Das Rampenlicht im Vorfeld des Premier-League-Klassikers (20.45 Uhr im LIVE-TICKER) gehörte ihm zu großen Teilen allein.
Patrice Evra machte das, was man eben so macht, wenn man dem Gegner vor einem großen Spiel - laut seinem Trainer Alex Ferguson "das größte des Jahres" - ordentlich einen mitgeben will.
In seiner Zustandsbeschreibung des FC Arsenal kam der United-Linksverteidiger zu der Conclusio: Die Gunners seien nichts weiter als ein Trainingszentrum, in dem hübscher Fußball gelehrt würde. Da man damit seit fünf Jahren aber keinen Titel geholt habe, sei das nichts weiter als eine Krise und ein Riesenhaufen Müll.
Eine entsprechende Retourkutsche von Arsenal-Seite blieb freilich aus. Dafür fehlen schlichtweg die Argumente.
Über Evras Stil und Wortwahl lässt sich streiten, doch spricht er nur aus, was jeder denkt. Arsenal hat sich über die Jahre das Stigma des Underachievers erarbeitet und den Anschluss an United und Chelsea verloren. Das wissen die Spieler und umso größer ist der Druck für die Gunners, etwas Zählbares aus dem Old Trafford mitzunehmen.
Dabei muss Arsenal aller Voraussicht nach auf Kapitän Cesc Fabregas verzichten, den Oberschenkelprobleme plagen. Trainer Arsene Wenger wird die Entscheidung vermutlich bis zum letzten Moment hinauszögern.
Manchester United - FC Arsenal: Die Bilanz
Edwin van der Sar vs. Lukasz Fabianski (Wojciech Szczesny): Klarer Punktsieg für United, wenngleich man fairerweise sagen muss: Wie viele Torhüter weltweit würden überhaupt im direkten Vergleich mit van der Sar bestehen? Der Niederländer ist mit seinen 40 Jahren immer noch voll auf der Höhe und der Prototyp des modernen Torhüters.
Fabianski spielt eine gute Saison und dürfte Manuel Almunia als Nummer eins abgelöst haben. Der 25-Jährige verfügt unbestreitbar über Talent. Doch gerade in der Strafraumbeherrschung mangelt es dem Polen noch an der notwendigen Übersicht und Souveränität.
Überhaupt ist es gerade die Präsenz, die den größten Unterschied zwischen beiden Keepern ausmacht. Hier der stoische, souveräne Routinier, der seinen Vorderleuten Sicherheit vermittelt, dort der zwar begabte, aber noch unausgereifte Jungspund, der mit seinen Aktionen bisweilen Unruhe und Verwirrung in der Hintermannschaft stiftet.
Sollte Fabianski ausfallen, stünden Almunia oder Szczesny als Alternativen bereit. Englischen Medien zufolge soll Wenger Szczesny favorisieren. Für den 20-jährigen Polen wäre es das Premier-League-Debüt.
Patrice Evra vs. Samir Nasri: Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich Evra am späten Montagabend sagen wird: 'Na hätte ich mal das Maul nicht so weit aufgerissen.'
Wenn jemand bei Arsenal in der Lage ist, Uniteds mitteilungsfreudigen Linksverteidiger für seine Aussagen "abzustrafen", dann Nasri. Der Ex-Marseiller ist derzeit in einer unverschämt guten Verfassung und nahezu unkontrollierbar. Mit großer Erleichterung stellte Wenger fest, dass Nasri in seiner dritten Saison nun auch das Toreschießen für sich entdeckt hat.
Endlich, sagen die, die ihn in den vergangenen Spielzeiten wegen mangelnder Beständigkeit und Ineffizienz kritisierten. Dabei darf man jedoch nicht übersehen, dass Nasri erst 23 Jahre alt ist.
Zwar werden sich er und Evra nicht permanent auf den Füßen stehen, weil Nasri kein klassischer Rechtsaußen ist und einen großen Bewegungsradius hat, doch wird es zu zahlreichen Aufeinandertreffen kommen. Das Duell kann großen Einfluss auf den Ausgang des Spiels haben.
Arsenals Offensive hing in Abwesenheit von Fabregas zuletzt stark von Nasri ab. Ihn auszuschalten, wäre ein dicker Pluspunkt für United. Gespannt darf man auch darauf sein, ob die beiden Franzosen ihre Nerven im Griff haben. Beide gelten als sehr temperamentvoll und empfänglich für Provokationen.
Nani vs. Gael Clichy/Bakari Sagna: Ferguson hat aus Cristiano Ronaldo einen vernünftigen Fußballer gemacht und das Gleiche ist ihm auch bei Nani gelungen.
Was in der vergangenen Saison seinen Anfang nahm, setzt der Portugiese in diesem Jahr fort. Mit fünf Toren und zehn Assists in 14 Spielen weist er überragende Statistiken auf. Diese sind aber auch dem Umstand geschuldet, dass Nani fast ganz allein fürs Kreative zuständig und Uniteds erklärte Waffe Nr. 1 im Spiel nach vorn ist, weil andere Alternativen nur teilweise (Giggs) oder gar nicht (Valencia) eingesetzt werden können beziehungsweise ihrer Form hinterherlaufen (Park).
Auch wenn Nani bisweilen etwas überspielt wirkt, ist er dennoch die wohl größte Bedrohung für die Gunners. Der Portugiese macht auch keinen Hehl daraus, dass es gegen Arsenal Spaß mache zu spielen, schließlich habe man jede Menge Platz. Und genau den sollten die Gunners Nani nicht geben, denn im Eins-gegen-Eins ist er weder auf links von Sagna noch auf rechts von Clichy auszuschalten.
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