.
Die Turiner sind gerade in der ersten Phase ihres Pressings angreifbar. Wird das hohe Anlaufen überspielt, werden die Lücken zwischen den Mannschaftslinien oft sehr groß, vertikal ergeben sich Räume für den Gegner. Auch das Gegenpressing ist nicht immer ideal vorbereitet, das Team nach Ballverlusten oft etwas flach oder zentral unterbesetzt. Dann verhindern die Offensivkräfte Konter durch Fouls.
Verteidiger rücken aus Kette heraus
Die großen Lücken versucht man in den meisten Fällen über schnelles Herausrücken aus der letzten Linie zu beheben, geht dabei aber enormes Risiko. Barzagli, Bonucci und Chiellini verfügen über viel physische Präsenz und scheuen kein direktes Duell, sind aber oft auf sich alleine gestellt.
Sie vermeiden Fouls in Strafraumnähe, verhalten sich aber angesichts der Brisanz und Komplexität der Situationen nicht immer ideal. Die Absicherung des Herausrückens ist oft ungenügend, riskante Tacklings sind die Folge. Besonders Chiellini muss für den sehr hohen Linksverteidiger aushelfen, dann entstehen bisweilen Lücken zwischen dem zentralen Innenverteidiger Bonucci und dem nach links fallenden Chiellini.
Guardiola setzte in diesem Jahr bereits mehrfach schnelle, wendige Spieler in der Mitte ein. Douglas Costa kam in beiden Spielen gegen Arsenal durch die Mitte - denkbar ist eine ähnliche Option auch wieder gegen Juventus. Bringt er im Zentrum sein Tempo und seine Qualitäten im Eins gegen Eins ein, kann er alleine auf eine ungesicherte Abwehrkette zugehen. Oder Costa kann hinter die gegnerischen Außenverteidiger ausweichen, dort nach Räumen suchen und so Platz für seine nachstoßenden Mitspieler wie Thomas Müller schaffen. Gleiches gilt natürlich für Arjen Robben.