Der Trainer:
"Ich bin sehr glücklich, bei einem Klub wie Manchester United zu sein." Das sagte David Moyes bei seiner Vorstellung vor rund einem Jahr. Zurückhaltend und demütig präsentierte sich der Schotte. "Manchester United ist einer der größten Klubs der Welt. Deshalb verdient dieser Klub auch einen der größten Trainer der Welt." Das sagte Louis van Gaal auf seiner ersten Pressekonferenz vor wenigen Tagen.
Der Niederländer ist der Chef und er ist unumstritten. Van Gaal lässt das alle wissen und er lässt es jeden spüren, vom ersten Tag an. Er ist sich des größten Respekts aller handelnden Personen sicher - ein Privileg, das Moyes von der ersten Minute an fehlte.
Moyes haftete das Image des Duckmäusers an, der dazu noch jede Menge Spieler verlor. Van Gaal ist der komplette Gegenentwurf und erinnert jetzt schon einige an den schmerzlich vermissten SAF.
"Ferguson und van Gaal fordern von den Spielern Eigenverantwortung und sie verlangen Respekt. In der kurzen Zeit, in der ich mit Louis zusammenarbeite, kann ich sehen, warum er so erfolgreich ist. Er ist mitreißend. Beide umstrahlt eine Aura, die von den Titeln kommt, die sie geholt haben", sagte Ryan Giggs dem "Telegraph".
Giggs ist ein gutes Beispiel dafür, wie clever van Gaal bereits die Dinge im Hintergrund lenkt. Die Ikone machte er zu einem seiner Co-Trainer. Er fragte Giggs dabei erst gar nicht nach dessen Einwilligung, sondern bestimmte ihn einfach zum Mitglied seines Stabs.
Van Gaal hat auch anderen Mitgliedern der "Class of 92" in Aussicht gestellt, bald bei United unterzukommen oder ihre Jobs hier zu behalten. Phil Neville bleibt Co-Trainer, Paul Scholes hat zwar jüngst einen langfristigen Vertrag als Experte bei "ITV" unterschrieben, soll aber ebenso bei United eingebunden werden wie Gary Neville. So etwas kommt an bei den Fans.
Ab sofort gibt er die Richtung und den Takt vor. "Wir müssen Dinge verändern, weil wir einen anderen Fußball spielen wollen als zuletzt. Das ist schwer für meine Spieler. Sie müssen unter Druck Leistung abrufen, auf dem Platz müssen sie innerhalb einer Sekunde die richtigen Entscheidungen treffen. Das ist nicht einfach", sagt van Gaal. Was er nicht laut sagt, aber durch die Blume dabei erkennen lässt: "Das müssen sie auch. Denn das ist Profifußball."
Dass auch seine Ideen Zeit brauchen, um bei den Spielern anzukommen und zu reifen und letztlich auch zu den entsprechenden Erfolgen zu führen, das kündigte van Gaal bereits mehrfach an.
"Meine Philosophie ist immer auf mittelfristige Sicht ausgelegt. Ich bin kein Trainer, der in kurzen Zeitabständen denkt. Bei jedem meiner Klubs musste ich in den ersten drei Monaten kämpfen. Danach wussten alle, was ich von ihnen wollte und wie ich als Mensch und als Trainer bin - denn ich kann sehr direkt sein. Ich spreche die Dinge so an, wie sie sind. Also müssen sich alle an diese Art des Trainings gewöhnen."
Seine Spieler müssten ihn verstehen lernen. Dafür muss er in die Köpfe der Spieler eindringen, sagt van Gaal. Und das dauert. Immerhin haben ihm die Spielplaner der Premier League einen kleinen Gefallen getan: Das Auftaktprogram ist auch für eine neu konzipierte United-Mannschaft absolut machbar (Swansea, Sunderland, Burnley, QPR, Leicester, West Ham, Everton, WBA), erst Ende Oktober wartet mit dem FC Chelsea das erste Team der Big Five.