Vor 81.338 Zuschauern im Stade de France in Paris schoss Olivier Giroud Frankreich mit seinem zweiten Turniertreffer in Führung (12.). Paul Pogba legte in der 20. Minute per Kopf zum 2:0 nach. Dimitri Payet und Antoine Griezmann erhöhten mit ihrem dritten bzw. vierten Turniertor noch vor der Pause auf 4:0 (42./45.). Griezmanns 4:0 war zudem der 100. Treffer des Turniers.
Island konnte in der 56. Minute durch Kolbeinn Sigthorsson verkürzen, ehe Giroud wenig später auf 5:1 erhöhte (59.). Birkir Bjarnason stellte per Kopf den Endstand her (84.). Es ist Frankreichs höchster Sieg bei einer EM seit dem 5:0 gegen Belgien beim Heim-Turnier 1984.
Frankreich bleibt auch im zwölften Spiel gegen Island ungeschlagen und spielt am Donnerstag in Marseille (21 Uhr) gegen Deutschland um den Einzug ins Finale. Es ist das erste EM-Duell zwischen beiden Nationen. Bei Weltmeisterschaften standen sich beide Teams bereits viermal gegenüber, zuletzt bei der WM 2014 in Brasilien im Viertelfinale (1:0 für Deutschland).
Das letzte Duell am 13. November 2015 entschied Frankreich mit 2:0 für sich. Das Spiel war von den zeitgleichen Terroranschlägen in Paris überschattet worden.
Die Reaktionen:
Didier Deschamps (Trainer Frankreich): "Obwohl ich einige Änderungen vorgenommen habe, war es zwar nicht ideal, aber gut. Es gab heute Abend viel Positives. Ich freue mich für die Spieler, denn sie haben es verdient. Es ist klar, dass Deutschland über die bessere Mannschaft verfügt, auch wenn sie gegen Italien einige kritische Momente überstehen mussten."
Lars Lagerbäck (Trainer Island): "In der zweiten Halbzeit haben wir gezeigt, dass wir Fußball spielen können. Es war eine fantastische Reise für uns, als Newcomer ins Viertelfinale zu kommen. Wenn meine Spieler noch zu besseren Klubs gehen, dann ist unsere Perspektive positiv. Ich bin sehr stolz, wir haben uns entwickelt. Es war einfach, Coach dieser Mannschaft zu sein."
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff:
Frankreich muss auf die gelb-gesperrten Rami und Kanté verzichten. Für Rami verteidigt Barca-Neuzugang Umtiti innen, Kantes Platz im Mittelfeld übernimmt Sissoko.
Island beginnt im fünften Spiel der EM zum fünften Mal mit der gleichen Elf. Allerdings sind neun Spieler gelb-vorbelastet.
5.: Frankreich kommt zum ersten Mal durch. Payet zieht aus 16 Metern ab, Halldorsson hat den Flachschuss erst im Nachfassen, Griezmann kommt zu spät.
12., 1:0, Giroud: Matuidi hebelt mit einem langen Ball von der Mittellinie die isländische Viererkette aus. Giroud startet im richtigen Moment und schließt aus halblinker Position und zwölf Metern Torentfernung ins lange Eck ab.
20., 2:0, Pogba: Von der rechten Seite bringt Griezmann die Ecke lang und hoch an den zweiten Pfosten. Dort springt Pogba fast einen halben Meter höher als Bövarsson und köpft unhaltbar ein.
43., 3:0, Payet: Griezmann legt eine Flanke quer, Payet sieht die Lücke und hält aus 17 Metern zentraler Position drauf. Der Ball zappelt rechts unten im Eck.
45., 4:0, Griezmann: Pogba macht das Spiel schnell und passt zu Giroud. Der steckt für den startenden Griezmann, welcher die die Kugel lässig über Halldorsson hinweg ins Netz lupft.
56., 4:1, Sigthorsson: Sirgudsson flankt von rechts flach ans kurze Fünfereck, wo Sigthorsson die Pieke reinhält. Unten rechts schlägt's ein.
59., 5:1, Giroud: Payet schlägt einen Freistoß von halbrechts an den Fünfer, Halldorsson springt ins Leere und Giroud höher als Ingason - 5:1.
63.: Ingason gewinnt nach einer Flanke von rechts am Fünfmeterraum das Luftduell gegen Koscielny. Lloris lenkt die Pille stark über die Latte.
84., 5:2, Bjarnason: Frankreichs Abwehr pennt erneut. Bjarnason ist nach einer Flanke von links völlig frei und köpft den Ball aus acht Metern ins linke Eck.
Fazit: Frankreich nutzt seine erste Torchance und hat anschließend leichtes Spiel gegen an diesem Abend schwache Isländer, die nicht annähernd die Leistung ihrer ersten vier Spiele brachten.
Der Star des Spiels: Pogba, Payet, Griezmann - aus Frankreichs Equipe bewarben sich reihenweise Spieler für den Man of the Match. Die Wahl fällt aber auf Olivier Giroud mit seinem Doppelpack und dem Sahnepass auf Griezmann vor dem 4:0. Giroud war zudem extrem beweglich, wich auch mal auf die Flügel aus und gewann für einen Stürmer überragende 83 Prozent seiner Zweikämpfe.
Der Flop des Spiels: Kari Arnason. Islands rechter Innenverteidiger hob vor Girouds Führungstor das Abseits auf. Er gewann nicht einen Zweikampf und spielte im Aufbau mehrere Fehlpässe. Nach 45 Minuten war Schluss für Arnason.
Der Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande). Hatte mit der weitgehend fairen Partie keinerlei Probleme. Bjarnssons Einsatz gegen Giroud ahndete Kuipers zurecht mit Gelb.
Das fiel auf:
- Deschamps wählte mit dem 4-2-3-1 wieder das System aus, das die Wende im Achtelfinale gegen Irland herbeiführte. Bei eigenem Ballbesitz rückten die Außenverteidiger, vor allem Sagna auf rechts, weit auf, während sich Pogba und Matuidi in die zweite Linie zwischen Innen- und Außenverteidigern fallen ließen und im Verbund Frankreichs Aufbauspiel antrieben.
- Frankreich wählte zwei Methoden im Angriff: Den langen Ball von Pogba oder Matuidi über die beiden Viererketten der Isländer auf Giroud oder - sobald das eher zurückhaltende Pressing der beiden isländischen Stürmer überspielt war - mit kurzen Direktpässen, wobei Griezmann und Sissoko auf rechts immer wieder zwischen die beiden Ketten kamen.
- Island war schnell im Spiel und hatte auch den ersten Torschuss. Doch Giroud zog dem Gegner mit seinem Tor den Stecker. Island ließ fortan jegliche Zweikampfstärke und Laufbereitschaft vermissen und bot Frankreich riesen Räume an.
- Frankreich hielt das Tempo trotz der hohen Führung auch nach der Pause hoch und hätte noch höher gewinnen können. Dafür ließen die Gastgeber aber auch die Defensive etwas schleifen.
Frankreich - Island: Die Statistik zum Spiel