Mit der Verpflichtung von Toni Kroos und James Rodriguez setzt Real Madrid mal wieder ein Ausrufezeichen auf dem Transfermarkt. Für einige Kritiker ist der James-Deal wieder nur eine Machtdemonstration von Präsident Florentino Perez. Doch bei genauerer Betrachtung ergeben beide Transfers durchaus Sinn.
Zum einen spürt Cristiano Ronaldo nach über zehn Jahren auf allerhöchstem Niveau die ersten körperlichen Verschleißerscheinungen und wird zur neuen Saison wohl die ein oder andere Pause mehr bekommen, zum anderen will man in Madrid nach dem Gewinn der Champions League in der kommenden Saison neue Reize setzen.
So könnten und werden wohl Spieler wie Angel di Maria oder Sami Khedira die Königlichen bis Ende August noch verlassen. Dass auch Asier Illarramendi auf der Abschussliste steht, wurde immer wieder spekuliert. Doch dem Youngster, der vor einem Jahr immerhin für 38 Millionen Euro zu Real kam, gehört die Zukunft.
Trainer Carlo Ancelotti hat mit den Neuzugängen auch neue taktische Möglichkeiten, die Real noch unberechenbarer machen. Die Modelle sind vielseitig...
Variante 1: 4-3-3-System - Kroos als Mosaikstein
Mit diesem System holte Real im letzten Jahr den Champions-League-Titel. In der Regel gab Xabi Alonso den alleinigen Sechser vor der Abwehr, Luka Modric und Angel di Maria spielten auf den Halbpositionen und waren in der Offensive für die Kreativmomente verantwortlich. Alle drei waren gleichermaßen dafür verantwortlich, dass nach Ballgewinn in der eigenen Hälfte sehr schnell umgeschaltet wurde.
Eigentlich schwer vorstellbar, dass Carlo Ancelotti dieses System ändert, hat er doch mit Cristiano Ronaldo und Gareth Bale die idealen Außenspieler für diese Formation. Mit Toni Kroos kommt zudem ein Spieler, dem dieses taktische Grundgerüst wie auf den Leib geschneidert ist. Kroos spielt die Position des Achters sowohl beim FC Bayern als auch in der Nationalmannschaft.
Die Frage ist: Wohin mit Neuzugang James Rodriguez? Der Kolumbianer ist nicht der klassische zentrale Mittelfeldspieler, sondern fühlt sich auf der Zehn oder der Außenbahn deutlich wohler, da ihm für das zentrale Mittelfeld (noch) die körperliche Robustheit fehlt.
Das gleiche Problem hatte im letzten Jahr auch Isco, der sich erst an die neue Rolle gewöhnen musste und häufig nur von der Bank kam - weil die Konkurrenz auf allen Positionen zu groß war. Erst gegen Ende der Saison und der Verletzung Ronaldos wurde der 22-Jährige ein Faktor im Real-Spiel.
Den klassischen Spielmacher gibt es in Ancelottis System nicht, das musste auch Mesut Özil erfahren und wurde zu Arsenal abgeben. Auch James spielt am liebsten auf der Zehn. Möglich ist, dass der Kolumbianer als Backup für Ronaldo/Bale und gemeinsam mit di Maria als Dampfmacher für Kroos/Modric fungiert.
Vor allem di Marias Zukunft scheint nach seiner starken WM und wohl besten Saison bei den Blancos relativ ungewiss. Ebenso bleibt abzuwarten, wie fit sich CR7 in der Vorbereitung präsentiert. Der Portugiese hatte fast über die ganze Saison mit kleineren bis mittelgroßen Wehwehchen zu kämpfen - durch den Rodriguez-Deal könnte er diese in der kommenden Saison auch auskurieren.
Xabi Alonso hat trotz seines inzwischen fortgeschrittenen Alters und der Kritik aus den spanischen Medien wohl noch die Nase vorn. Der Spanier ist als Bindeglied im königlichen Spiel eigentlich unersetzlich, da der 32-Jährige es wie kein zweiter beherrscht, die Balance zu wahren. Aber mit Illaramendi könnte sich auch ein junger Konkurrent aufmucken, zumal dieser von den Anlagen her der klassische Alonso-Nachfolger ist.
Seite 1: Das "La-Decima-System"