Der FC Bayern ist nach einem 5:2-Sieg beim FC Augsburg ins Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen. Das Ergebnis trügt aber über ein anhaltendes Problem hinweg. Außerdem hängt ein Offensiv-Star weiterhin durch, während ein anderer sich zum Heilsbringer entwickelt. Drei Erkenntnisse.
FC Bayern: Dagegen ist der FCB besonders anfällig
Wie schon bei der ersten Saisonpleite in der Bundesliga, der Negativhöhepunkt von Bayerns Herbstkrise, stellte der FC Augsburg die Münchner mit einem einfachen Schachzug vor große Probleme: hohes Anlaufen und aggressives Pressing auf den Ballführenden. In den ersten zehn Minuten resultierten daraus gleich drei gefährliche Situationen. Während die ersten beiden Chancen noch inkonsequent zu Ende gespielt wurden, führte die letzte schließlich zur Führung. Auch das zwischenzeitliche 2:3 war eine Folge dessen.
Julian Nagelsmann sowie auch Leon Goretzka fassten die Anfangsphase beim ZDF mit einem Wort zusammen: "Katastrophe". Der Bayern-Trainer führte aus: "Wir hatten keinen guten Start ins Spiel, die ersten zehn Minuten waren nicht gut. Da waren wir sehr träge, haben wenig Zweikämpfe gewonnen oder angenommen."
Weder Goretzka noch Joshua Kimmich hatten in dieser Phase eine Bindung zum Spiel. Das erkannte auch Goretzka an, ohne eine Erklärung für den kleinen Rückfall zu haben: "Das ist eine sehr gute Frage", antwortete er mit dem Gedanken an den Grund: "Das war vor vier Wochen auch so. (...) Wir wussten ja, was uns erwartet und was auf uns zukommt."
Die Umsetzung dauerte aber gut 20 Minuten. Insbesondere als das Mittelfeld-Duo "den Kampf" (Goretzka) gegen die Härte der Fuggerstädter annahm und so erste Zweikämpfe gewann, übernahmen die Bayern zunehmend Kontrolle und kamen so zu Abschlüssen.
Augsburg zeigte sich davon beeindruckt, zog sich weit in die eigene Hälfte zurück und ließ den deutschen Rekordmeister zurück in die Komfortzone. Die Partie kippte, was schließlich in einem deutlichen Ergebnis mündete - auch wenn es trotz guter Möglichkeiten am Ende wohl ein Tor zu hoch ausfiel.
Gegen Mannschaften mit mehr Qualität, wie zum Beispiel die TSG Hoffenheim am Samstag oder eben Barça am nächsten Mittwoch, könnte diese Achtlosigkeit beim Spiel gegen den Ball mehr bestraft werden. Wird die Baustelle aber schnell behoben, sind Kampfansagen wie die folgende von Goretzka hingegen nicht unangebracht: "Wir werden jetzt jede Woche hoch motiviert in die Spiele gehen und versuchen, einiges in Fußball-Deutschland gerade zu rücken."
FC Bayern München: Die nächsten Spiele
Termin | Gegner | Wettbewerb | Ort |
22. Oktober, 15.30 Uhr | TSG Hoffenheim | Bundesliga | Auswärts |
26. Oktober, 21 Uhr | FC Barcelona | Champions League | Auswärts |
29. Oktober, 15.30 Uhr | FSV Mainz 05 | Bundesliga | Heim |
FC Bayern: An Eric Maxim Choupo-Moting führt kein Weg vorbei
"Er ist ein Super-Spieler, deswegen spielt er gut", zog Goretzka ein kurzes Fazit über Eric Maxim Choupo-Moting (SPOX-Note: 1,5). Nachdem dieser bereits am Wochenende gegen den SC Freiburg geglänzt hatte und sogar schon Superlative ("bester Sohlenspieler der Welt") durch die Allianz Arena flogen, setzte der einzige echte Stürmer im Bayern-Kader in Augsburg noch einen drauf. Mit einem Doppelpack und einem Assist schraubte er sein Scorerkonto auf sechs hoch. Was sich auf den ersten Blick als eine solide Quote liest, ist bei genauerem Hinsehen viel mehr als das.
Denn Choupo-Moting durfte in dieser Spielzeit nur viermal eine Hälfte oder mehr spielen, ansonsten kam er nur zu Kurzeinsätzen. Sowohl in Augsburg als auch gegen Freiburg, beide Male in der Startelf, erwies er sich als das fehlende Puzzleteil der Offensive. "Ich finde, seine Art zu spielen tut uns gut, seine Körperlichkeit, die Bälle zu halten. Gerade wenn der Gegner wie Augsburg mit extremem Risiko verteidigt", erneuerte Nagelsmann sein Lob für den Kameruner, den er am Wochenende schon als "extrem guten Zielspieler" bezeichnet hatte.
