Andrej Schewtschenko, Dennis Rommedahl, Mark van Bommel, Robbie Keane, Eric Abidal und Frank Lampard haben eins gemeinsam. Sie alle stehen vermutlich vor ihrem letzten großen Turnier. Vor der EM-Auslosung am Freitag (17.45 Uhr im LIVE-TICKER) blickt SPOX auf die Karrieren der Routiniers zurück.
Es ist ruhig geworden um Andrej Schewtschenko - die glorreichen Zeiten, in denen er von jedem Verteidiger der Welt gefürchtet wurde, scheinen eine Weile zurück zu liegen.
Mittlerweile ist Schewtschenko 35 Jahre alt und steuert im letzten Jahr seiner Karriere einem Höhepunkt entgegen, den nicht alle Spieler erleben dürfen: einer EM im eigenen Land.
EM nicht sicher
Ein außergewöhnlicher Abschluss einer außergewöhnlichen Karriere. Eigentlich. Doch Schewtschenko wäre nicht Schewtschenko, wenn er sich und seine Form nicht realistisch einschätzen könnte.
"Wenn ich körperliche Probleme habe und den hohen Anforderungen, die an ein Mitglied der Nationalmannschaft gestellt werden, nicht mehr gerecht werden kann, werde ich nicht auf dem Platz stehen."
Nur zu gut weiß er selbst, dass all die Jahre auf europäischem Boden ihre Spuren hinterlassen haben. Sein Rücken macht ihm schwer zu schaffen, Experten aus England und Deutschland unterstützen ihn regelmäßig in seinem Kampf gegen die mittlerweile fast chronischen Beschwerden.
"Unser Team braucht ihn"
Ein Ausfall würde die Fußballnation tief treffen. Seit fast 20 Jahren zerreißt sich Schewa für seine Mannschaft, führte sie bis ins Viertelfinale der WM 2006.
"Andrej ist nicht irgendein Fußballspieler. Er ist auch ein Mensch von ungeheuerer Autorität, und unser Team braucht ihn", sagt Trainer Oleg Blochin.
Die Autorität hat er sich über Jahre hinweg erarbeitet. Bei Dynamo Kiew gestartet, verschlug es ihn Ende der neunziger Jahre zum AC Milan - seine erfolgreichste Zeit.
Dass er 2006 dem Lockruf des FC Chelsea nicht widerstehen konnte, haben ihm die meisten Anhänger der Rossoneri längst wieder verziehen.
Schewtschenko als Symbol der Ukraine
Es passt ins Bild, dass der so heimatverbundene Schewtschenko vor der EM wieder zu seinem Heimatverein zurückgekehrt ist - der Kreis hat sich für ihn geschlossen.
Die Angst, dass er ausfallen könnte, bleibt trotzdem. Sein Teamkollege Andrij Voronin spricht der Mannschaft und wohl auch dem gesamten Land aus der Seele: "Er ist ein Symbol für die Nationalmannschaft. Es ist unmöglich, sich ein EM-Team ohne ihn vorzustellen."
Seite 2: Dänemarks Flügelspieler Dennis Rommedahl
Seite 3: Hollands Agressive Leader Mark van Bommel
Seite 4: Irlands Sturmlegende Robbie Keane
Seite 5: Frankreichs Defensiv-Allrounder Eric Abidal
Seite 6: Englands Box-to-Box-Player Frank Lampard
Dänemark bei der WM 2010, das war eher Tischfeuerwerk als Danish Dynamite. Lediglich beim 2:1 gegen Kamerun zeigten die Skandinavier, dass sie "Holland Light" sein können, wie es der schwedische Nationaltrainer Erik Hamren kürzlich ausdrückte. Überragender Mann beim Sieg gegen die Afrikaner war mit einem Tor und einer Torvorlage Dennis Rommedahl.
