Serie A
Von Oliver Birkner
Säue des Spieltags: Und da sage noch jemand, in der dritten Liga herrsche Langeweile, zumindest die Trainer der Lega Pro sind absolut Champions League würdig. Neulich sorgte Ezio Capuano für Schlagzeilen, als er Max Allegris Strategie in der zweiten Hälfte der Allianz Arena mit der Note dilettantisch disqualifizierte. Mit dem Arezzo-Coach wäre Juventus in München freilich weitergekommen, dessen kann sich jeder sicher sein. Capuano besitzt schließlich eine Menge exemplarischer Auftritte in Sachen Pädagogik. Vor einiger Zeit nagelte er den Platzwart an die Wand, denn der Rasen sei ein "Kartoffelacker, auf dem höchstens Schafe und Schweine herumlaufen dürften". Das passte ja eigentlich, denn kurz darauf erörterte Capuano, in einem schnieken türkisenen Anzug gekleidet, den Charakter seiner Elf folgendermaßen: "Wir sind ein Team von Schweinen, die bald zu Säuen wachsen müssen, denn die Sau ist deutlich boshafter. Ich werde aus meinen kleinen Schweinchen schon bald richtige Säue machen."
Er fügte an, Arezzo im Amateurbereich sei eine Verschwendung, als ob eine heiße Schnitte aus dem TV in einem Dorfkaffee bedienen würde, und beendete sein Programm stimmig mit einem Schweinegrunzen. Der Sauklub spielt mittlerweile im Profibereich, allerdings recht mittelmäßig, so dass Capuano die Mannschaft zusammenfaltete: "Ich will Leute mit Eiern aus Stahl, am liebsten würde ich euch Scheißgesichter und Schwuchteln erdrosseln." Völlig unverständlich, dass Arezzo noch nicht in der Serie A antritt, denn der 1,65-Kobold Eziolino verklickerte Jose Mourinho auf einem Lehrgang einmal höchstpersönlich, er vertraue demselben aggressiven System und sei zwar kein Special One, zumindest aber der Mini One. Seither ist Mourinho tatsächlich Abonnent des sozialen Capuano-Netzwerks. "In all den Jahren der unteren Ligen habe ich gelernt, mit Leitungswasser zu frittieren", sagt Mini One. Solche Leute braucht Europa.
Ode des Spieltags: Einige wollten ihn vor Spielbeginn noch per Statistiken nervös machen, doch um 15.06 Uhr verewigte er sich selbst in den Annalen. In jenem Moment übertraf il Capitano Buffon während des Turiner Derbys die Bestmarke von Milans Sebastiano Rossi und war 930 Minuten ohne Gegentor. Die Juventus-Kurve entrollte ein Transparent "Gigi Numero 1, die Legende", selbst das Gros der Toro-Tifosi spendierte verdienten Applaus. Letztlich zementierte der Keeper den neuen Serie-A-Rekord bei seinem ersten Gegentreffer nach 974 Minuten. "Es war an der Zeit, denn die ganze Spannung Wochenende für Wochenende wollte ich schon mit Elektroschocks kurieren lassen", sagte Buffon, dankte jedem Teamkollegen mit warmen Worten und enthüllte gar unbekannte Qualitäten: Der Poet huldigte seinem längsten Karriere-Gefährten und verfasste eine "Ode an das Tor": "An dich, dem ich mit zwölf Jahren erstmals den Rücken zuwandt...". Großer Sport und Auguri, grande Gigi!
Und sonst? In rund einer Woche reisen die Azzurri zum Freundschaftsspiel nach München, im Gepäck führt Italien dabei das ausgemalte Armageddon der heimischen Kritiker im Hinblick auf die kommende Euro. Kein Klub im Viertelfinale des Europapokals, das gab es zuletzt vor 15 Jahren und die Gazetten schrieben bereits von "Gute Nacht, Italia". Zudem steht der Abschied von Nationalcoach Antonio Conte bei Turnierende schon fest, wofür eine Sport-Moderatorin am Sonntag eine etwas eigenwillige Analogie fand: "Ein Szenario, als brächte mein künftiger Mann in der Hochzeitsnacht ein erotisches Poster von Belen Rodriguez mit ins Bett." Nun ja, besser das in Italien populäre argentinische Show- und TV-Sternchen als ein Starschnitt von Conte.