Das Personal:
Die Transferperiode vor einem Jahr geriet für United zum Desaster. Einzig Marouane Fellaini konnte Manchester verpflichten - und selbst der Belgier wurde wegen verpasster Fristen völlig überteuert gekauft. Der Abgang von CEO David Gill rächte sich auf schlimmste Weise, zusammen mit Ferguson hatte der 56-Jährige über ein Jahrzehnt lang jeden Transfers eingefädelt und durchgeführt.
Im Sommer 2013 mussten Moyes und Ed Woodward in die Bresche springen - und waren damit heillos überfordert. Woodward war der Mann der großen Sponsorendeals, aber kein ausgewiesener Fachmann für den sportlichen Bereich. Und Moyes im internationalen Vergleich ein zu kleiner Name mit zu wenig Strahlkraft, als dass er eine stattliche Zahl an Hochkarätern hätte anziehen können.
Woodward hat aus seinem ersten Jahr die entsprechenden Lehren gezogen und mit van Gaal nun einen Trainer an seiner Seite, der sehr überzeugend argumentieren und langfristige Pläne offerieren kann.
Bisher stehen mit Ander Herrera (rund 36 Mio. Euro Ablöse, von Athletic Bilbao) und Luke Shaw (37 Mio., von Southampton) zwar auch erst zwei neue Spieler bei den Zukäufen, van Gaal hat aber bereits angekündigt, weiter zu investieren. Ob die ganz dicken Fische wie Arturo Vidal oder Angel di Maria ins OT kommen, ist auch nicht sicher - die Chancen auf Spieler dieser Kategorie sind aber im Vergleich zum letzten Jahr deutlich gestiegen.
Die Opta-Statistiken von ManUnited und ManCity der Saison 2013/14
Als mögliche Zugänge kursieren zudem die Namen von Arsenals Thomas Vermaelen, Stefan de Vrij (Feyenoord) und Daley Blind von Ajax. "Wir reden nicht über Geld, oder wie viel ein Spieler kostet. Wir reden darüber, welche Spieler ich haben will. Und dann müssen wir prüfen, ob wir sie bekommen können. Wir haben auch besprochen, wer gehen kann", sagt van Gaal.
Ein beträchtlicher Teil der alten Garde hat abgedankt. Mit Nemanja Vidic, Rio Ferdinand und Patrice Evra sind drei Viertel der alten Viererkette nicht mehr dabei, Standby-Profi Giggs ist ins Trainerfach gerutscht. "Der Abgang von Rio und Vida ist eine große Chance für Phil Jones, Chris Smalling und Jonny Evans, bei uns das nächste Level zu erreichen", sagt Giggs.
Das hatte zuletzt fast keiner mehr geschafft. Unter Moyes setzte die große Stagnation ein, einige Spieler wie Tom Cleverley, Ashley Young, Shinji Kagawa oder Fellaini wurden sogar Rückschritte in ihrer Entwicklung nachgesagt. Auch das ist eine Baustelle, die van Gaal abarbeiten muss - und kann.
Besonders gespannt sein darf man auf van Gaals Umgang mit den vielen hoffnungsvollen Talenten im Team. Adnan Januzaj (19) war einer der wenigen Lichtblicke der vergangenen Saison und soll seine Entwicklung unter van Gaal fortsetzen. Dazu gibt es in Reece James (20), Nick Powell (20) oder Jesse Lingard (21) ein paar aufstrebende Youngster.
"Wenn man junge Spieler aus dem eigenen Klub aufbaut, kann man sich sicher sein, dass sie die Kultur des Klubs auswendig kennen. Sie wollen diese Kultur verteidigen und mit Stolz mit sich tragen. Wenn du einen Spieler von einem anderen Klub dazu holst, musst du immer erst schauen und abwarten, ob er deine Erwartungen erfüllen kann. Das macht es für alle Seiten schwieriger", erklärt van Gaal sein Bestreben, immer auch die Talente aus dem eigenen Stall nach vorne zu bringen.
Dass aber auch die Jungen keinen besonderen Welpenschutz genießen und schon gar keinen Freifahrtschein haben, machte ihr neuer Trainer unmissverständlich klar. Während der USA-Reise setzte van Gaal immer wieder zusätzliche Einheiten an, weil "keiner meiner Spieler fit ist".
Namentlich pickte er Shaw heraus. Der 19-Jährige ist eines der größten Talente Englands, seine Ablöse erscheint trotzdem viel zu hoch und sein Wochensalär mit kolportierten 100.000 Pfund astronomisch. Van Gaal ließ den bisher teuersten Transfer des Sommers Einzelschichten absolvieren, weil Shaw in den Urlaubswochen offenbar mächtig geschludert hatte.
"Er ist nicht besonders fit. Aber er muss fit sein! Wenn er das nicht ist, kann er nicht die Leistungen bringen, die ich von ihm verlange. Er muss fitter werden und individuell trainieren", sagte Van Gaal. "Ich war immer ein Trainer, der Einzelne im Blick hat und weiß, was die Spieler brauchen."