Dabei brachte die Entscheidung, dem damals 31-Jährigen das Vertrauen zu schenken, Trainer Morten Olsen in den Medien harsche Kritik ein. Denn Dennis Rommedahl hat ein Imageproblem: Für seine Kritiker ist der Rechtsaußen eher Sprinter als Fußballer. Der britische Radiosender "Talksport" wählte ihn im Sommer dieses Jahres in die Top Ten der schnellen, aber schlechten Spieler - neben David Odonkor, versteht sich.
Dennoch hat es Rommedahl im Gegensatz zu seinem deutschen Pendant zu einer beachtlichen Nationalmannschaftskarriere gebracht: 113-mal lief er bisher für Dänemark auf und hat damit hinter Peter Schmeichel die zweitmeisten Länderspiele auf dem Buckel. Zudem erhielt er 2007 und 2010 die Auszeichnung als Dänemarks Fußballer des Jahres.
Die besten Zeiten sind vorbei
Eine große Vereinskarriere blieb Rommedahl allerdings verwehrt. Seine erfolgreichste Zeit hatte er von 1998 bis 2004 beim PSV Eindhoven, insbesondere in seinen letzten beiden Jahren als Teil des furiosen Offensivtrios mit Arjen Robben und Mateja Kezman.
Alle drei wechselten 2004 nach London, doch während Robben und Kezman beim FC Chelsea anheuerten, landete Rommedahl bei Charlton Athletic. Einen Spitzenklub traute er sich nicht zu: "Ich hatte Angst, dass ich zu oft draußen sitze, ich fühlte mich nicht reif genug."
Der Wechsel zu Charlton allerdings wurde zum Knackpunkt einer seitdem bestenfalls stagnierenden Karriere. Weder in London noch bei seinen weiteren Stationen Ajax Amsterdam, Nijmegen und Olympiakos Piräus konnte Rommedahl die Erwartungen erfüllen.
Inzwischen spielt er für Bröndby und kämpft in seiner Geburtsstadt Kopenhagen gegen den Abstieg aus der ersten Liga.
Bei Morten Olsen gesetzt
Trotz seines sinkenden Sterns ist Rommedahl für den dänischen EM-Kader 2012 gesetzt. In der Quali stand er immer von Anfang an auf dem Platz und dankte es mit drei Toren und drei Torvorlagen.
Morten Olsen baut auf Rommedahls Erfahrung aus den WM-Endrunden 2002 und 2010 sowie der EM 2004. Bei beiden Weltmeisterschaften konnte er sich in die Torjägerliste eintragen, auf ein EM-Tor wartet er noch. Doch vielleicht kann "Dennis Dynamite", wie ihn die dänische Presse nach dem Sieg gegen Kamerun taufte, auch in Polen und der Ukraine seine Kritiker eines Besseren belehren.
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Er ist der Agressive Leader, derjenige, der mit seiner harten Spielweise dem Gegner den Schneid abkauft und der auf und neben dem Platz vorangeht. Die Rede ist von Mark van Bommel. Der Kapitän der niederländischen Elftal steht vor seinem letzten Turnier und möchte endlich einen Titel mit der Nationalmannschaft erringen.
Einst adelte Ottmar Hitzfeld ihn mit der Bezeichnung des Agressive Leaders. Van Bommel geht voran, treibt an und haut auch mal dazwischen, wenn es sein muss.
Das hat ihm nicht immer nur Freunde eingebracht. Er polarisiert, doch überall wo der 34-Jährige aktiv war, hatte er Erfolg.
Karrierestart in Sittard
Als 18-Jähriger führte er Fortuna Sittard aus der zweiten Liga in die Ehrendivisie und entwickelte sich schnell zu einem der besten Mittelfeldspieler der Niederlande.
Mit dem PSV Eindhoven dominierte er jahrelang die Liga. Vier Titel in sechs Jahren und ein Vertrag beim FC Barcelona waren die Folge. Mit den Katalanen holte er auf Anhieb Champions League und Meisterschaft. Seine bissige Spielweise, aber auch seine Torgefahr waren gefürchtet.
