Jürgen Klopp vom FC Liverpool
Acht Tage. Acht Tage lagen zwischen Liverpools Sieg gegen den bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer Manchester City und der Niederlage gegen den Letzten Swansea City. Acht Tage, die nicht nur exemplarisch für Liverpools aktuelle Saison stehen, sondern für Jürgen Klopps gesamte Amtszeit.
Bei keinem Top-6-Klub der Premier League wechseln sich atemberaubende Vorstellungen in einer vergleichbaren Geschwindigkeit mit besorgniserregenden ab wie bei Liverpool. Lobte Klopp nach dem Sieg gegen City noch das "Pressing wie von einem anderen Stern", sagte er nach der Niederlage gegen Swansea: "Ich bin frustriert, ich bin wütend über die Vorstellung noch mehr als über das Ergebnis." Einstellung, Raumaufteilung, Chancenverwertung: An allem, was gegen City noch funktionierte, mangelte es in Swansea.
Im Laufe dieser Saison war das nicht die erste rätselhafte Leistungsschwankung innerhalb weniger Tage. Zu Saisonbeginn folgte etwa auf einen 4:0-Sieg gegen Arsenal eine 0:5-Niederlage bei City. Sie war gleichzeitig der Start von Klopps bisher größten Krise in Liverpool. Wettbewerbsübergreifend gewann Liverpool nur zwei von zehn Spielen. Der Tiefpunkt war ein 1:4 bei Tottenham, Klopp griff seine eigene Mannschaft an, vor allem die Defensive: "Das erste Tor wäre nicht gefallen, wenn ich auf dem Platz gestanden wäre."
Genau wie die Leistungsschwankungen beschäftigen Klopp auch fortwährend die Abwehrschwächen seiner Mannschaft, nach Arsenal stellt Liverpool die schlechteste Defensive der Top-6-Klubs. Zuletzt tauschte Klopp seinen Tormann, Loris Karius ersetzte Simon Mignolet, und auch auf dem Transfermarkt handelte der Klub: Für 84,5 Millionen Euro kam Innenverteidiger Virgil van Dijk, die Ablösesumme brachte Klopp wegen früher getätigter Aussagen aber in Erklärungsnot. "Das erste, was alle Liverpool-Fans schnell vergessen sollten, ist der Preis", sagte Klopp dazu nur.
Vergessen sollten die Liverpool-Fans auch Philippe Coutinho, der nach monatelangem Transferpoker zum FC Barcelona wechselte. Die Reaktion des verbliebenen Offensiv-Trios bestehend aus Mohamed Salah, Roberto Firmino und Sadio Mane auf dessen Abschied war beeindruckend: Beim Sieg gegen City trafen alle drei sehenswert und schienen mit ihrer Dynamik kaum aufhaltbar.
Wird der Platz aber eng, droht schnell Frustration. "Liverpool ist wie ein Formel-1-Auto", sagte Swansea-Trainer Carlos Carvahal, nachdem sein Team Liverpool besiegt hatte: "Aber ein Formel-1-Auto kann um 16 Uhr im Londoner Verkehr auch nichts anderes machen als die übrigen Autos."
Für einen ernsthaften Titelanwärter ist Klopps Liverpool zu inkonstant. Aber in großen Spielen schafft es der emotionale Klopp immer wieder, diesen emotionalen FC Liverpool dermaßen zu emotionalisieren, dass alles möglich erscheint. "Ich passe perfekt zu diesem Verein", sagte Klopp neulich. Dass sich daran bis zum seinem Vertragsende 2022 etwas ändert, erscheint kaum vorstellbar.