Vinicius Junior als Neuzugang bei Real Madrid: Die Pflicht, ein Weltstar zu werden

Von Julian Alexander Fischer
Vinicius spielt nun bei Real Madrid.
© getty

Bereits im Mai 2017 machte Real Madrid die Verpflichtung des damals 16-jährigen Vinicius Junior von Flamengo Rio de Janeiro perfekt. Mit 45 Millionen Euro Ablöse wurde er zum teuersten U18-Transfer der Welt. Mittlerweile ist er volljährig und wurde nun offiziell bei Real vorgestellt. Der Verein setzt dabei große Hoffnungen in den Linksaußen.

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Die Fußstapfen, in die Vinicius bei Real jetzt treten soll, sind gigantisch. "Wir glauben, dass er einer der Größten dieser neuen, nahenden Ära werden kann", erklärte Real-Präsident Florentino Perez. Gemeint ist die Ära nach dem Abgang von Weltfußballer Cristiano Ronaldo. "Er ist eine der größten Hoffnungen im brasilianischen und im Weltfußball", führte er aus.

Ein 18-Jähriger als Nachfolger für einen der besten Fußballer aller Zeiten - die Aussage zeigt: Real setzt großes Vertrauen in den jungen Brasilianer. Das wurde bereits bei der Verpflichtung deutlich.

Als Real Madrid den Deal mit Vinicius perfekt machte, hatte dieser nämlich erst acht Minuten auf Profi-Niveau absolviert. Dennoch waren nahezu sämtliche europäische Spitzenklubs an ihm interessiert, schließlich hatte er auf Juniorenebene bereits einen so herausragenden Eindruck gemacht, dass niemand an seinen Fähigkeiten und seinem Potential zweifelte.

Real Madrid als absoluter Wunschverein von Vinicius

Auch Vinicius war sich seinen Fähigkeiten bewusst und nahm die große Herausforderung an - doch nicht irgendwo: "Glücklicherweise hätte ich die Möglichkeit gehabt, bei vielen großen Vereinen zu unterschreiben - und ich habe mir den weltbesten Klub ausgesucht."

Geld spielte dabei nur eine sekundäre Rolle, erklärte sein Berater Frederico Pena: "Was das Gehalt angeht, hat Barcelona mehr geboten als Real. Aber wir sind mit Madrid zu einer Einigung gekommen, da der Spieler das Projekt favorisiert."

Nun trifft er auf "die besten Spieler der Welt" und muss beweisen, dass er auch auf dem ganz hohen Niveau mithalten kann, schließlich haben schon viele vielversprechende Talente die großen Vorschusslorbeeren nicht erfüllen können. Um ihn aufzubauen, soll Vinicius mit der ersten Mannschaft trainieren und dort immer wieder Spielpraxis sammeln, aber auch Spiele für die zweite Mannschaft machen.

Vinicius: Ein Transfer, der Real Madrid sofort weiterhelfen soll

Der Verein hat mit diesem Modell bei Alvaro Morata und Nacho in der Saison 2012/2013 bereits gute Erfahrungen gemacht. Bei Martin Ödegaard, einem anderen hochgelobten ausländischen Talent, klappte die Heranführung über die zweite Mannschaft allerdings nicht - möglicherweise weil die Zweitvertretung mittlerweile nur noch in der dritten Liga spielt.

"Die Segunda B ist eine schwierige Liga, mit schwierigen Teams und armseligen Plätzen", erklärte Ödegaard damals. Ob eine Liga, die deutlich unter dem Niveau der brasilianischen Liga liegt, der Entwicklung weiterhilft, bleibt fraglich. Im Gegensatz zu Ödegaard soll der Fokus von Vinicius aber klar auf der Profimannschaft liegen.

Eine Leihe schloss der Verein daher aus. Denn Real erwartet sich bereits in dieser Saison durchaus eine Verstärkung durch Vinicius in der ersten Mannschaft. Zudem möchte Real die Entwicklung des Spielers in eigener Hand haben, um vor allem die körperliche Entwicklung und den Muskelaufbau des jungen Brasilianers optimal steuern zu können.

