1860: Investor Ismaik ist noch da
Doch so rosa-rot, oder in diesem Fall blau-weiß, die Welt gemalt wird, ist sie nicht im Arbeiterviertel. Investor Hasan Ismaik hält weiter 49 Prozent der (stimmberechtigten) Anteile und kündigte bereits eine Klage gegen die 50+1-Regel an. Der Jordanier machte schnell klar, dass ein Verkauf für ihn keine Option ist.
Ob es den neuen Verantwortlichen gefällt oder nicht: Der Verein ist weiter vom Investor abhängig, da hilft auch keine Mitgliederversammlung wie am 23. Juli, als sich die Mitglieder für eine Trennung von Ismaik aussprachen. Begründet wurde der Antrag durch Ismaiks "undemokratische und ignorante Grundhaltung" sowie dem Vorwurf von "cholerischer und erpresserischer Zusammenarbeit." Ob ein Gericht dies als Kündigungsgrund durchgehen lässt, darf bezweifelt werden.
Besonders pikant: Der Vorstand um Präsident Robert Reisinger stimmte dagegen, auch mit dem Wissen, dass der Verein weiter am jordanischen Tropf hängt. Ismaik stundete dem Verein im Sommer über zehn Millionen Euro. Hätte er dies nicht getan, wäre die Insolvenz die Konsequenz gewesen. "Wir hätten alles verloren. Wir hätten keine Mannschaft, keinen Trainer, keine Plätze mehr gehabt", erklärte Geschäftsführer Markus Fauser.
Nach dem Abstieg war noch von lokalen Investoren die Rede. Geld ist aber bislang nicht geflossen, lediglich der Hauptsponsor lieferte eine Finanzspritze in Höhe von zwei Millionen Euro, ein Betrag, der zwar ehrenhaft ist, aber vorne und hinten nicht ausreicht.
1860: Die Zukunft verkauft
Die Löwen spielen in der Regionalliga, haben aber eine Infrastruktur, die mindestens auf Zweitliga-Niveau ist. Auch das Nachwuchs-Leistungszentrum genügt den allerhöchsten Standards und kostet jede Menge Geld. Umso verheerender waren darum die Abstiege der U19 und der U17 aus den jeweiligen Bundesligen.
Mit der Perspektive Bayernliga können nur wenige Talente gehalten werden, nicht zuletzt auch wegen der Neueröffnung des FC Bayern Campus im Münchner Norden. Auch andere lokale Rivalen wie der FC Augsburg, der FC Ingolstadt, selbst die SpVgg Unterhaching können im Moment deutlich mehr bieten. Es stellt sich die Frage, wie soll die Jugendarbeit weiter finanziert werden?
Eine Lösung der Vergangenheit waren Transfererlöse der gut ausgebildeten Jugendspieler. Nach den Verkäufen von Felix Uduokhai (1 Mio. aus Wolfsburg), Marin Pongracic (1 Mio. aus Salzburg) oder Ende August Lino Tempelmann (0,2 Mio. aus Freiburg) und Kilian Jakob (0,3 Mio. aus Augsburg) ist das Tafelsilber einmal mehr komplett verhökert. "Solche Abgänge schmerzen. In der Regionalliga ist es umso schwerer, Talente zu halten", stellte ein ernüchterter Bierofka gegenüber dieblaue24 fest.
Klamme Kasse bei 1860
Auch in Zukunft werden die Ausgaben hoch sein, während die Einnahmen auf niedrigem Niveau bleiben werden. Die Zuschauereinnahmen werden nicht mehr zu steigern sein, auch wenn die Preise bereits jetzt für Regionalliga-Verhältnisse äußerst gesalzen sind. Zum Beispiel kostet eine Karte auf der Gegengeraden, der Stehhalle, 21 Euro.
Auch für Personal ist das Budget begrenzt. Mit Daniel Adlung zeigte ein gestandener Profi großes Interesse zurückzukehren, passiert ist aber nichts. Da nun Gebhart mit einem Muskelbündelriss lange ausfallen wird, könnte nun doch noch ein weiterer gestandener Spieler geholt werden.
Das wäre notwendig, denn wenn die ersten Wochen eines gezeigt haben, dann, dass Gebhart der Spieler war, der den Unterschied ausmachte. Mit Schweinfurt, Bayreuth und der zweiten Vertretung des FC Bayern bevölkern gleich mehrere ambitionierte Teams die Liga, von der folgenden Relegation ganz zu schweigen.
1860: Stadionfrage weiter ungeklärt
Das führt schließlich zur essentiellen Frage rund um den TSV München von 1860. In welchem Stadion liegt die Zukunft dieses Vereins? Im Grünwalder wird wohl oder übel in Liga drei Schluss sein. Die Stadt machte klar, dass bei einer Kapazität von 15.000 Zuschauern das Limit erreicht ist. "Es geht nicht nur um das baulich Machbare oder die Nachfrage nach Plätzen, sondern auch um gestiegene Standards und auch um Fragen zum Verkehr im Viertel", erklärte die sportpolitische Sprecherin der Stadt, Verena Dietl, im Oberbayerischen Volksblatt.
In diesem Punkt mischt auch der Investor wieder mit. Einst träumte er von einer Arena mit Löwenkäfig, nun ist es nur noch eine Arena für 50.000+ Zuschauer. Nur: Für den angepeilten Standort im Münchner Osten, in Riem, wäre zu wenig Fläche vorhanden. Mit Gerhard Mey kündigte ein neuer möglicher Investor ebenfalls Stadionpläne an.
Und sonst? Die Tür zur Allianz Arena dürfte für immer zu sein, doch darüber wird der Großteil in Giesing nicht traurig sein. Es bleibt das einst so verschmähte Olympiastadion, welches im Moment aber ebenso wenig tauglich für Profifußball ist, weil unter anderem keine Rasenheizung vorhanden ist. Die zahlreichen Konzerte im August sind ein weiteres Problem. "Es gilt die Vereinbarung mit der Stadt, dass im Olympiastadion kein Profifußball und in der Allianz Arena keine anderen Veranstaltungen stattfinden sollen", erklärte Olympiapark-Sprecher Tobias Kohler in der tz.
1860: Zeit gekauft
Dies sind alles Dinge, die mehr oder weniger in der Euphorie um die Rückkehr unter den Tisch fallen. Viele im Verein scheinen geblendet von der guten Stimmung um die Löwen, die nach jahrelanger Tristesse in der zweiten Liga eine willkommene Abwechslung ist. Doch eher früher denn später warten gleich mehrere Probleme, für die keine Lösungen in Sicht sind.
Es ist die Geschichte des Vereins, in der essentielle Fragen der Zukunft auf die lange Bank geschoben wurden oder in Träumereien ausarteten. Es scheint, als werde sich mittelfristig Geschichte wiederholen. Die Fans sollten dagegen das Hier und Jetzt genießen. Für sie ist es ein Märchen, das zur Realität geworden ist - wenn auch nur auf Zeit.