Eine Mördergrätsche und zwei Sieger

Von Für SPOX in Moskau: Stefan Rommel
Da wurde es noch mal eng: Debütant Boateng flog in der 69. Minute vom Platz
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat sich bereits am vorletzten Spieltag die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika gesichert.

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Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw gewann beim einzigen Verfolger Russland dank einer insgesamt konzentrierten Leistung mit 1:0 und ist damit mit vier Punkten Vorsprung vor dem abschließenden Heimspiel gegen Finnland in Hamburg von den Russen nicht mehr einzuholen.

Vor 75.000 Zuschauern im restlos ausverkauften Moskauer Luschniki-Stadion erzielte der Münchener Miroslav Klose in der 35. Minute das Tor des Tages.

Löw hatte wie schon vermutet gegen die enorm spielstarken Russen auf ein 4-2-3-1 gesetzt, das seine Mannschaft relativ defensiv interpretierte.

Die deutsche Mannschaft in der Einzelkritik:

Rene Adler: Bystrow, Kerschakow, Arschawin - wie schon im Hinspiel verzweifelten die Russen am Leverkusener. Wo die Gastgeber auch hinzielten, Adler war schon da. Ein perfekter Abend, nicht nur wegen der geschafften Qualifikation. Adler hat sich einen großen Vorsprung im Kampf um die Nummer eins herausgearbeitet, den die Konkurrenz wohl nur noch schwer aufholen kann. Note 1

Jerome Boateng: Zu Beginn mit viel Ruhe in seinen Aktionen und auch in brenzligen Situationen abgeklärt am Ball. Allerdings ausschließlich auf Defensive besonnen. Lief kaum an, um die Angriffe zu unterstützen, sondern blieb im Halbfeld stehen und flankte dann auch noch schlecht. Bei seiner Mördergrätsche gegen Bystrow mit unheimlich viel Glück, dass der Russe noch knapp außerhalb des Sechzehners war. Wegen der Gelben Karte hätte ihn Löw einfach zur Pause runternehmen müssen. Kam dann nochmals gegen Bystrow zu spät und musste mit Gelb-Rot runter. Note 5

Per Mertesacker: Organisierte die Abwehr wie gewohnt unaufgeregt. Stark in der Luft, am Boden wirkte er bei Arschawins Pass auf Bystrow vor der großen Chance aber etwas ungelenk. Auch beim langen Ball auf Kerschakow, der Arschawins Chance in der zweiten Halbzeit ermöglichte, mit einem ungewohnten Stellungsfehler. Wirkte insgesamt nicht so souverän wie sonst. Note 3

Heiko Westermann: Viel Licht, aber auch viel Schatten beim Schalker. Machte seine Schnelligkeitsdefizite gegen den umtriebigen Kerschakow größtenteils durch ein gutes Stellungsspiel wett, hatte aber auf dem glitschigen Untergrund einige technische Probleme bei der Ballverarbeitung und war bei vielen seiner Abspiele unkonzentriert und fahrig. Note 4

Philipp Lahm: Schaltete sich deutlich mehr ins deutsche Offensivspiel mit ein, ohne aber eine wirklich gefährliche Situation zu initiieren. Defensiv hatte er die linke Seite, auf der er mal wieder ran durfte, gut im Griff. Nur einmal mit einem Schuljungenfehler gegen Kerschakow, als er dem Russen an der Torauslinie die Innenbahn anbot und der diese zu einer gefährlichen Hereingabe nutzte. Aber wieder war zu sehen: Die linke Seite liegt ihm für seine Vorstöße mehr. Note 3

Michael Ballack: Ein typisches Ballack-Spiel in einer großen Partie. Der Kapitän fällt nicht oft auf, macht aber dafür umso mehr für seine Mannschaft. So auch die kleinen Dinge, die vor allem in der Defensive gefragt waren. Allerdings brachte er in der zweiten Halbzeit, als die Russen vehement drückten, auch keine Ruhe ins Spiel. Note 3

Simon Rolfes: Löw traute sich und ließ den formschwachen Hitzlsperger auf der Bank. Rolfes sagte artig danke und zeigte eine starke Vorstellung an der Seite von Ballack im defensiven Mittelfeld. Der Leverkusener war der Löcherstopfer im deutschen Spiel, wenig spektakulär in seinem Schaffen, aber dafür umso effektiver. Note 2

Bastian Schweinsteiger: In der halb-offensiven Dreierkette im Mittelfeld zu Beginn offensiv der auffälligste Deutsche. Gute Dribblings und Laufwege. Leider übersahen ihn die Mitspieler geflissentlich. Schweinsteiger hatte die unangenehme Aufgabe, auf seiner rechten Seite offensiv fast alles alleine machen zu müssen, weil er vom ultra-defensiven Boateng kaum Unterstützung bekam. Suchte in der zweiten Halbzeit auch den Torabschluss und war damit durchaus gefährlich. Aggressiv und trotzdem geschickt im Zweikampf. Ein sehr ordentliches Spiel. Note 2

Mesut Özil: Auch hier ein richtiger Schachzug von Löw: Er schenkte Özil alle Freiheiten, die anderen mussten für den Bremer in der Defensive zu großen Teilen mitarbeiten. Als Belohnung schaffte es Özil immer wieder, sich hinter Denissow zwischen Russlands Abwehr und Mittelfeld zu schieben und dort mit Zug auf die Abwehr zuzugehen. Perfekt seine Einleitung und sein Assist zum 0:1, Pech beim Lattenschuss in der zweiten Halbzeit. Bis zu seiner taktisch bedingten Auswechslung bester deutscher Feldspieler. Note 1

Lukas Podolski: Sehr engagiert in den Zweikämpfen. Bisweilen etwas zu forsch, was einige brenzlige Freistoßmöglichkeiten für die Russen ergab. In der Offensive nicht oft zu sehen, bei seinen ausgewählten Aktionen aber zielstrebig. Perfekter Pass in die Tiefe auf Özil vor dem 1:0. Hatte in der zweiten Halbzeit eigentlich mehr Platz für sein Offensivspiel, nutzte den aber zu selten. Note 3

Miroslav Klose: Der umtriebige Arbeiter, den eine Spielanlage mit nur einer Spitze verlangt. Sehr eifrig in der Rückwärtsbewegung, mit vielen langen Spurts bis tief ins Mittelfeld, um den Gegner noch zu stören. Beim 1:0 setzte er sich mit Biss und Geschick gegen Ignaschewitsch durch. Note 2

Arne Friedrich: Kam nach Boatengs Platzverweis doch noch zu seinem Einsatz auf der rechten Seite. Diese hatte er trotz einiger Wackler gut im Griff. Nach vorne traute sich der Berliner in Unterzahl verständlicherweise gar nichts zu. Note 3

Piotr Trochowski: Kam wenige Minuten vor dem Ende für Podolski, um noch ein wenig an der Uhr zu drehen. Keine Benotung

Mario Gomez: Auch Gomez durfte noch ein paar Minuten aufs Feld und ersetzte Klose. Keine Benotung

Das Spiel in der SPOX-Analyse