Doch in Spanien erlangte er nie die Wertschätzung, die er aus den Niederlanden kannte. Der rustikale van Bommel und die filigranen Messis, Xavis und Co., das passte nicht. Dabei bereitete sich der Sechser gewissenhaft auf sein Engagement in Spanien vor. Vom ersten Tag an meisterte er alle Interviews auf Spanisch.
Probleme bei Barca
Die Bayern überlegten nicht lange und sicherten sich die Dienste van Bommels im zweiten Anlauf. Und der Transfer entwickelte sich zur absoluten Erfolgsgeschichte. Der Niederländer avancierte auf Anhieb zum Leistungsträger und Führungspersönlichkeit. Die Ernennung zum Kapitän nur eine logische Folge.
Seine Titelsammlung konnte er um zwei weitere Meisterschaften und zwei Pokalsiege erweitert. Wäre da nicht die Meinungsverschiedenheit mit Trainer Louis van Gaal gewesen, würde van Bommel sicher immer noch die Geschicke im Münchner Mittelfeld lenken. Doch die Gräben zwischen den beiden impulsiven Landsmännern waren zu groß.
Van Bommel nutzte die Gelegenheit und heuerte beim nächsten Topklub an - dem AC Milan. Und als wäre er eine Titelgarantie, holten er mit den Rossoneri gleich in der ersten Saison den Scudetto.
Unerfüllte Elftal-Karriere
Auf Vereinsebene ist van Bommel ein richtiger Titelhamster. In jeder Liga, in der der aktiv war, holte er auch die Meisterschaft.
Stockender verlief da sein Weg im Nationalteam. Zwar debütierte er bereits im Jahr 2000 im Trikot der Elftal, doch auf sein erstes großes Turnier musste er lange warten. 2002 verpassten die Niederländer überraschend die Qualifikation, 2004 stoppte ihn eine hartnäckige Achillessehnenverletzung.
Auch die Teilnahme an der WM 2006 war lange Zeit fraglich. Der Grund war sein angespanntes Verhältnis zu Bondscoach Marco van Basten. Zähneknirschend nahm der ehemalige Weltklassestürmer van Bommel letztendlich doch mit und setzte ihn immerhin in drei von vier Spielen ein. Doch nach der WM war Schluss. Der Mittelfeldspieler wurde für die ersten beiden Länderspiele nach dem Turnier nicht mehr eingeladen. Van Bommel sah das als Affront und erklärte, dass er unter van Basten nicht mehr im Nationalteam auflaufe.
Gesagt, getan! Erst unter dem neuen Bondscoach Bert van Marwijk, seinem Schwiegervater, lief er 2008 wieder für die Elftal auf- und nicht nur das, van Bommel wurde zum Kapitän ernannt und führte seine Mannschaft bis ins WM-Finale 2010. Die Krönung blieb bekanntlich aus. Vorerst! Denn van Bommels Ziel ist klar: Seine internationale Karriere mit dem Triumph bei der EM in Polen und der Ukraine beenden.
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Wer in Tallaght, einem stereotypen Working-class-Vorort von Dublin aufwächst, hat in der Regel nur geringe Chancen, ein begnadeter, alle Hindernisse mit Leichtigkeit nehmender Künstler zu werden.
Vielmehr prägt hier die Bleischwere des grauen, körperlich strapaziösen Arbeitsalltags das Leben, dem nur mit besonderer Zähigkeit und Fleiß zu entrinnen ist. Attribute, die sich Robbie Keane, der nie durch überragende fußballerische Begabung Aufsehen erregte, schnell zu Eigen machte.
