Während das Transferfenster geöffnet ist, kommt es hin und wieder zu Geschichten, die man auch in einen Krimi oder Agententhriller packen könnte.
Meist tragen sich diese am letzten Tag der Wechselfrist zu, wo es gegen Ende des Tages eine Sache von Minuten sein kann, ob ein Transfer über die Bühne geht oder eben nicht. Da verhindert dann auch mal ein defektes Faxgerät das angestrebte Wunschgeschäft.
Was jedoch am Donnerstag beim AC Milan passiert ist, trug sich inmitten der Transferperiode zu. SPOX zeichnet die Entwicklung des Donnerstags, aber auch der vergangenen Wochen noch einmal nach und erklärt, wie die Gerüchte um Pato und Carlos Tevez entstanden sind.
November 2011: Antonio Cassano muss nach der Rückreise vom Spiel in Rom ins Krankenhaus eingeliefert werden. Nach tagelangen Untersuchungen werden Herzprobleme festgestellt, die für den Stürmer das vorzeitige Saisonaus bedeuten. Kurz darauf kursieren erste Gerüchte, wonach Milan bei der Suche nach Ersatz für Cassano auf den bei Manchester City aussortierten Carlos Tevez gestoßen sei.
Dezember 2011: Anfang des Monats wird Milan-Geschäftsführer Adriano Galliani am Rande einer Buchvorstellung konkret: "Wir werden bis zum Schluss versuchen, Tevez zu holen. Ich kann bestätigen, dass auch PSG am Spieler interessiert ist und sich in die Verhandlungen eingeschaltet hat. An unserem Angebot wird sich deshalb aber nichts ändern. Wir müssen City davon überzeugen, Tevez an uns auszuleihen, was nicht einfach ist." Der Plan sieht vor, Tevez bis Saisonende inklusive einer Kaufoption auszuleihen. Galliani verrät zudem, dass Tevez zu Milan will.
Wenig später wird bekannt, dass die Citizens nicht vom Milan-Angebot überzeugt sind. "Wir haben City ein Angebot für Tevez gemacht, das im Moment nicht angenommen wurde. Wenn sie es annehmen - gut. Wenn nicht, dann kommt er eben nicht. Wir werden uns erneut mit City treffen und bis zum 31. Januar versuchen, sie zu überzeugen", sagt Galliani zu "Sky Italia".
An Heiligabend äußert sich Galliani erneut und beteuert, dass alles versucht wird, um Tevez nach Mailand zu lotsen - notfalls auch bis zum letzten Tag der Transferperiode: "Ich habe Tevez versprochen, dass wir bis zum 31. Januar auf ihn warten werden."
Kurz vor Jahreswechsel tun sich Gerüchte auf, die besagen, dass Paris St.-Germain nach der Verpflichtung von Carlo Ancelotti ein Auge auf dessen Ex-Spieler Pato geworfen habe. Galliani dementiert umgehend: "Es gibt keine Verhandlungen in Sachen Pato. Pato ist ein Milan-Spieler."
Januar 2012: Kaum hat das neue Jahr begonnen, steigt auch Milans Rivale Inter offiziell in den Tevez-Poker ein. Das Angebot der Nerazzurri beinhaltet eine Ausleihe bis Juni nebst einer festgeschriebenen Kaufpflicht über 25 Millionen Euro plus Bonus - also nicht nur eine Kaufoption wie bei der Milan-Offerte. Es liegt auf der Hand, dass das Inter-Angebot interessanter für ManCity ist, da es bedeuten würde, dass in jedem Fall Geld nach England fließt.
"Wenn wir etwas machen, machen wir es nicht zum Spaß, sondern weil wir glauben, dass es eine gute Operation ist. Wir haben Informationen eingeholt, um zu schauen, wie die Dinge sind - und es besteht die Möglichkeit, zu handeln. Ich bin weder optimistisch noch pessimistisch, jetzt heißt es abwarten und schauen, was passiert", meldet sich Inter-Präsident Massimo Moratti bei der "Gazzetta dello Sport" zu Wort.
