Eintracht Frankfurt jubelt über eine magische Nacht in Sevilla. Das Tor zum Europa-League-Viertelfinale steht weit offen.
Die Frankfurter Spieler spritzten beim Siegestanz mit ihren Wasserflaschen herum, Tausende Fans feierten den Eintracht-Zauber im andalusischen Hexenkessel. Der Bundesligist gewann sein Achtelfinal-Hinspiel in der Europa League bei Betis Sevilla verdient 2:1 (2:1) und kann von weiteren magischen Nächten träumen. Schon ein Unentschieden reicht am nächsten Donnerstag zum Einzug ins Viertelfinale.
"Ich bin richtig stolz", sagte Torhüter Kevin Trapp bei RTL+. "Wie dominant wir waren, welches Selbstvertrauen wir hatten - da ist es beinahe schade, dass wir nicht höher gewonnen haben." Tatsächlich wäre der Knockout der bärenstarken Hessen für den Gegner schon am Mittwochabend möglich gewesen.
"Wir haben die Atmosphäre sehr genossen, wir waren sehr heiß", sagte Djibril Sow über die Stimmung im Estadio Benito Villamarín. "Auch nach dem Spiel ist die Gänsehaut wieder da. Ich denke, das lassen wir uns nicht mehr nehmen." Trainer Oliver Glasner sagte: "Ich bin sehr happy über unsere Leisung, denn die war top. Wir haben bis zum Schluss nach vorne gespielt. Das war heute eine fantastische Leisung."
Die Eintracht bejubelte im stimmungsvollen Estadio Benito Villamarin die Tore von Filip Kostic (15.), der den Ball quasi ins Netz flankte, und Daichi Kamada (32.). Der Japaner konterte den zwischenzeitlichen Ausgleich des französischen Weltmeisters Nabil Fekir (30.) nach einem schlimmen Betis-Fehlpass umgehend. Rafael Borre (52.) verschoss zudem einen Handelfmeter.
Das imposante Stadion, kaum Corona-Beschränkungen, Sonnenschein - nicht nur für den sangesfreudigen Eintracht-Anhang war es das Paradies. Auch er selbst sei "da wie ein kleines Kind, ich freue mich wahnsinnig", hatte Trainer Oliver Glasner vorab gesagt.
Das 138. Europapokalspiel der Eintracht-Historie war jedoch ein kniffliges. Mit erstaunlich hohem Pressing versuchten die Frankfurter, im 3-4-3 sortiert, das spielstarke Real Betis Balompie zu verunsichern. Die Führung entstand somit aus einem Ballgewinn: Kostics Mittelding aus Flanke und Torschuss senkte sich perfekt in den Winkel.
Betis-Keeper Bravo verhindert Vorentscheidung
Betis sah sich zur Offensive gezwungen, die Eintracht zog sich bereitwillig ein wenig zurück - sie stand mit der Elf des jüngsten 4:1 bei Hertha BSC kompakt und sicher. Fekir im zentralen Betis-Mittelfeld strahlte noch nicht die gewohnte Gefahr aus. Dann traf er jedoch bei seiner ersten gelungenen Aktion von rechts mit links, aber Kamada setzte dem brodelnden Kessel nach perfekter Vorlage Jesper Lindströms gleich wieder den Deckel drauf.
Die Eintracht blieb defensiv sehr konzentriert, Borre aber holte das Publikum mit seinem schwachen Elfmeter zurück ins Spiel. Sevillas Torhüter-Routinier Claudio Bravo, zuvor wegen Unsicherheiten bereits von den eigenen Fans ausgepfiffen, parierte den schlappen Schuss des Kolumbianers problemlos.
Kostic (62./90.+3) und wiederum Borre (65./67.) vergaben danach weitere Großchancen, die Eintracht versäumte es dadurch, dem stark eingeschätzten spanischen Tabellenfünften schon im Hinspiel den Knockout zu verpassen. Betis enttäuschte weiterhin, auch die Aussicht auf ein "halbes" Heim-Endspiel schien keine besonderen Kräfte freizusetzen.
Das Finale wird am 18. Mai wenige Kilometer nördlich im Stadion Ramon Sanchez Pizjuan des Betis-Erzrivalen und Europa-League-Rekordsiegers FC Sevilla gespielt.
Betis Sevilla - Eintracht Frankfurt: Die Aufstellungen
Betis Sevilla: Bravo - Sabaly, Pezzella, Gonzalez, Ruibal (77. Tello) - Rodriguez, William (61. Miranda) - Canales, Fekir, Juanmi (61. Joaquin) - Willian Jose (77. Iglesias)
Frankfurt: Trapp - Tuta, Hinteregger, Ndicka - Knauff, Jakic, Sow, Kostic - Lindström (73. Hauge), Kamada (78. Lenz) - Borre (86. Lammers)