Auch wenn Nagelsmann diesmal keine weitere Startelfnominierung aussprach - das tat er nach dem Freiburg-Spiel -, gibt es derzeit keinen Grund, Choupo-Moting wieder in die Riege der Ergänzungsspieler zu packen. Zumal er durch seinen neuerlichen Lauf statistisch gesehen sogar erfolgreicher ist als Robert Lewandowski.
Seit seinem Wechsel von Paris Saint-Germain (2020) war er rund alle 71 Minuten an einem Toren direkt beteiligt (22 Treffer und acht Vorlagen in 67 Spielen), Lewandowski hingegen brauchte im Schnitt 76,3 Minuten für einen Scorerpunkt. Auch wenn dieser Wert aufgrund Choupo-Motings vieler Einwechslungen im Vergleich zu dem des Polen freilich verzerrt ist, führt aktuell kein Weg mehr an ihm vorbei. An diese Quote kommt schließlich kein anderer aktueller Bundesliga-Spieler heran.
Die Stürmer-Debatte dürfte damit zwar für den Moment beendet sein, eine Dauerlösung wird Choupo-Moting voraussichtlich aber nicht darstellen. Das deckt sich auch mit den Informationen der Sport Bild, wonach Thomas Müller die Rolle in vordester Front auf lange Sicht ausüben soll.
Der derzeitige Heilsbringer ist demnach eher wieder als Backup eingeplant, zumal das Arbeitspapier des 33-Jährigen am Saisonende ausläuft. Über Vertragsgespräche ist noch nichts bekannt, auch wenn die Bayern nach aktuellem Stand gut beraten wären, über eine weitere Zusammenarbeit nachzudenken. Einen "Super-Spieler" kann schließlich jedes Top-Team gebrauchen.
FC Bayern: Sadio Mané könnte zum Problemfall werden
Während sich Choupo-Moting, Jamal Musiala, Leroy Sané (vor seiner Verletzung) seit Wochen und Serge Gnabry in den vergangenen beiden Spielen in guter bis herausragender Form befinden, hängt ein Offensiv-Star durch: Sadio Mané. Ausgerechnet, möchte man sagen. Sollte der Senegalese doch zum Königstransfer und - nach Robert Lewandowskis Abschied - neuen Unterschiedsspieler avancieren.
In Augsburg wirkte der 30-Jährige wie schon zu Beginn der Sieglos-Serie, bis auf ein paar wenige Ausnahmen (Leverkusen, Pilsen und Freiburg), wie ein Fremdkörper. Das zeigen auch seine Statistiken. Obwohl er knapp 60 Minuten auf dem Platz war, kam er auf lediglich zehn Ballaktionen mehr als seine Ablösung Kingsley Coman. Dazu kommen sechs Dribblings, wovon nur eines erfolgreich war, 14 teils völlig unnötige Ballverluste und drei Abschlüsse, denen es allesamt an Genauigkeit fehlte (xG-Wert von 0,86).
Während das Projekt, Mané in der Sturmspitze einzusetzen, bereits abgehakt scheint, droht auch die Umpositionierung auf seine eigentlich favorisierte linke Außenbahn zu scheitern. Denn was in Liverpool über Jahre wie am Schnürchen klappte, ist im Bayern-Trikot kaum der Fall.
In Dribblings fehlt ihm trotz seiner zweifellos hohen Geschwindigkeit das Durchsetzungsvermögen, im Kurzpassspiel geht ihm das Gefühl für den Mitspieler sowie die Selbstverständlichkeit teilweise völlig ab und der Mann für die wichtigen Tore ist er gleich zweimal nicht.
Lediglich einer seiner bislang neun erzielten Treffer (in 17 Pflichtspielen) hatte eine Führung für den FC Bayern zur Folge: Beim 4:2-Sieg gegen Viktoria Pilsen in der Champions League traf er zum 1:0. Im Supercup gegen RB Leipzig (5:3) netzte er immerhin noch zum 2:0, die restlichen Treffer trugen nur zur Höhe des Endstands bei - als das Spiel schon entschieden war.
Von Sportdirektor Hasan Salihamidzic und Nagelsmann bekommt Mané derweil bei jeder Gelegenheit Rückdeckung. Dabei fällt oft der Begriff "Zeit". Bei dieser Konkurrenz, vor allem wenn Coman wieder zu alter Stärke findet und Sané genesen ist, gehen ihm - abgesehen von seinem Starfaktor - allerdings so langsam die Argumente für einen Stammplatz aus.
FC Bayern: xG-Werte aller FCB-Angreifer in Augsburg
Spieler | Abschlüsse | xG-Wert laut Statsperform | Tore |
Sadio Mané | 3 | 0,86 | 0 |
Serge Gnabry | 5 | 0,42 | 0 |
Jamal Musiala | 3 | 0,27 | 1 |
Eric Maxim Choupo-Moting | 6 | 0,67 | 2 |
Kingsley Coman (ab 58.) | 2 | 0,17 | 0 |
Thomas Müller (ab 80.) | 0 | 0 | 0 |