Nuri Sahin, Shinji Kagawa, Mario Götze - der BVB hat in den letzten Jahren schon einige ehemalige Spieler zurück nach Dortmund geholt, weil sie nach ihrem Abgang von der Borussia bei den neuen Klubs nicht glücklich wurden.
Für Ousmane Dembele, der Dortmund im Sommer 2017 nach einem Streik Richtung Barcelona verließ, wird diese Möglichkeit nicht bestehen. Das machte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Sonntag bei Sky klar, als er auf eine entsprechende Frage ein klares "Nein" folgen ließ. Dembele noch einmal beim BVB, dieses Kapitel brauche man gar nicht erst zu eröffnen.
Dembele hat ja in Katalonien ohnehin alle Hände voll zu tun, seinen angekratzten Status wieder aufzupolieren. Auf 15 Pflichtspiele kommt der Franzose bislang in dieser Saison (6 Tore, 2 Assists), zwei davon absolvierte er über 90 Minuten.
Ousmane Dembele: Kritik von Pique und kein Platz im Kader
Diese Fakten lesen sich ordentlich, doch es ist mal wieder Dembeles vermeintlich unprofessionelles Verhalten, das offensichtlich nicht nur die Dortmunder Verantwortlichen nachhaltig erschütterte, sondern sich auch bei seinem aktuellen Klub fortsetzt.
Die neueste Episode: Dembele soll vergangene Woche dem Training aufgrund einer Magen-Darm-Erkrankung ferngeblieben sein, sich aber nicht beim Trainerteam abgemeldet haben. Eineinhalb Stunden suchte man nach dem 21-Jährigen, der zudem nicht per Telefon erreichbar war.
"Wir müssen Dembele dabei helfen, zu verstehen, dass der Fußball 24 Stunden am Tag ist", sagte Barca-Mitspieler Gerard Pique. Trainer Ernesto Valverde strich den Franzosen daraufhin aus dem Kader für das Spiel gegen Real Betis.
Dembele-Berater verteidigt seinen Klienten gegen Kritik
Nun sprach auch Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps über Dembeles anhaltende Disziplinprobleme. "Er muss sich bessern, um zu vermeiden, dass es sich negativ auswirkt. Egal, ob bei einem großen Klub wie Barcelona, beim Nationalteam oder irgendwo anders, er muss das beachten. Es ist Teil des Lebens und eine Grundvoraussetzung für einen professionellen Fußballer. Sein üblicher Trick ist es, zu sagen, dass er nicht der Einzige ist, der zu spät kam. Diese Situationen haben sich in der Vergangenheit wiederholt. Umso eher er es versteht, umso besser für jedermann", so der Weltmeister-Coach.
Ousmane Dembele: Leistungsdaten bei Barcelona in der Primera Division
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen | Spielminuten |
Primera Division | 11 | 4 | 1 | 640 |
Champions League | 2 | 1 | - | 164 |
Copa del Rey | 1 | - | 1 | 90 |
Supercopa | 1 | 1 | - | 86 |
Nun reagierte Dembeles Berater Moussa Sissoko gegenüber RMC Sport und verteidigte seinen Klienten gegen die aufkeimende Kritik: "Glücklicherweise weiß Dembele, wie er die Kritiken ausblendet. Viele davon sind unbegründet. Er ist 21 Jahre alt, spielt für Barcelona, einen der größten Klub der Welt und hatte einen guten Start in die Saison."
Sissoko habe sich mit Barcelonas Sportdirektor Eric Abidal getroffen, um die Situation zu besprechen: "Der Trainer schätzt ihn, gleiches gilt für Deschamps beim französischen Nationalteam. Ich weiß, dass Abidal sehr glücklich mit Ousmane ist, er weiß, dass er gut trainiert."
Sissoko zu Dembele-Polemiken: "Ich bin überrascht"
Dass Dembele es in der vergangenen Woche verpasste, Valverde über seinen krankheitsbedingen Ausfall zu informieren, bestätigte Sissoko jedoch: "Es ist wahr, dass er etwas spät anrief, aber er war krank. Wir wissen, dass er Dinge zu verbessern hat, aber er ist noch jung."
Sissoko berief sich darauf, dass letztlich auch der Klub offiziell bestätigte, Dembele falle aufgrund einer Magen-Darm-Entzündung aus. "Ich bin überrascht, dass es selbst dann Polemiken über ihn gibt, wenn er krank ist", fuhr Sissoko fort.
Der Berater antwortete auch auf spanische Medienberichte, wonach Dembeles Mitspieler bei Barca nicht mit ihm jubelten, als er kürzlich beim Spiel gegen Rayo Vallecano kurz vor Schluss den 2:2-Ausgleich erzielte. Die Teamkollegen hätten nämlich den Ball direkt aus dem Netz geholt, um sofort in Richtung Siegtreffer zu stürmen - der schließlich auch noch gelang. Sissiko sei sich demnach nicht sicher, ob man in Barcelona Ausgleichstore gegen einen Abstiegskandidaten großartig feiere.
"Ousmane wird weiter arbeiten"
Schließlich schob Sissoko allen Gerüchten, Dembele und Barcelona würden bald getrennte Wege gehen, einen Riegel vor: "Ousmane wird weiter arbeiten. Er ist bei einem großen Klub und in der Nationalelf, für die er von Didier Deschamps weiterhin berufen wird - weil er es verdient hat. Diese Fragen stellen sich heute wirklich nicht."
Natürlich muss man berücksichtigen, dass gerade im hektischen Barca-Real-Medienbetrieb der spanischen Presse Themen heißer gekocht werden als sie möglicherweise sind. Die Ansagen von Pique und Deschamps kommen andererseits sicherlich nicht unbegründet.
Auf Dembeles (Lern-)Verhalten wird man weiter ein Auge werfen müssen - und der Spieler wird sich für die Kritiken auch zu öffnen haben. Sonst könnte er schneller isoliert dastehen, als ihm lieb ist.