FC Chelsea - Frank Lampard muss gehen, Thomas Tuchel übernimmt: Fünf Fragen zur Entlassung der Blues-Legende

Von Oliver Maywurm
Thomas Tuchel soll für Frank Lampard beim FC Chelsea übernehmen.
© getty

Frank Lampard ist nicht mehr Coach des FC Chelsea, Thomas Tuchel wird ihn beerben. Fünf Fragen zum Trainerbeben bei den Blues.

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Es war ein Stück pure Fußball-Romantik, als Frank Lampard im Sommer 2019 neuer Cheftrainer des FC Chelsea wurde. Bei Zweitligist Derby County hatte er sich erste Meriten als Coach verdient, nun heuerte der frühere Weltklassemann bei dem Klub an, den er von 2001 bis 2014 13 Jahre lang als Spieler prägte, mit dem er dreimal englischer Meister und 2012 Champions-League-Sieger wurde.

Nur rund eineinhalb Jahre später ist das Stück pure Fußball-Romantik aber schon wieder Geschichte. In der Premier League nur auf Platz neun notiert und den Ansprüchen weit hinterher hinkend, wurde Lampard am Montag entlassen und Thomas Tuchel wird ihm auf Chelseas Trainerbank nachfolgen.

SPOX und Goal beantworten fünf Fragen zum Trainerbeben bei den Blues.

Frank Lampard beim FC Chelsea entlassen: Was kann man ihm vorwerfen?

Der größte Vorwurf, den sich Lampard gefallen lassen muss, ist logischerweise die sportliche Lage. Nach 19 absolvierten Partien ist Chelsea lediglich Neunter in der englischen Beletage, der Rückstand auf die Spitze beträgt bereits elf Punkte. Dass er in seiner ersten Saison ein Team, das zuvor Superstar Eden Hazard verloren hatte und wegen der damals noch bestehenden Transfersperre keinerlei Neuverpflichtungen tätigen konnte, auf Platz vier und damit in die Champions League führte, zählt im schnelllebigen Geschäft längst nicht mehr.

Ein weiterer entscheidender Faktor in der berechtigten Kritik an Lampard ist die schlechte Bilanz gegen die Top-Mannschaften der Premier League. In der laufenden Saison holten die Blues aus den vier Partien gegen Liverpool, Manchester City, Manchester United und Tottenham nur zwei Zähler. Insgesamt wurden gegen diese vier Klubs seit Lampards Amtsübernahme lediglich drei von zwölf Liga-Duellen gewonnen - zu wenig für die Ansprüche der Blues. Zumal man sich speziell in einem Jahr, in dem Liverpool weit davon enfernt ist, übermächtig zu sein, und kein Team allem Anschein nach der alleinige Dominator wird, deutlich mehr erhoffen konnte.

Hinzu kam, dass Lampard vor allem in den letzten Wochen ein Bild in der Öffentlichkeit zeichnete, das alles andere als souverän war. Nur selten war sein Auftreten wirklich positiv, so scheiterte er nur allzu logisch daran, eine Euphorie rund um Chelsea aufzubauen. Auf unangenehme Fragen reagierte er oft dünnhäutig, äußerte zudem unnötigerweise öffentliche Kritik an seinen Spielern, zum Beispiel an Timo Werner. Kurzum ist all das wohl unter Unerfahrenheit zu verbuchen.

Was man sportlich auch anprangern muss, ist das Fehlen einer klaren Identität. Was "Lampard-Fußball" sein soll, wurde bisher jedenfalls nie deutlich, zu wenige Muster sind in Chelseas Spiel erkennbar. Exemplarisch dafür: das Hin- und Herschieben von Kai Havertz, der sich vielleicht auch deshalb bislang so schwertut, weil er mal Zehner war, mal Teil des Dreier-Mittelfelds auf der Halbposition, mal falsche Neun und mal Rechtsaußen.

Frank Lampard als Trainer des FC Chelsea: Warum hat es nicht geklappt?

Die Rechnung ist im Kern wahrscheinlich ganz einfach: zu hohe Erwartungen, zu wenig Zeit für Entwicklung. Und ein bisschen auch der Fluch der guten Tat, weil man dachte, Lampard müsse mit Chelsea nach einer guten ersten Saison ohne Transfers nun in seiner zweiten Spielzeit mit einigen sehr namhaften Transfers doch sicher um die Meisterschaft mitspielen.

Knapp 250 Millionen Euro haben die Londoner letzten Sommer in neue Spieler investiert, vor allem in Corona-Zeiten eine Wahnsinns-Summe. Doch Kai Havertz und Timo Werner, für die der Löwen-Anteil dieser Summe auf den Tisch gelegt wurde, sind bis dato noch nicht in der Premier League angekommen. Was eigentlich vollkommen normal ist und Lampard nicht zwingend vorgeworfen werden kann. Beide müssen sich erst einmal an das neue Tempo in England gewöhnen, beide sind noch sehr jung, beide entwickeln sich noch weiter. Und da beim vollgepackten Terminkalender kaum Zeit dafür bleibt, im Training Automatismen einzustudieren, sich besser aufeinander einzustellen, dauert die Phase der Adaption mutmaßlich noch länger als im Normalfall ohnehin schon.

Bei Hakim Ziyech, einem weiteren Top-Transfer, wurde das Eingewöhnen im neuen Umfeld und in der neuen Liga noch zusätzlich von einer Knieverletzung erschwert, deretwegen er erst einige Wochen später überhaupt in die Saison starten konnte.

Die Erwartung an Lampard, eine Truppe auf den Platz zu bringen, die um den Titel kämpft, ist unter diesen Umständen zwar nicht überzogen, aber doch extrem schwer zu erfüllen. Mehr Zeit hätte ihm sicherlich gut getan, die hat man im Millionen-Geschäft Fußball aber bekanntlich nicht, wenn das Verpassen der Champions League droht.

Lampards Scheitern bei Chelsea ausschließlich auf zu hohe Erwartungen und zu wenig Zeit zu reduzieren, wäre aber auch nicht richtig. Es hat allem Anschein nach auch Schwierigkeiten zwischen ihm und der Mannschaft gegeben. So soll Lampards Verhältnis zu einigen Spielern zuletzt sehr eisig gewesen sein, berichtet The Athletic. Vor allem öffentlich geäußerte Kritik sei den Stars sauer aufgestoßen, in der Kabine wendete sich die Stimmung allmählich gegen ihn.

Premier League: Die aktuelle Tabelle

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Manchester United1936:251140
2.Manchester City1831:131838
3.Leicester City1935:211438
4.FC Liverpool1937:221534
5.Tottenham Hotspur1833:171633
6.FC Everton1728:21732
7.West Ham United1927:22532
8.Aston Villa1731:181329
9.FC Chelsea1933:231029
10.FC Southampton1826:21529
11.FC Arsenal1923:19427
12.Leeds United1830:34-423
13.Crystal Palace1922:33-1123
14.Wolverhampton Wanderers1921:29-822
15.FC Burnley1810:22-1219
16.Newcastle United1918:32-1419
17.Brighton & Hove Albion1922:29-717
18.FC Fulham1815:27-1212
19.West Bromwich Albion1915:43-2811
20.Sheffield United1910:32-225
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