Vor zwei Jahren schlenderte Bayern-Manager Uli Hoeneß nach der 1:2-Heimniederlage gegen den Hamburger SV durch die Katakomben der Münchner Arena und servierte den Journalisten brühwarm seine Revolutionspläne.
Der FC Bayern werde viel Geld für neue Spieler ausgeben, alte Zöpfe abschneiden und dafür sorgen, dass der Konkurrenz hören und sehen vergeht und die Bayern nur mit dem Fernglas zu erspähen seien. International blieb der Erfolg überschaubar, national holten die Münchner dank ihrer Transferoffensive das Double.
Juande Ramos vor dem Aus
Real Madrid verpasst zwar nicht wie die Bayern 2007 die Qualifikation für die Champions League, doch das historische Heim-Debakel gegen den FC Barcelona (2:6) veranlasst auch den spanischen Rekordmeister, die Zukunft gehörig zu überdenken. Stürmer Raul sprach nach der Vorführung von einem "furchtbaren Gefühl der Machtlosigkeit". Er habe extrem gelitten beim Anblick der Barca-Show, verriet der Kapitän.
Trainer Juande Ramos gab unumwunden zu: "Die großen Mannschaften haben uns überholt. Das müssen wir anerkennen - auch wenn es wehtut."
Der Coach ist wohl der Erste, der dem Umbruch zum Opfer fällt. Vor dem Spiel hatte Ramos von einem "Anti-Barca-Plan" gesprochen - ein Ausdruck gnadenloser Selbstüberschätzung. Der Kader reicht vielleicht, um sich außer Barca den Rest der Primera Division vom Leib zu halten, aber schon das blamable Aus in der Champions League gegen den FC Liverpool hat gezeigt, dass die Hauptstädter international nicht mithalten können.
Wenger oder Ancelotti oder Mourinho oder...
Am 14. Mai will der designierte Präsident Florentino Perez sein Konzept vorstellen. Gewählt wird erst am 14. Juni, dass Bauunternehmer Perez neuer Boss wird, gilt aber bereits als beschlossen.
Juande Ramos hätte sich nur mit dem Gewinn des Meistertitels für eine Weiterbeschäftigung empfehlen können. Bei sieben Punkten Rückstand auf Barcelona, dem klar verlorenen direkten Vergleich und nur noch vier ausstehenden Spielen ein nahezu unmögliches Unterfangen.
Laut übereinstimmenden Zeitungsberichten aus Spanien soll Arsene Wenger die Königlichen aus dem Mittelmaß holen. Der Trainer des FC Arsenal soll ein entsprechendes Angebot aber abgelehnt haben.
Neben Wenger sind Milan-Coach Carlo Ancelotti, Jose Mourinho (Inter Mailand) und der derzeit arbeitslose Frank Rijkaard, der den FC Barcelona zu zwei Meistertiteln und dem Champions-League-Triumph führte, als Ramos-Nachfolger im Gespräch.
Valdano plus Zidane
Neben Ramos muss auch Sportdirektor Predrag Mijatovic gehen. Dem Serben wird schon seit geraumer Zeit eine fürchterliche Transferpolitik nachgesagt. An seine Stelle tritt Jorge Valdano.
Der Argentinier war unter Perez' Herrschaft als Real-Boss zwischen 2000 und 2006 schon einmal Sportdirektor in Madrid. Valdano ist Perez' rechte Hand, das Team komplettieren soll Zinedine Zidane.
Perez will kräftig in die Mannschaft investieren. Cristiano Ronaldo, Kaka, Franck Ribery, David Silva, David Villa, Xabi Alonso, Cesc Fabregas - das Beste vom Besten soll kommen.
Kaka-Berater: "Er wird für Real Madrid spielen"
Für Ronaldo gibt es angeblich einen Finanzierungsplan: 85 Millionen Euro Ablöse, 12 Millionen Euro netto per anno bei einem Sechsjahresvertrag und 8 Millionen Euro Handgeld für Ronaldos Berater. Der Portugiese ist das Thema Real Madrid allerdings langsam leid. "Ich denke überhaupt nicht an Real Madrid, sondern an die Meisterschaft und unsere Titelverteidigung in der Champions League", sagte Ronaldo nach dem 2:0-Sieg von Manchester United in der Liga gegen Middlesbrough.
Mit Milan-Star Kaka sind die Verhandlungen dagegen anscheinend fortgeschritten. Bosco Leite, Vater und Berater des Brasilianers, wird in spanischen Medien wie folgt zitiert: "Kaka wird bei Real Madrid unter Florentino Perez spielen."
Metzelder auf Abschussliste
Zinedine Zidane hat den gleichen Berater wie Franck Ribery und soll seinen französischen Landsmann so vom FC Bayern nach Madrid lotsen.
Aus dem aktuellen Real-Kader gelten Rafael van der Vaart, Fernando Gago, Christoph Metzelder, Royston Drenthe und Javier Saviola als Wackelkandidaten. Fabio Cannavaro kehrt voraussichtlich zu Juventus Turin zurück.
Der Mannschaft sind derlei Planspiele derzeit zuwider. "Wir müssen versuchen, die Saison so gut wie möglich zu beenden und die restlichen vier Spiele zu gewinnen. Was dann passiert, wird man sehen. Die Mitglieder werden es mit ihrer Wahl entscheiden", sagte Raul.
Real Madrid: Kader, Termine, Ergebnisse