Primera Division
Von Frank Oschwald
Nicht-Transfer des Spieltags: Vorneweg eines: Rayo Vallecano ist anders. Sehr anders. Im pompösen Fußball-Theater von Madrid spielen sie an der Seite der Hauptdarsteller um Real und Atletico bestenfalls eine klitschkokleine Nebenrolle. Vielleicht ein Baum oder so. Nichtsdestotrotz bringt das Gallier-Volk mit dem Charme von Köln-Kalk Woche für Woche romantische Fußballgeschichten hervor. So auch in der Woche des Deadline-Days. Los ging eigentlich alles herzlich harmlos. Der Klub verpflichtete wenige Tage vor Transferschluss Roman Zozulya. Dieser wechselte im Sommer zu Real Betis, ist ukrainischer Meister und schnürt seine Schuhe auch für die ukrainische Nationalmannschaft. Kurzum: Auf dem Papier ein ordentlicher Fang für den Erstliga-Absteiger.
Doch der Klub hatte die Rechnung mal wieder ohne die Fans gemacht. Treue Anhänger wühlten ein wenig in der zozulyaschen Vergangenheit und fanden prekäre Details heraus. Bilder mit ihm in Militärkleidung - teilweise garniert mit einem Maschinengewehr - wurden an die Oberfläche gespült. Auch bei seiner Ankunft in Sevilla trug Zozulya ein Shirt mit einem Logo einer ultrarechten politischen Partei aus der Ukraine, die Kämpfer in den Bürgerkrieg in der Ost-Ukraine entsendet. Upsi! Das gefiel den linken Fans von Rayo überraschenderweise nur mittelgut. Sie gingen auf die Barrikaden. "Wir von Rayo wollen solche Typen nicht hier haben - weder auf dem Spielfeld noch auf den Rängen", hieß es in einem offiziellen Statement. Das wiederum ließen die Ex-Kollegen von Zozulya nicht auf sich sitzen. Betis-Kapitän Joaquin Sanchez verlas im Beisein der kompletten Mannschaft einen öffentlichen Brief: "Wir alle, inklusive der Medien, sollten darüber nachdenken, wie leicht es ist, einen solchen Schaden anzurichten. Wir sind Sosulja", hieß es darin. Ende der Geschichte: Zozulya ist nun erst mal zurück zu Betis, ist allerdings nicht spielberechtigt, da er in dieser Saison bereits bei drei Klub gemeldet war.
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Grillfleisch des Spieltags: Wirklich innovativ ist das ja meistens nicht, was da so auf den Bannern im Stadion steht. Mit tollen Sprüchen wie "Ronaldo, schenkst du mir dein Trikot" lockste heute natürlichen keinen Star mehr hinter dem Ofen vor. Ganz abgesehen davon, dass diese verschwitzten Lappen sowieso nur komische Leute wollen. Und überhaupt! Beim Tennis! Da kloppen sich die teilweise sechs Stunden die Bälle um die Ohren und feuern danach ihre triefnassen Schweißbänder in die Menge. Also bitte.
Viel schlimmer ist aber eigentlich: Von den Fans kommt nichts zurück. Da müssen sich die Spieler in Zukunft halt zweimal überlegen, ob sie ihr Leibchen herschenken. Sergio Sanchez aus Vejer de la Frontera gab zuletzt deshalb einen fairen Deal an: "Sergio, wenn du mir dein Shirt gibst, gebe ich dir eine Packung Lomo en Manteca." Ein Tausch, den der gebürtige Andalusier Sergio Ramos natürlich nicht ausschlagen konnte. Deshalb ging der Real-Kapitän nach dem Spiel an die Bande und warf Sanchez sein Trikot zu. Statt direkt kehrt zu machen, wartete Ramos geduldig. Erst in diesem Moment merkte der Beschenkte, dass Ramos das Grillfleisch tatsächlich haben wollte.
Algo mas? Willkommen zurück, Yeray Alvarez! Beim Innenverteidiger wurde vor Weihnachten 2016 Hodenkrebs festgestellt. Am Wochenende feierte der 22-Jährige nach einer Operation sein Comeback. Gegen Barcelona. Er spielte 90 Minuten durch. Fußball ist schön.