Vinicius' Spielstil: Schnell, dribbelstark, typisch brasilianisch

In vielen anderen Bereichen ist Real schon sehr zufrieden mit ihm. "Er hat uns überzeugt mit seinen unglaublichen Dribblings, Sprints und Toren, gepaart mit einer herausragenden Technik", schwärmt Real-Präsident Florentino Perez.

Sein Spielstil ist dabei typisch brasilianisch. Er sucht oftmals das Eins gegen Eins und verfügt über eine hohe Sprintgeschwindigkeit sowie gute Technik. Vinicius weiß um seine Stärken: "Ich spiele fröhlichen und gewagten Fußball, der Fußball, der in Brasilien gespielt wird - mit viel Dribbling, aber immer Respekt vor dem anderen Team. Das alles mit dem Ziel Tore zu schießen und meiner Mannschaft zu helfen."

Vinicius wird nun also auf Dauer als potenzieller Nachfolger von Ronaldo gesehen. Schließlich ist dieser ebenso auf dem linken Flügel zuhause. Er wird den amtierenden Weltfußballer nicht sofort einfach ersetzen können und womöglich niemals dessen Klasse erreichen, sein Vertrag über sieben Jahre zeigt aber: Real vertraut in seine Entwicklung.

Vinicius: Die Leistungsdaten bei Flamengo Rio de Janeiro

WettbewerbSpieleTore
Serie A377
Copa Sudamericana71
Copa Libertadores52

Vinicius: Schon immer seinem Alter voraus

Denn diese Entwicklung war seinem Alter stets um einige Jahre voraus. Bereits mit 13 Jahren ragte er in der brasilianischen U15-Nationalmannschaft heraus. Bei seinem Heimklub Flamengo wurde er zum Anführer der Generation 2000, einem Team aus Spielern, die um die Jahrtausendwende geboren wurden, und das über drei Jahre kein Spiel verlor.

Auf die Zettel der großen Klubs spielte er sich schließlich als 16-Jähriger bei der Copa Sao Paulo, Brasiliens wichtigstem Nachwuchsturnier, wo er Spieler vorführte, die teilweise drei Jahre älter als er waren. Bereits Neymar und Rivaldo erlebten dort ihren Durchbruch. Die Bestätigung dieser Leistung brachte er kurz darauf bei der U17-Südamerikameisterschaft. Dort führte er seine Mannschaft zum Titel - inklusive der Auszeichnungen als Torschützenkönig und bester Spieler des Turniers.

Danach schlug Real zu. Im Anschluss machte er seine ersten Profispiele bei Flamengo und blieb noch anderthalb Saisons in Rio. Während er in seinem ersten Jahr noch eher sporadisch zum Einsatz kam, etablierte er sich in diesem Jahr zum wichtigen Stammspieler.

Vinicius bei Real Madrid: Abheben keine Gefahr

Dieser frühe Erfolg lässt junge Spieler oftmals schnell abheben und den Bezug zur Wirklichkeit verlieren. Die schillernde Profiwelt hat manchmal zu viele Verlockungen. Dass auch Vinicius diesen Reizen verfällt, scheint wenig wahrscheinlich. Der Brasilianer ist zwar ehrgeizig, aber auch äußerst bescheiden und demütig.

Die Familie steht für ihn im Vordergrund. "Aufopferung ist nichts Neues für mich. Ich komme aus einer sehr einfachen Familie und ich bin sehr stolz auf alles, was sie für mich gemacht haben und die Werte, die sie mich gelehrt haben", erklärte er etwa bei seiner Vorstellung. Deshalb zieht auch seine gesamte Familie mit ihm nach Madrid.

Dort kann diese nun möglicherweise die Entwicklung von Vinicius zum Weltstar hautnah miterleben. Denn nach den Aussagen von Perez ist er dazu nun quasi verpflichtet.

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