Premier League
von Frank Oschwald
Richter Skala des Spieltags: Der gemeine Sportjournalist greift ja gerne einmal in die Metaphern-Kiste und beschreibt recht blumig, was sich auf dem Rasen so abspielt. Das wissen wir nicht erst seit Katrin Müller-Hohenstein. Lümmelt ein Spieler, der halbwegs geradeaus laufen kann, einen Ball aus der zweiten Reihe ins Gehäuse, ist das aus Reflex meist direkt eine "unglaubliche Rakete". Ähnliches gilt für die Zuschauer. Da ist man schnell mal dabei, von einem Torjubel zu sprechen, der einem Erdbeben gleicht. Das ist ja aber nun auch völliger Quatsch. Ein Erdbeben nach einem Torjubel? Pff. Wer schafft denn so etwas? Wir heben den Zeigefinger und scheißen klug: Für Leicester-Fans ist selbst das in dieser Saison kein Problem.
Vor einigen Wochen beim Spiel gegen Norwich erzielte Leonardo Ulloa Sekunden vor Schluss den Siegtreffer für die Foxes, das Stadion tobte. Und zwar so stark, dass beim seismographischen Messgerät der naheliegenden Universität ungewöhnliche Ausschläge zu erkennen waren. "Wir fanden heraus, dass unser Messgerät tatsächlich kleine Erdbeben erfasste. Diese wurden durch die plötzliche Abgabe von Energie der Leicester-Fans hervorgerufen", erklärte ein Mitarbeiter der Universität gegenüber der Sun. Ergebnis der ganzen Untersuchung: Der Torjubel der Fans erreichte 0,3 Punkte auf der Richter-Skala. Ach, dieses Leicester hört einfach nicht auf, lustige Geschichten zu liefern.
Marcell Jansen des Spieltags: Obwohl Benoit Assou-Ekotto inzwischen seine Fußballschuhe in Frankreich schnürt, hat der Kameruner immer noch Kultstatus auf der Insel. In alter Marcell-Jansen-Manier gab er einst zu, dass der Fußball eigentlich nur ein Job für ihn sei und postete ein "Freedoooooom"-Bild auf seinem Instagram-Account, als Tottenham ihn vor die Türe setzte. Jetzt meldete sich der 31-Jährige mal wieder zu Wort und die Insel spitzte die Ohren. Natürlich zog Assou-Ekotto mal wieder über die Kommerzialisierung des Fußballs und ihre sämtlichen Geschwüre her. Ein Sponsoren-Deal komme für ihn nicht in die Tüte, sagte er gegenüber Canal+.
Er sagte das aber natürlich nicht einfach so, sondern verpackte das Statement durchaus anschaulich: "Ich bin lieber ein freier Mensch, als mich für einen Sponsor zu prostituieren." Statt deshalb die Treter von den großen Firmen direkt vor die Haustüre geliefert zu bekommen, kaufe er seine Schuhe einfach lieber direkt im Internet. "Ich kaufe Schuhe für 30 Euro. Es ist ein fairer Preis für komfortable Schuhe. Man findet sie auf Ebay und sie sind sehr preiswert", so der Kameruner. Da kann es dann auch schon mal passieren, dass der Gute mit zwei unterschiedlichen Schuhen oder dem Adidas-Modell von 2002 auf den Platz marschiert. Ob er das allerdings mit aller Entschlossenheit durchzieht, wissen wir jetzt auch nicht so genau. Auf seinem Instagram-Account steckt er auf Bildern dann doch hin und wieder in Tretern, die vermutlich nicht zwingend für 30 Euro zu bekommen sind.
Anything else: Bei Charlton Athletic geht's aktuell drunter und drüber. Denn der stolze Zweitligist steht vor dem Abstieg in die dritte Liga. Derzeit liegt man auf dem vorletzten Tabellenplatz, das rettende Ufer ist schon etwas entfernt. Die Fans gehen bereits seit Wochen auf die Barrikaden, trieben es am vergangenen Wochenende allerdings auf die Spitze. Hauptziel der Fans? Der belgische Klub-Inhaber Roland Duchatelet. Vor dem Heimspiel gegen Middlesbrough marschierten deshalb unzählige Fans durch die Straßen der Stadt und inszenierten eine Beerdigung. Gekleidet in schwarz und einem Sarg im Schlepptau trugen die Supporter ihren Klub zu Grabe. Doch! Noch ist nicht alle Tage Abend. Im anschließenden Spiel gab's einen Dreier und somit sieben Punkte aus den letzten drei Spielen. Wir spannen den Bogen zu den Metaphern am Anfang und sagen: Charlton Athletic lebt!!