Keanes Biographie liest sich zunächst wie die klassische Aufsteiger-Mär: Beflissen kämpfte sich der junge Ire von Crumlin United über die Wolverhampton Wanderers und Coventry City bis hin zu Marcello Lippis Inter Mailand und stellte zwei damalige Ablöserekorde für Teenager im britischen Fußball auf.
Immer wieder Karriereknicks
In der Folge erlitt er jedoch immer wieder einschneidende Karriereknicks. Nachdem Lippis Entlassung Keanes Gebrauchswert in der Lombardei drastisch herabgesetzt hatte, floh er nach Leeds, wo ihn nach viel versprechendem Beginn das gleiche Schicksal ereilte: Man veräußerte ihn nach Tottenham.
An der White Hart Lane verlebte der Stürmer seine beste Zeit. Zwischen 2002 und 2008 gelangen ihm in 254 Pflichtspielen 107 Tore. Dreimal wählten ihn die Fans zu Tottenhams Spieler des Jahres. Dennoch gab es selbst dort Trainer, die Keane unterschätzten.
So sortierte Martin Jol ihn zu Beginn der Saison 2005/06 aus. Keane indessen, das Stehaufmännchen, besann sich abermals der Eigenschaften, die ihm die Sozialisation in Tallaght mit auf den Weg gegeben hatte. Klaglos kämpfte er so lange gegen die Missachtung Jols, bis dieser nicht mehr umhin kam, ihn aufzustellen.
2008 erhielt er dann gleich doppelten Lohn für seine Mühen: Im Frühjahr gewann er mit dem Carling Cup seinen ersten Vereinstitel, ehe ihn der FC Liverpool an die Anfield Road lotste.
Ironie des Schicksals, dass er ausgerechnet im vertrauten Arbeitermilieu der Hafenstadt im Nordwesten Englands bei den "Reds", neben Celtic Glasgow Klub seines Herzens aus Kindertagen, kein Bein auf den Boden bekam.
Die Konstante der irischen Nationalelf
Ein halbes Jahr später ging es zurück in den Londoner Norden, wo er jedoch nicht mehr an die Leistungen früherer Tage anknüpfen konnte. Aus dem Stehaufmännchen wurde ein Wandervogel. Denn weder bei West Ham noch bei Celtic hielt es ihn dauerhaft.
Eine Konstante hingegen hat es in Robbie Keanes Laufbahn immer gegeben: die irische Nationalmannschaft. Egal ob unter Mick McCarthy, Steve Staunton oder Giovanni Trapattoni, stets ist er unumstrittener Stammspieler der "Boys in Green" gewesen. Obendrein darf er seit nunmehr fünf Jahren sein Land als Kapitän vertreten und ist unangefochtener Rekordschütze. In 114 Länderspielen markierte er stolze 53 Treffer.
An einen werden sich deutsche Fans bis heute schmerzlich erinnern. In der Nachspielzeit des zweiten Gruppenspiels der WM 2002 überwand er Oliver Kahn zum 1:1-Ausgleich und zelebrierte anschließend mit eingesprungenem Flickflack, der fließend in einen Purzelbaum überging, ehe er nach Sekundenbruchteilen in "John-Wayne"-Haltung wieder auf den Füßen stand. Ein Jubel, der gewissermaßen die Karriere des Kämpfers symbolisierte.
Im kommenden Sommer könnte er ihn letztmals auf der großen Fußballbühne präsentieren. Mit sieben Toren in der Qualifikation zeichnete er hauptverantwortlich dafür, dass Irland erstmals seit besagter WM wieder an einem großen Turnier teilnehmen darf.
Damals staunte Keane ebenso ungläubig wie sympathisch über das ihm Widerfahrene: "Als wir Kinder waren, taten meine Kumpels und ich auf den Hinterhöfen Dublins immer so, als würden wir eine Weltmeisterschaft spielen. Jetzt bin ich tatsächlich dabei." Nun, im Spätherbst seiner Karriere, ist dem oft Unterschätzten sogar noch eine Europameisterschaft vergönnt.