Kurios: Am selben Tag gibt PSG laut italienischen und französischen Medienberichten das erste konkrete Angebot für Pato über 28 Millionen Euro plus Bonuszahlungen ab. Es wird jedoch berichtet, dass Milan mindestens 40 Millionen sehen will.
12. Januar 2012: Galliani begibt sich nach London, um auf den Inter-Vorstoß zu reagieren und mit City-Verantwortlichen und Tevez' Berater Kia Joorabchian den Deal einzutüten und im besten Fall sofort Vollzug melden zu können. Mit Tevez ist sich Milan schon seit Tagen einig.
Die "Gazzetta dello Sport" meldet, dass Milan nun bereit sei, im Sommer auch eine Kaufpflicht über 25 Millionen Euro plus drei Millionen an Bonuszahlungen anzubieten und nicht nur wie bisher eine Kaufoption. Damit sollte Inter endgültig ausgestochen werden.
Im Laufe des Nachmittags melden französische und italienische Medien übereinstimmend, dass Paris St.-Germain kurz vor einem Transfer von Pato stehe. Als Ablösesumme sollen insgesamt 35 Millionen Euro fließen - 28 Millionen fix und sieben Millionen als Bonuszahlungen. Zudem heißt es, dass Pato an der Seine einen Vertrag über dreieinhalb Jahre unterschreiben wird, der ihm zwischen sechs und sieben Millionen Euro jährlich einbringen soll. "Die Dinge bewegen sich. Es gibt Möglichkeiten, aber keine Einigung. Wir haben Zeit und werden sehen", sagt PSG-Sportdirektor Leonardo. Nach dem Training verlässt Pato Milanello - alles deutet darauf hin, dass Paris sein nächstes Ziel sein wird.
In der französischen Hauptstadt wird eine Pressekonferenz mit Leonardo abgehalten. Er stellt Maxwell vom FC Barcelona als Neuzugang vor. Der Brasilianer unterschreibt beim PSG für dreieinhalb Jahre und soll angeblich sieben Millionen Euro kosten. Die anwesenden Journalisten löchern Leonardo mit Fragen nach Pato. Der entgegnet: "Das ist die PK von Maxwell. Pato ist heute nicht da. Weiter zur nächsten Frage." Es deutet weiter alles darauf hin, dass Pato bald in Paris anheuert.
Inmitten dieses Szenarios veröffentlicht die Homepage des AC Milan eine offizielle Stellungnahme mit folgendem Inhalt: "Milan teilt mit, dass Alexandre Pato beim AC Milan bleibt. Der Stürmer hat entschieden, seine Karriere bei Milan fortzusetzen."
Der Spieler wird zitiert: "Milan ist mein Zuhause. Ich wollte meine Karriere hier nicht unterbrechen, nachdem ich meine ersten beiden Trophäen in diesem Trikot gewonnen habe. Ich möchte dazu beitragen, mit Milan in die Geschichte einzugehen und zukünftige Erfolge feiern. Heute ist ein besonderer Tag für mich. Ich bedanke mich bei Präsident Silvio Berlusconi, dem Verein und den Fans, die immer an mich geglaubt haben."
Italienische Medien berichten, dass Pato nach Trainingsschluss persönlich zum Telefon griff und Galliani in London angerufen habe, um diesem mitzuteilen, nach langen Überlegungen PSG abzusagen und bei den Rossoneri bleiben zu wollen. Wenig später äußert sich Galliani gegenüber "Sky Italia" kurz und bündig: "Pato bleibt bei Milan, Tevez kommt nicht." Den Grund liefert er dem hauseigenen TV-Sender "Milan Channel": "Ich habe Antonio Cassano versprochen, dass wir auf ihn warten werden und deshalb konnten wir nicht fünf Top-Angreifer im Kader haben."
Ausblick: "Tevez ist nun frei für die Konkurrenz", sagt Galliani. Durch die Milan-Absage sind die Chancen auf Tevez für Inter und PSG unweigerlich gestiegen. Das Tauziehen um Tevez wird also zwischen nur noch zwei Kontrahenten ausgetragen.
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