Alles kein Problem!

Von Cihan Acar
Ibrahim Üzülmez (l.) wurde nach seinem Faustschlag gegen Ibrahim Toraman rausgeschmissen
© anadolu

Alles Süper liefert heute Anleitungen dafür, wie man selbst schwierigste Situationen meistert und Hindernisse überwindet. Daniel Guiza geht mit gutem Beispiel voran und bekämpft die eigene Einsamkeit mit Straßenhunden.

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Bei Besiktas wird ein Streit geschlichtet, indem einer der Streithähne vom Hof gejagt wird - und der Trainer von Kayserispor liefert ein Musterbeispiel im Abweisen von kritischen Reportern. Harmonie pur dagegen bei Fenerbahce und in Gaziantep: Bei den einen sind alle verliebt, bei den anderen wird getanzt. Und wie!

Schön aber riskant: Der Valentinstag ist ja vom Polarisier-Faktor her gesehen der Cristiano Ronaldo der Feiertage. Entweder man liebt ihn - oder hasst ihn. Für alle Valentinstagsgegner und Hardcore-Gefühlsverweigerer, die gestern Ablenkung suchten und dafür eine Runde Fußball sehen wollten, können wir nur hoffen, dass sie nicht die Partie Fenerbahce gegen Kayserispor gewählt haben. Falls doch, durfte der Frust nur gestiegen sein.

Denn im Sükrü Saracoglu-Stadion verging keine Minute, ohne dass irgendjemand seine Liebe für irgendwen zum Ausdruck brachte. Die Fener-Mannschaft gab die Richtung vor, spazierte mit romantischem Spruchband ein und verteilte danach Rosen ans Publikum. Die Fans gingen auf die Anmache ein und verkündeten ihrerseits auf zahlreichen Plakaten ihre Verliebtheit - meistens in Richtung von Kapitän Alex. Und Torschütze Lugano schickte nach seinem Tor eifrig Handküsse in Richtung Fankurve.

Sogar bei der Analyse der Partie im Fernsehen stand das Liebestheater im Vordergrund. Da die Kameras sekundenlang ein junges, sichtbar verliebtes Pärchen auf der Tribüne eingefangen hatten, wurde im Studio nämlich befürchtet, dass der Vater der jungen Frau von der Beziehung noch nichts wusste und die Aufnahmen daher für mächtig Ärger sorgen könnten. Trainerlegende Mustafa Denizli fand dafür folgende Worte: "Das sind schöne Aufnahmen. Das sind aber auch riskante Aufnahmen." Wie wahr.

Keilerei in der Kabine: Doch nicht überall wurde am Wochenende so viel Liebe verbreitet. Bei Besiktas flogen keine Rosen oder Liebesbekundungen, sondern Beleidigungen, Fäuste und schließlich sogar der Kapitän.

Kurze Chronik der Ereignisse: Ibrahim Toraman faltet seine Kollegen in der Halbzeit zusammen, Ibrahim Üzülmez fühlt sich angesprochen - und am Ende verpasst der Ibrahim Ü. dem Ibrahim T. einen Faustschlag. Heute Mittag wurde in einer Pressekonferenz dann die Trennung von Üzülmez verkündet, obwohl scheinbar keiner der Anwesendenwollte, dass der Kapitän das Schiff verlässt.

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Präsident Yildirim Demirören: "Ich verliere einen Sohn. Meine Frau hat geweint." Ein Journalist: "Herr Präsident, früher hat Pascal Nouma seinen Trainern Handys ins Gesicht geschmissen, Besiktas-Spieler haben sich geohrfeigt, warum ist nie etwas passiert und der Kapitän wird gleich weggejagt?" Das brachte Demirören in Verlegenheit, und seine Verteidigung klang etwas hilflos: "Ähm, nun, die von Ihnen angesprochenen Dinge passierten im Training, und diese Sache hier war während eines Spiels. Das ist der Unterschied..."

Kurz und knapp: Fußballtrainer, strammgestanden und zugehört! Alles Süper hat heute eine Lektion für Euch. Ganz recht. Zu oft wissen Trainer nach wiederholt schwachen Leistungen ihrer Mannschaften nämlich nicht mit quengelnden Journalisten umzugehen und reden sich beim Versuch, sich in Interviews aus der Schuld zu reden, um Kopf und Kragen.

Dabei ist es so einfach, lästige Reporterfragen kurz und schmerzlos abzuschütteln. Man nehme sich nur mal ein Beispiel an Shota Arveladze, dessen Mannschaft beim 0:2 bei Fenerbahce auf ganzer Linie enttäuscht hatte. Auf das schlechte Spiel seines Teams angesprochen, entgegnete er trocken: "Es hätte ein besseres Spiel werden können... wurde es aber leider nicht." Damit fasste Shota mit einem einfachen Satz das Spiel zusammen, wich gleichzeitig elegant der Frage aus und ließ einen baffen Reporter zurück, der daraufhin dankend das Gespräch beendete. So macht man das!

Straßenhunde gegend den Frust: Was macht eigentlich Daniel Guiza zurzeit? Viel Fußball spielen jedenfalls nicht. Fenerbahce will den traditionell glücklosen Stürmer schon lange nicht mehr, Guiza selbst will auch nicht bleiben - doch seltsamerweise vergeht jede Transferperiode ohne eine Erlösung beider Seiten.

Wenigstens durfte Guiza nun in einem Radio-Interview in der Heimat sein Herz ausschütten und beschreiben, wie denn so ein Leben als ungebrauchter Fußballer aussieht. "Ich bin gut genug und biete mich im Training an, werde aber nicht eingesetzt. Nach dem Training gehe ich nach Hause und schaue im Fernsehen Fußball oder Filme an. Außerdem habe ich vier Straßenhunde bei mir aufgenommen. Einen habe ich sogar für 1500 Euro operieren lassen."

Na also, jetzt wissen wir Bescheid. Halt, da war noch etwas: "Ich will hier weg!" Das wiederum sorgt bei den Fener-Fans für blankes Entsetzen, wie man in zahlreichen Kommentaren im Internet nachlesen kann. Hier eine kleine Auswahl der Reaktionen auf Guizas Abwanderungsgedanken: "Ach, der ist noch bei uns?" "Guiza bleib', der türkische Fußball braucht dich!" "Bitte geh' nicht, was machen wir denn ohne Deine vergebenen Chancen?"

Tanzen statt prügeln: Wer die Süper Lig nur sporadisch verfolgt, der könnte ja durchaus den Eindruck haben, dass es sich um eine Krawall-Liga handelt: Die Schiedsrichter sind eine Art Freiwild, die Ibrahims gehen aufeinander los, und Bestrafungen der Vereine in Form von zuschauerlosen Spielen sind auch an der Tagesordnung. Stimmt alles, ja.

Doch das Negativ-Image wollen wir an dieser Stelle bekämpfen, denn die Liga kann auch anders. Wer von der eingangs beschriebenen Romantik am Valentinstag noch nicht überzeugt wurde, der wird spätestens nach der folgenden, umwerfenden Show in Gaziantep während der Halbzeit beim 1:0 gegen Galatasaray zustimmen müssen. Also präsentieren wir hiermit und voller Stolz: Der Süper Lig-Fan der Woche!

Nach Faustschlag: Besiktas feuert Üzülmez

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