Robert David Keane, der Arbeiterjunge aus Tallaght, hat übrigens auch auf Vereinsebene sein Glück wieder gefunden. Im mondänen Kalifornien gewann er mit Los Angeles Galaxy kürzlich den MLS Cup.
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Den 3. Mai wird Eric Abidal so schnell sicher nicht vergessen. Nur sechs Wochen nach der erschütternden Diagnose Leber-Tumor, stand der französische Verteidiger in Diensten des FC Barcelona wieder auf dem Rasen. Unter Standing Ovations wurde Abidal im Champions-League-Rückspiel gegen den Erzrivalen aus Madrid in der 90. Minute eingewechselt.
Die Rückkehr krönte der zum Islam konvertierte Profi wenig später mit dem Gewinn des Titels gegen Manchester United. Kapitän Carles Puyol zeigte Größe und überließ dem Franzosen den Vortritt bei der Siegerehrung. So durfte Abidal 72 Tage nach seiner OP den Pott als Erster in den Himmel von London stemmen.
"Ich werde diesen ganz speziellen Moment, als ich den Pokal bekam, nie vergessen. Mein Herz bebte. Es war meine Rückkehr ins Leben", sagt der Franzose rückblickend.
Bittere Platzverweise
Zwar war es schon sein zweiter Titel in der Königsklasse, aber beim Sieg 2009 musste er das Spiel von der Tribüne aus verfolgen. Eine umstrittene Rote Karte im Halbfinale gegen den FC Chelsea zwang ihn dazu.
Es war nicht der erste tragische Platzverweis in der Karriere des Lyoners. Bei der EM 2008 sah Abidal im entscheidenden letzten Vorrundenspiel schon nach 24 Minuten die Rote Karte. Eine Notbremse an Luca Toni war schuld. Italien gewann mit 2:0 und Frankreich durfte als Gruppenletzter die Heimreise antreten.
Überhaupt ist seine Nationalmannschaftskarriere bisher nicht gerade eine Erfolgsgeschichte. Bei der WM 2006 war er zwar eine der Konstanten im Team von Raymond Domenech. Er spielte bis auf das letzte Gruppenspiel alle Partien und verwandelte im Finale seinen Elfmeter. Zum Titel langte es aber bekanntlich nicht.
Teil der Spielerrevolte bei der WM
Vier Jahre später bei der WM in Südafrika gehörte der Linksverteidiger zu den Beteiligten bei der unwürdigen Spielerrevolte gegen Trainer Domenech. Für das letzte entscheidende Gruppenspiel gegen Gastgeber Südafrika fühlte er sich "ausgebrannt" und zog es vor, nicht zu spielen.
Wieder ging es frühzeitig nach Hause. Anders als seine Kollegen Nicolas Anelka, Patrice Evra, Franck Ribery und Jeremy Toulalan wurde Abidal allerdings nicht verbandsintern gesperrt und konnte so direkt unter Nachfolger Laurent Blanc Wiedergutmachung betreiben.
Wiedergutmachung, die erst mit einem überzeugenden Auftritt in Polen und der Ukraine abgeschlossen sein dürfte. Abidal und seine Kollegen haben viel Kredit bei ihren Anhängern verspielt. Auch wenn die Franzosen nicht zu den heißesten Titelanwärtern zählen, für den Verteidiger dürfte es die letzte Chance auf einen Titel mit der Equipe Tricolore sein. Er feiert kurz nach der EM seinen 33. Geburtstag.
Ob er dann weiterhin das Trikot des FC Barcelona tragen wird, ist noch ganz sicher. Sein Vertrag läuft aus. Abidal würde gerne um zwei Jahre verlängern, noch ist der Deal aber nicht in trockenen Tüchern. Zuletzt signalisierten der AC Milan, Manchester City und der neureiche Hauptstadtklub Paris Saint-Germain Interesse an Abidal.
