Young Boys Bern avancierten zum Serienmeister
Als im darauffolgenden Sommer das Qualifikations-Hinspiel gegen PAOK Saloniki verloren ging, brach Panik aus. Wicky musste nach nur zwei Saisonspielen Ende Juli gehen. "Ein Fehler", wie Pfister findet. Unter Interimstrainer Alex Frei wurde die Champions League verspielt, unter Nachfolger Marcel Koller die Europa League.
Während Basel erstmals seit 16 Jahren international zuschaute, begannen die Young Boys mit ihrer ersten Champions-League-Teilnahme die finanzielle Lücke zum Rivalen mit dem teureren Kader zu schließen - und schließlich umzudrehen. In Deutschland wäre eine solche Entwicklung übrigens deutlich unwahrscheinlicher, müsste der Serienmeister doch konstant aus den Top-Vier fallen. Basel halfen einige Vizemeistertitel unterdessen nichts, der einstige Königsklassen-Dauergast fehlt seit 2018 im Wettbewerb.
"Dass YB den FC Basel so schnell und so deutlich überholt, kam wirklich überraschend. Ich habe nicht mit so einem krassen Absturz gerechnet", sagt Pfister. Seit dem Umbruch gelang mit dem Pokalsieg 2019 nur ein Titel. Überschattet wurde er jedoch von Ungereimtheiten zwischen Präsident Burgener und Sportdirektor Streller, der letztlich zurücktrat.
FC Basel: Abschied von Burgener
In Anbetracht immer größer werdender Kritik verkaufte Burgener 2021 seine Anteile an den 36-jährigen Ex-Profi David Degen. Zuvor hatten Gerüchte über eine Übernahme eines ausländischen Investoren-Konsortiums zu großem Widerstand der Anhänger geführt. Als Zeichen des Protests legten sie ihre Fanartikel am zentralen Barfüsslerplatz nieder. Dort, wo der Klub sonst seine Titel feiert.
Von der einst ausgerufenen Identifikations-Strategie war auch auf dem Platz kaum mehr was zu sehen: In der Saison von Burgeners Abschied umfasste der Kader zwar fünf Spieler mit dem Geburtsort Basel, von denen aber nur Taulant Xhaka mehr als 500 Pflichtspielminuten sammelte - und er stand bereits 2017 im Kader.
Debatten über eine neue strategische Ausrichtung gibt es derzeit übrigens auch beim deutschen FCB. Das Zukunfts-Projekt des neuen Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn FC Bayern AHEAD wird aber eher sanft implementiert statt im Basler Hauruck-Modus, so scheint es zumindest. Trotz Kritik am Kommunikationsverhalten der neuen Führung verläuft auch der personelle Übergang von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hin zu Herbert Hainer und eben Kahn halbwegs reibungslos.
Neue alte Trainer und mehr Emotionalität
Nach vier Titeln in Folge endete in der vergangenen Saison unterdessen auch die Meisterserie der Young Boys, den Thron übernahm überraschend Andre Breitenreiters FC Zürich. Er wechselte nun zur TSG Hoffenheim und wurde durch den ehemaligen österreichischen Teamchef Franco Foda ersetzt.
Auch die vorherigen Serienmeister holten sich diesen Sommer neue Trainer, beide hatten einst Anteil am Basler Absturz: Wicky bekommt bei den Young Boys eine zweite Chance bei einem Schweizer Spitzenklub, in Basel übernimmt der ehemalige Funktionär und Interimstrainer Frei.
Aufgrund all dieser Entwicklungen verspricht die neue Saison große Spannung, was auch Basel-Fan Pfister gefällt. Das Treiben in der Liga verfolgte er schon in den vergangenen Jahren mit mehr Interesse und Emotionalität, als noch während der Meisterserie seines eigenen Klubs. "Definitiv" sei er jetzt wieder emotionaler dabei.
"Wenn man nicht automatisch Meister wird, interessiert man sich auch wieder viel mehr für die ganze Meisterschaft", sagt Pfister. "Ich erwische mich mittlerweile immer wieder dabei, wie ich bei anderen Spielen reinschaue, weil sie für Basel wichtig sind. Vor 2017 war mir das eigentlich egal." Den Titel holte man ja sowieso, wie bisher der deutsche FCB in der Bundesliga.