Den 3. Mai wird Eric Abidal so schnell sicher nicht vergessen. Nur sechs Wochen nach der erschütternden Diagnose Leber-Tumor, stand der französische Verteidiger in Diensten des FC Barcelona wieder auf dem Rasen. Unter Standing Ovations wurde Abidal im Champions-League-Rückspiel gegen den Erzrivalen aus Madrid in der 90. Minute eingewechselt.
Die Rückkehr krönte der zum Islam konvertierte Profi wenig später mit dem Gewinn des Titels gegen Manchester United. Kapitän Carles Puyol zeigte Größe und überließ dem Franzosen den Vortritt bei der Siegerehrung. So durfte Abidal 72 Tage nach seiner OP den Pott als Erster in den Himmel von London stemmen."Ich werde diesen ganz speziellen Moment, als ich den Pokal bekam, nie vergessen. Mein Herz bebte. Es war meine Rückkehr ins Leben", sagt der Franzose rückblickend.
Bittere Platzverweise
Zwar war es schon sein zweiter Titel in der Königsklasse, aber beim Sieg 2009 musste er das Spiel von der Tribüne aus verfolgen. Eine umstrittene Rote Karte im Halbfinale gegen den FC Chelsea zwang ihn dazu.
Es war nicht der erste tragische Platzverweis in der Karriere des Lyoners. Bei der EM 2008 sah Abidal im entscheidenden letzten Vorrundenspiel schon nach 24 Minuten die Rote Karte. Eine Notbremse an Luca Toni war schuld. Italien gewann mit 2:0 und Frankreich durfte als Gruppenletzter die Heimreise antreten.
Überhaupt ist seine Nationalmannschaftskarriere bisher nicht gerade eine Erfolgsgeschichte. Bei der WM 2006 war er zwar eine der Konstanten im Team von Raymond Domenech. Er spielte bis auf das letzte Gruppenspiel alle Partien und verwandelte im Finale seinen Elfmeter. Zum Titel langte es aber bekanntlich nicht.
Teil der Spielerrevolte bei der WM
Vier Jahre später bei der WM in Südafrika gehörte der Linksverteidiger zu den Beteiligten bei der unwürdigen Spielerrevolte gegen Trainer Domenech. Für das letzte entscheidende Gruppenspiel gegen Gastgeber Südafrika fühlte er sich "ausgebrannt" und zog es vor, nicht zu spielen.
Wieder ging es frühzeitig nach Hause. Anders als seine Kollegen Nicolas Anelka, Patrice Evra, Franck Ribery und Jeremy Toulalan wurde Abidal allerdings nicht verbandsintern gesperrt und konnte so direkt unter Nachfolger Laurent Blanc Wiedergutmachung betreiben.
Wiedergutmachung, die erst mit einem überzeugenden Auftritt in Polen und der Ukraine abgeschlossen sein dürfte. Abidal und seine Kollegen haben viel Kredit bei ihren Anhängern verspielt. Auch wenn die Franzosen nicht zu den heißesten Titelanwärtern zählen, für den Verteidiger dürfte es die letzte Chance auf einen Titel mit der Equipe Tricolore sein. Er feiert kurz nach der EM seinen 33. Geburtstag.
Ob er dann weiterhin das Trikot des FC Barcelona tragen wird, ist noch ganz sicher. Sein Vertrag läuft aus. Abidal würde gerne um zwei Jahre verlängern, noch ist der Deal aber nicht in trockenen Tüchern. Zuletzt signalisierten der AC Milan, Manchester City und der neureiche Hauptstadtklub Paris Saint-Germain Interesse an Abidal.
Doch nach seiner Erkrankung im Frühjahr dürften sich die Prioritäten des Verteidigers vermutlich sowieso verschoben haben.
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