Begriffe wie El Clasico, Old Firm oder Battle of Britain sind wohl jedem, der auch nur ansatzweise etwas von Fußball versteht, ein geläufiger Begriff. Der kommende Premier-League-Montag liefert jedoch den eindrucksvollen Beweis, dass große Duelle nicht unbedingt einen großen, einprägsamen Namen brauchen.
Dann nämlich treffen im Old Trafford Manchester United und der FC Arsenal zum Spitzenspiel aufeinander: der Tabellenführer aus London zu Gast beim Verfolger. Doch das Match steht für mehr als eine rein tabellarische Rivalität.
Fliegende Fäuste in Old Trafford
Spätestens seit dem 20. Oktober 1990 schwingt in den Duellen zwischen den Gunners und Red Devils eine ordentliche Portion Feindseligkeit mit. Ein Tag, der den Fans beider Lager bis heute in bildlicher Erinnerung geblieben ist.
Damals wurde das Old Trafford nach einem handelsüblichen Tackling von Arsenals Nigel Winterburn an Uniteds Denis Irwin zum Schauplatz einer zünftigen Massenschlägerei: Sage und schreibe 21 Profis ließen auf dem Feld die Fäuste fliegen.
Das Resultat: Saftige Punktabzüge für beide Teams. An Arsenals damaligem Meisterschaftstriumph änderte dies jedoch nichts.
Gunners-Kriegstanz um Van the Man
Der nächste unvergessliche Höhepunkt in der gemeinsamen Geschichte der Klubs stellte das "Battle of Old Trafford" im Jahr 2003 dar. Sportlich lief die Nullnummer recht mau ab, doch was sich sonst so auf dem Platz tat, erinnerte stark an 1990. Es lief die 80. Spielminute, als Ruud van Nistelrooy Arsenals Patrick Vieira wild ansprang.
Der Franzose verlor die Nerven und trat vom Boden aus nach. Die Folge: Rot für Vieira, Elfmeter für die Red Devils. Der Holländer trat selbst an und hämmerte das Ding brachial an die Latte des von Jens Lehmann gehüteten Gunners-Gehäuses.
Ärger vorbei? Denkste! Jetzt ging es erst richtig los: Martin Keown, Ashley Cole und Ray Parlour stürzten wie tollwütige Wildschweine in Richtung van Nisterooy, umringten den sichtlich verunsicherten Niederländer in bester Moshpit-Manier und schubsten ihn wütend umher. Diese Szene ging als "War Dance" in die Annalen ein.
Fergie erlebt sein "Pizzagate"
Bereits ein Jahr später setzte sich die Fehde fort: Im Oktober 2004 reisten die Gunners mit einer Serie von 49 Spielen ohne Pleite im Rücken nach Manchester. Wayne Rooney und Ruud van Nistelrooy beendeten diesen gigantische Serie. In einem erneut hitzigen Gefecht führten sie Manchester mit ihren Treffern zum 2:0-Sieg.
"Ich habe in meiner gesamten Karriere noch nie so viele Tritte einstecken müssen, wie damals in Manchester", erinnert sich Arsenals Ex-Spieler Jose Antonio Reyes.
Doch wie sollte es anders sein: der eigentliche Höhepunkt folgte wieder abseits des sportlichen Geschehens. Nach dem Spiel kam es im Spielertunnel zu schier unglaublichen Szenen: Sir Alex Ferguson wurde zum Opfer eines Lebensmittel-Anschlags. Ein nicht identifizierter Arsenal-Profi bewarf den schottischen Coach mit Pizzaresten und gefüllten Getränkebechern.
"Plötzlich flog ein Stück Pizza über meinen Kopf hinweg und traf Fergie mitten ins Gesicht. Alle starrten ihn mit offenen Mund an und sahen zu, wie das Pizzastück langsam von seinem Gesicht rutschte und dann auf seinen schönen schwarzen Anzug fiel", erinnert sich Ashley Cole in seiner Biographie.
Ruhe vor dem Sturm?
Diese Begebenheiten sind nur Speerspitzen in einer langen Reihe von Auseinandersetzungen. Seit einigen Jahren ebbt die Rivalität beider Teams jedoch spürbar ab, im Vordergrund steht längst der sportliche Erfolg. Das Vorgeplänkel des diesjährigen Duells zeichnet sich dementsprechend durch gegenseitige Lobesbekundungen aus, von Hass ist nichts zu spüren.
"Sie sind momentan größer als Chelsea", lobt United-Star Nani den Tabellenführer aus London. "Ich spiele gerne gegen große Teams - und Arsenal ist eines davon", stimmt sein Mannschaftskollege Park Ji-Sung mit ein. Dergleichen wäre einem Martin Keown wohl niemals über die Lippen gekommen.
Ob der Portugiese und der Koreaner ganz bewusst faire Sportsmanship an den Tag legen, oder ihnen die alten Schlachten schlichtweg nicht überliefert wurden, bleibt ihr Geheimis. Es scheint als hätten sich die Zeiten geändert - oder ist es doch nur die Ruhe vor dem Sturm?
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