Auch in diesem Jahr war der letzte Tag der Transferperiode auf internationalem Terrain hektisch, förderte aber wie gewohnt einige Aufsehen erregende Deals zu Tage. SPOX fasst die besten Last-Minute-Deals zusammen und erklärt Sinn und Zweck der jeweiligen Wechsel.
Radamel Falcao (28)
Alter Verein: AS Monaco
Neuer Verein: Manchester United
Leihgebühr: rund 15 Millionen Euro
Die zahlreichen Gerüchte um den Kolumbianer fanden ihren Höhepunkt am Deadline Day. Die ganze Fußballwelt starrte gebannt auf Manchester, wo sich der Medizincheck des Kolumbianers scheinbar endlos hinzuziehen schien.
Um etwa 2.30 Uhr deutscher Zeit platzte dann die Bombe, die Falcao für ein Jahr zu den Red Devils schickt und die dortige Angriffsabteilung signifikant verbessert. United zeigte sich am letzten Transfertag aktiv wie kein zweites Team und schaffte mit den Transfers von Chicharito und Danny Welbeck vor allem in Sachen Gehalt ordentlich Luft für den 28-Jährigen, der zunächst für eine Spielzeit ins Old Trafford wechselt.
"Seine Torquote spricht für sich, wenn ein Spieler seines Kalibers auf dem Markt ist, kann man die Gelegenheit, ihn zu verpflichten, nicht verstreichen lassen", erklärte Coach Louis van Gaal den kurzfristigen Transfer. Falcao selbst wähnte sich derweil schon bei Real Madrid, einen entsprechenden Tweet löschte der Star-Stürmer aber schon kurz nach dem Post.
United verfügt mit der Verpflichtung von Falcao über eine der beeindruckendsten Offensiv-Reihen in Europa. Mit dem Kolumbianer, Wayne Rooney, Robin van Persie sowie dem ebenfalls noch kurz vor knapp verpflichteten Angel di Maria ist die Champions-League-Teilnahme im kommenden Jahr quasi Pflicht. Ob Falcao nach einer erneut verpatzten Qualifikation bleiben würde, ist fraglich.
In Monaco dagegen freut man sich über die Erleichterung auf dem Gehaltskonto, die der temporäre Abgang des Stürmers mit sich bringt. Präsident Dmitry Rybolovlev hatte schon länger angekündigt, Kosten sparen zu wollen. Die 335.000 Euro pro Woche, die Falcao laut englischen Medien verdient, hätte man ihm an der Cote d'Azur nur ungern überwiesen.
Danny Welbeck (23)
Alter Verein: Manchester United
Neuer Verein: FC Arsenal
Ablösesumme: 20 Millionen Euro
Kaum zu glauben, aber der 23-Jährige war tatsächlich der teuerste Transfer des Deadline Days. Das liegt zwar auch daran, dass astronomischen Summe wie in den Fällen James Rodriguez, Di Maria oder Luis Suarez schon vorher ausgegeben wurden - aber auch an den vielen Leihgeschäften, die die Klubs tätigten.
Als der potentielle Falcao-Transfer am frühen Abend in Manchester die Runde machte, war der Abschied von Welbeck mehr oder weniger besiegelt. Denn für Welbeck wären bei einem Verbleib nur noch wenige Minuten von der Bank geblieben, zudem soll sein Verhältnis zu van Gaal nicht gerade perfekt gewesen sein.
Arsenal ergriff die spontane Gelegenheit beim Schopf und schnappte sich den Youngster. "Jeder bei Arsenal heißt Danny herzlich willkommen und freut sich auf sein Mitwirken im Arsenal-Trikot", teilte der Klub mit. Es ist von einem langfristigen Vertrag die Rede.
Damit scheint Arsene Wenger den Nationalspieler nicht nur als kurzfristigen Ersatz für Olivier Giroud zu sehen, der sich vor Wochenfrist den Knöchel gebrochen hatte. Im Gegenzug schickten die Gunners aber weder den Franzosen, noch Lukas Podolski oder Talent Yaya Sanogo in die Wüste. Gut möglich, dass man im Winter einen Stürmer abschießt.
Javier Hernandez (26)
Alter Verein: Manchester United
Neuer Verein: Real Madrid
Leihgebühr: 2,5 Millionen Euro
Hernandez war die Kirsche - oder besser gesagt die Erbse - auf dem Transfer-Sommer von Real Madrid. James, Kroos, Keylor Navas und eben Chicharito streifen nun das Trikot der Königlichen über. Letzterer dürfte allerdings wohl den geringsten Einfluss auf das Spiel der Königlichen haben.
"Ich identifiziere mich voll und ganz mit den Zielen und Idealen von Real und will die Mannschaft verstärken. Ich werde immer mein Bestes geben. Kein Spieler dieser Welt würde sich die Chance entgehen lassen, in diesem Trikot zu spielen. Ich will hier Titel gewinnen", erklärte der 26-Jährige bei seiner Vorstellung.