Doch nach seiner Erkrankung im Frühjahr dürften sich die Prioritäten des Verteidigers vermutlich sowieso verschoben haben.
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Es ist der 21. November 2007, an dem Frank Lampard in Wembley seinen dunkelsten Abend im englischen Nationaltrikot erlebt. Mit einem 2:3 in den EM-Playoffs gegen Kroatien verpasst England die Qualifikation für das Turnier in Österreich und der Schweiz. Und obwohl Lampard immerhin einen Elfmeter verwandelt hat, wird er von den enttäuschten Fans gnadenlos ausgepfiffen.
Lampard ist Teil einer goldenen Generation von englischen Ausnahmespielern, die im Nationalteam die permanent hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte. Und nur allzu oft wurde er persönlich zum Sündenbock des Publikums.
Auch weil er die brillanten Leistungen, die er regelmäßig beim FC Chelsea zeigte, für England nur selten bestätigen konnte. Jener Abend von Wembley war da nur der Tiefpunkt einer Entwicklung, die mit den enttäuschenden Auftritten bei der WM 2006 begonnen hatte.
Die letzte Chance
Die EM 2012 ist für Lampard, der während des Turniers 34 Jahre alt wird, die wohl letzte Chance, diesen Makel zu tilgen. Auch wenn der Mann, den Jose Mourinho 2005 als "besten Spieler der Welt" adelte, selbst zwischenzeitlich nicht besonders optimistisch klang: "Ich war 28, in Topform und habe eine schlechte WM in Deutschland gespielt. Ich weiß im Moment nicht, ob ich mit 34 noch eine gute EM spielen kann."
Auch wenn Nationaltrainer Fabio Capello seinem Routinier immer wieder das Vertrauen ausspricht: England durchlebt einen Generationswechsel und auch auf Lampards Position wird der Konkurrenzkampf härter.
Beim 3:0 gegen Bulgarien im September saß er erstmals seit 2007 wieder auf der Bank. Spieler wie Scott Parker und Jack Wilshere machen Lampard seinen Platz streitig und ersetzten ihn bereits in einigen Spielen.
Trotzdem wird Lampard wohl auch bei der EM noch einmal zu den Stützen der englischen Mannschaft zählen. Die Klasse dazu hat er - in einem Alter, in dem es andere Stars weit in den Westen (USA) oder Osten (Dubai, Japan) zieht, zählt er beim FC Chelsea noch auf höchstem Niveau zu den Konstanten.
Was fehlt: der große Titel
Seit mittlerweile zehn Jahren sind die Blues "sein" Klub, dort wurde er zu einem der dominantesten Spieler der Premier League und zum Rollenmodell eines modernen, torgefährlichen Mittelfeldspielers.
Dreimal hat er mit Chelsea den FA-Cup gewonnen, ebenso oft die englische Meisterschaft. Doch etwas fehlt noch im Lebenslauf des Frank Lampard: ein internationaler Titel.
Den konnte er weder mit Chelsea noch mit der Nationalmannschaft holen. Auf europäischer Bühne blieb er bislang der Unvollendete. Und die EURO könnte eine seiner letzten Chancen sein.
Und wie es danach weiter geht? Das weiß Lampard selbst noch nicht genau: "Ich habe mich noch nicht entschieden, nach 2012 aufzuhören. Aber wenn ich spüre, dass ich England nicht mehr helfen kann, werde ich diese Entscheidung treffen."
Zuvor aber erlebte Lampard vor fünf Wochen den vorläufigen persönlichen Höhepunkt seiner Nationalmannschaftskarriere: Gegen Spanien durfte er zum ersten Mal die Three Lions als Kapitän aufs Feld führen - und schoss beim 1:0 auch noch das goldene Tor. Immerhin einen eher inoffiziellen Titel konnte er damit seiner Vita hinzufügen: Weltmeisterbesieger.
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