Weltklasse mit Hindernissen

Von Stefan Rommel / Andreas Lehner
Vom Testspiel gegen Chile bis zum WM-Titel: das Jahr 2014 des DFB
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Die Umstrukturierung

Keine 24 Stunden nach Mario Götzes Tor ereilte Löw das erste Rücktrittsgesuch. Sein Kapitän machte den Anfang, es folgten kurze Zeit später auch Klose und Per Mertesacker. Der Mannschaft fehlen seither drei Säulen, die teilweise für mehr als eine Dekade des deutschen Fußballs standen.

"Unglaublich viele gute Spieler kommen nach. Ich gebe den Platz frei, das schafft neue Möglichkeiten für neue Spieler. Die Nationalelf ist so gut aufgestellt, mir ist überhaupt nicht bange, wenn jetzt drei Nationalspieler zurücktreten", sagte Mertesacker. Trotzdem fehlen seitdem der ehemalige Kapitän und zwei Spieler des Mannschaftsrats.

Schweinsteiger plagen immer mehr Wehwehchen, Khediras Rolle bei Real ist derzeit ungewiss, Lukas Podolski will im Winter den FC Arsenal verlassen - auch, um im DFB-Dress nochmal einen Angriff wagen zu können auf die Jugend, die unaufhörlich drängelt.

Die Nachwehen der WM wurden in den letzten Spielen deutlich sichtbar. Alleine die letzten Tage im Rahmen der letzten beiden Spiele des Jahres standen voll im Zeichen des WM-Triumphes: Empfang beim Bundespräsidenten, die Premiere des WM-Kinofilms, Ehrungen für einzelne Spieler bei den Galaveranstaltungen des "Laureus" und beim "Bambi".

Eigentlich sollte sich so langsam eine neue Mannschaft herauskristallisieren. Im Moment dürfte jeder beim DFB aber in erster Linie froh sein, dass das Jahr vorbei ist und es erst wieder Ende März in der EM-Qualifikation weitergeht. Zuletzt war viel Drumherum und wenig Fußball. "Das ist ja alles auch schön, aber die Vergangenheit muss Vergangenheit sein", sagte Löw, mittlerweile auch ein wenig genervt.

Er selbst hatte auf der ersten Pressekonferenz nach dem Turnier die wichtigsten Schritte eingeleitet. Thomas Schneider folgt als Co-Trainer auf Hansi Flick, Schweinsteiger als Kapitän auf Lahm. "Stillstand darf es nicht geben!", hatte Löw gefordert. Bekommen hat er seitdem: Stillstand.

Nicht umsonst hat der Bundestrainer schon angedeutet, die Zügel wieder deutlich anzuziehen. Und er hat bestimmte Spieler auch in der etwas schwierigeren Phase schon ausdrücklich gelobt. Jene Spieler, mit denen er den Umbruch angehen und auf sie setzen will. Toni Kroos etwa oder Jerome Boateng. Die beiden Spieler, die im Jahr 2014 sicherlich den größten Sprung nach vorne gemacht haben und im internen Ranking neue Positionen bezogen haben.

Löw lobte Spieler wie Boateng, die "immer noch brennen, die sich mit nichts zufrieden geben, nicht einmal mit einem Weltmeistertitel." Und er lobte Kroos im Nachlauf der abschließenden Partie gegen Spanien. "Toni ist der beste Mittelfeldspieler. Er sorgt für Ordnung und Ausgeglichenheit auf dem Platz und er kann geniale Pässe spielen."

Kroos hat sich auf der zentralen Position vor der Abwehr enorm entwickelt, ist vom Ergänzungs- zum Stammspieler gereift und kann in Zukunft eine noch wichtigere Rolle im Team einnehmen.

Es war auch ein schöner Zufall, dass mit ihm eine der bestimmenden Figuren des abgelaufenen Länderspieljahres und hoffentlich der nahen Zukunft in Vigo mit seinem Treffer den Schlusspunkt setzte...

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