Inwieweit Javier Hernandez, der weiterhin seinen Spitznamen Chicharito auf dem Trikot mit der Nummer 14 tragen wird, in den Überlegungen von Carlo Ancelotti eine Rolle spielt, bleibt abzuwarten. Ein Platz in der Startelf scheint angesichts der Konkurrenz um Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und Karim Benzema mehr als unrealistisch. Der Mexikaner dürfte sich vielmehr mit dem wiedergenesenen Jese um die Rolle als Benzema-Backup streiten.
United dagegen ist ein weiteres Sorgenkind los, auch Hernandez fiel der Verpflichtung Falcaos zum Opfer. Zeigt sich der Mexikaner wie einst Gonzalo Higuain treffsicher von der Bank, könnte er sich aber für höhere Aufgaben empfehlen und wieder zu der Form vergangener Jahre finden.
Seite 1: Falcao, Welbeck und Chicharito
Seite 2: Negredo, Alderweireld, Cerci und Mane
Seite 3: Dzemaili, Richards, Bonaventura
Alvaro Negredo (29)
Alter Verein: Manchester City
Neuer Verein: FC Valencia
Leihgebühr: keine (Kaufoption im nächsten Jahr)
Lange waberte auch der Name des Spaniers durch die Gerüchteküche, konkret wurde es aber kaum. Dabei war die Ausgangslage den ganzen Sommer über dieselbe: Negredo wollte weg, am liebsten nach Spanien, und City hatte auch keine Verwendung mehr für den Offensivmann.
Das Last-Minute-Angebot aus Valencia kam daher für beide Seiten wie gerufen. Der 29-Jährige kehrt nun in die Primera Division zurück, wo er bereits vor seinem Wechsel in die Premier League mit 101 Toren in 209 Partien glänzte.
Für die Citizens ändert sich durch den Abgang des Spaniers fast nichts. Die Fülle an variablen Offensivspielern im Etihad ist erdrückend, so dass Trainer Manuel Pellegrini seinen Abgang locker verkraften kann.
Valencia dagegen bekommt mit der Verpflichtung des Ex-Madrilenen einen Last-Minute-Push im Angriff. Man will in dieser Saison wieder angreifen, die bereits hochklassig besetzte Offensive um Rodrigo, Sofiane Feghouli und Paco Alcacer bekommt mit Negredo eine weitere Facette hinzu. Platz drei in der Liga sollte mit diesem Kader anvisiert werden.
Toby Alderweireld (25)
Alter Verein: Atletico Madrid
Neuer Verein: FC Southampton
Leihgebühr: -
Abgesehen von dem Wahnsinn bei Manchester United zeigten sich auch die Saints aktiv auf dem Transfermarkt und konnten ihren Kader am Deadline Day nochmal ordentlich aufpolstern. Alderweireld soll die nach den Abgängen von Luke Shaw, Dejan Lovren und Calum Chambers komplett zerpflückte Abwehr weiter aufpolstern.
Angesichts der äußerst dünnen Personaldecke im Defensivbereich dürfte der Belgier auch direkt in der Startelf stehen. Bis zum Montagabend standen in Southampton nämlich nur fünf Verteidiger unter Vertrag. Der Nationalspieler kann sowohl in der Innenverteidigung, als auch auf rechts spielen.
Für Atletico ergibt der Last-Minute-Move ebenfalls Sinn. Der talentierte Alderweireld hätte sich gegen Godin, Miranda und Juanfran wohl nicht durchsetzen können und wäre auf der Bank versauert. Überzeugt er jetzt bei den Saints, ist er nicht nur für die Rojiblancos interessant, sondern könnte auch andere Vereine anlocken. Atletico würde dann eine ordentliche Ablösesumme kassieren.
Alessio Cerci (27)
Alter Verein: FC Turin
Neuer Verein: Atletico Madrid
Ablösesumme: 16 Millionen Euro
35 Tore schossen Ciro Immobile und Cerci in der vergangenen Saison für den FC Turin, für knapp 35 Millionen Euro verließen beide den Verein dann auch im Sommer. Atletico krallte sich jetzt überspitzt gesagt die zweite Geige im Turiner Sturm, auch der 27-Jährige wurde schon seit Wochen von mehreren Top-Klubs umworben - unter anderem dem AC Milan.
Die Verpflichtung durch Atletico bestätigt den Verdacht, dass die Rojiblancos den Abgang von Diego Costa im Kollektiv ersetzen wollen. Mit Mario Mandzukic, Antoine Griezmann und Raul Jimenez besetzen drei weitere Neuzugänge die Offensivabteilung, der Konkurrenzkampf ist so groß wie nie.
16 Millionen sind ein zu hoher Preis, um Cerci nur auf die Bank zu setzen. Mit Koke, Raul Garcia und dem noch verletzten Arda Turan wird die Konkurrenz allerdings nicht kleiner. Ist eine Systemumstellung durch Diego Simeone notwendig, um das immense Offensivpotential der Mannschaft auszuschöpfen?
In Turin reagierte man noch rechtzeitig und fing den Verlust der zweiten Traum-Spitze des Vorjahres mit Oldie Amauri ab. Die Gefahr, die Immobile und Cerci im letzten Jahr ausstrahlten, wird der neue Turiner Sturm - egal in welcher Besetzung - nicht haben.
Sadio Mane (22)
Alter Verein: RB Salzburg
Neuer Verein:FC Southampton
Ablösesumme: 15 Millionen Euro
Vielen deutschen Fußball-Fans ist der Senegalese noch als "Bayern-Schreck" bekannt. Mane war beim 3:0-Testspiel-Erfolg der Salzburger gegen den Rekordmeister an allen drei Treffern maßgeblich beteiligt und machte auch sonst mit 13 Treffern ebenso vielen Assists im vergangenen Jahr auf sich aufmerksam.
Laut des "Kurier" soll sogar der BVB mit den Bullen nach Manes furiosem Saisonstart mit zwei Treffern und vier Vorlagen verhandelt haben. Am Ende landete er aber doch bei den Saints, die nach den Abgängen von Adam Lallana und Rickie Lambert auch in der Offensive Verstärkung vertragen können.
Die 15 Millionen, die Southampton nach Salzburg überweist, sind Rekord für einen Spieler aus der österreichischen Bundesliga. Die Bullen werden den Abgang ihres Flügelflitzers verkraften können. Mit Jonatan Soriano, Alan, Marcel Sabitzer und Massimo Bruno stehen genügend Alternativen parat.
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Blerim Dzemaili (28)
Alter Verein: SSC Neapel
Neuer Verein:Galatasaray
Ablösesumme: 3 Millionen Euro
Aus Sicht von Galatasaray war beim Transfer des Schweizers keine Eile geboten, schließlich dürfen die Türken noch bis zum 6. September Spieler kaufen und verkaufen. Dzemailis Transfer macht aus Sicht der Neapolitaner allerdings Sinn, spielte er doch zuletzt keine Rolle mehr in den Gedankenspielen von Coach Rafael Benitez.
Mit Jorginho, Marek Hamsik, Lorenzo Insigne, Gökhan Inler sowie Michu und Dries Mertens ist das Mittelfeld mehr als gut bestückt.
Galatasaray könnte dagegen in letzter Sekunde noch ein echtes Schnäppchen gemacht haben. Drei Millionen Euro Ablöse für den Schweizer sind weit unter Marktwert. Zudem kann Dzemaili auch in der Champions League spielen, da er in den Playoffs gegen Bilbao nicht eingesetzt wurde.
Positionell wird er sich neben Felipe Melo und Kapitän Selcuk Inan im Zentrum einorden, speziell Melo dürfte der Konkurrenzkampf mit dem Neuzugang gut tun.
Micah Richards (26)
Alter Verein: Manchester City
Neuer Verein: AC Florenz
Leihgebühr: 1 Million Euro
Kurz vor der Schlusssirene wurden die Citizens auch noch ihr nächstes Sorgenkind los. Dass Richards trotz zahlreicher Interessenten von der Insel am Ende doch nicht weiterhin in der Premier League kickt, dürfte den Verantwortlichen gleich doppelt gut gefallen.
In Manchester war Richards schon lange nicht mehr Teil der Pläne von Coach Pellegrini. Zuletzt wurde ihm sogar der durchaus unsichere Dedryck Boyata vorgezogen. Mit der Verpflichtung von Bacary Sagna war das Aus für den 26-Jährigen praktisch besiegelt.
Erstmals in seiner Karriere läuft Richards jetzt für einen anderen Klub auf. Bei der Fiorentina soll er wieder zu alter Stärke zurückfinden und zeigen, dass er sowohl in der Innenverteidigung, als auch auf rechts einen guten Job machen kann. In Florenz soll er dem bisher konkurrenzlosen Nenad Tomovic Beine machen.
Giacomo Bonaventura (25)
Alter Verein: Atalanta Bergamo
Neuer Verein: AC Milan
Ablösesumme: 7 Millionen Euro
Egal, wie sehr sich die Verantwortlichen in Mailand bemühen werden, Bonaventura wird das Umfeld zunächst nur als 1B-Lösung bei den Rossoneri ansehen. Eigentlich sollte nämlich Jonathan Biabany vom FC Parma zu Milan wechseln, der Transfer platzte aber in letzter Sekunde.
Mit Bonaventura bekommt man nun einen wieselflinken Außenspieler, der die Serie A wie seine Westentasche kennt und dem in dieser Saison durchaus der Sprung auf ein neues Level zugetraut werden darf. Die Konkurrenz mit Stephan El Shaarawy und Keisuke Honda ist groß, Letzterer könnte aber durch die Ankunft Bonaventuras wieder ins Zentrum auf die Zehn rücken.
Die Variabilität der Mannschaft von Filippo Inzaghi wird so noch größer, zudem könnte Wunderkind Hachim Mastour die ersten Gehversuche in der Serie A unternehmen.
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