Nur Ronaldo zieht noch nicht mit

Fatih Demireli
08. Juni 201016:16
Nicht zufrieden: Cristiano Ronaldo (r.) sucht bei der Nationalmannschaft noch nach seiner FormImago
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Am Freitag geht es endlich los! Der Startschuss der WM 2010 fällt in Johannesburg, wenn sich Südafrika und Mexiko gegenüber stehen. Die lange Vorbereitungszeit ist so gut wie zu Ende - jetzt geht es um die Feinheiten. SPOX hat die 32 Teilnehmer im Formcheck unter die Lupe genommen.

Spanien

Testspiele: Saudi-Arabien (3:2), Südkorea (1:0)

Fazit: Der Europameister steht unter Druck. Nach der starken EURO 2008 und der mehr als souveränen Qualifikation zur WM sind die Erwartungen an das Team von Vicente del Bosque immens. Der Spanien-Coach hat die Zügel im Trainingslager angezogen, fördert den Konkurrenzkampf. Spieler wie Jesus Navas drängen in die Startelf.

Die Stars ziehen gut mit. Auch wenn die Leistungen in den Testspielen nicht immer überragend waren, waren Ansätze vom starken Zusammenspiel wieder zu sehen. Spanien wirkt manchmal wie eine Klub-Mannschaft, die jede Woche zusammenspielt. Einziger Störfaktor sind die ständigen Transfergerüchte um Stars wie Cesc Fabregas, David Silva oder Fernando Torres.

England

Testspiele: Mexiko (3:1), Japan (2:1)

Fazit: Der Ausfall von Rio Ferdinand beim ersten Training in Südafrika sorgte für große Enttäuschung im Lager der Three Lions. Der Kapitän und Abwehrchef war eine wichtige Stütze im Team von Trainer Fabio Capello. "Er ist eine Säule unserer Mannschaft, aber wir müssen jetzt damit leben", sagt der Italiener. Ferdinand ist Capellos einzig richtiges Sorgenkind.

Das andere war Gareth Barry, der in der WM-Qualifikation gesetzt war und spätestens im Achtelfinale zurückgewartet wird. Den Ausfall des Mittelfeldspielers könnte Capello zumindest in der Gruppenphase kompensieren. Die größte Stärke der Engländer ist ohnehin Capello selbst. Die Stars gehorchen ihrem Coach, ordnen sich unter. Der Teamspirit der Engländer ist so stark wie nie.

Niederlande

Testspiele: Mexiko (2:1), Ghana (4:1), Ungarn (6:1)

Fazit: Der Verletzungsfluch vor der WM hat auch die Niederlande erreicht. Arjen Robben erlitt im Testspiel gegen Ungarn einen Muskelfaserriss. Somit wird er wohl auf jeden Fall das Auftaktmatch verpassen, bevor er wieder fit ist. Aber Bondscoach Bert van Marwijk hat genügend Alternativen in seiner Mannschaft.

Die Niederlande war in jedem ihrer Testspiele klar überlegen und präsentierte sich in Torlaune. Besonders die Vorstellung gegen überforderte Ungarn war klasse. Schon bei der EM 2008 war die Oranje ganz stark in der Vorbereitung in der Gruppenphase, baute aber in der K.o.-Runde unerklärlich stark ab. Diesmal sollte es besser laufen.

Deutschland

Testspiele: Ungarn (3:0), Bosnien-Herzegowina (3:1)

Fazit: Ballack, Adler, Rolfes, Träsch, Westermann - die Ausfallliste der Deutschen ist lang - eigentlich zu lang, um optimistisch für die WM zu sein. Aber die Vorstellungen in den Testspielen und die konzentrierte Arbeit im Trainingslager in Südtirol machen Hoffnung.

Bemerkenswert schnell haben sich mit Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger zwei Spieler in der Hierarchie nach oben gearbeitet. Die Gruppengegner sind unangenehm, aber dennoch machbar. Für den weiteren Verlauf des Turniers hält ein Klischee her: Deutschland ist eine Turniermannschaft.

Portugal

Testspiele: Kapverdische Inseln (0:0), Kamerun (3:1)

Fazit: Das blamable 0:0 gegen die Kapverdischen Inseln hat den Portugiesen Angst gemacht. Gegen Kamerun sah es da schon wieder viel besser aus. Die heimische Presse frohlockte nach dem 3:1 gegen Kamerun. Einzig Cristiano Ronaldo ist noch nicht in WM-Stimmung. Sind es die Strapazen der langen Saison?

Serbien

Testspiele: Neuseeland (0:1), Polen (0:0), Kamerun (4:3)

Fazit: Wenn nur die Offensive eine Rolle spielen würde, wären die Serben WM-Favorit: Krasic, Pantelic und Co. sind in Topform. Aber die Defensive funktioniert trotz Namen wie Vidic und Subotic noch nicht nach Wunsch. Radomir Antic sucht noch die richtige Mischung.

Dänemark

Testspiele: Senegal (2:0), Australien (0:1), Südafrika (0:1)

Fazit: Trainer Morten Olsen hat vor der WM Verletzungssorgen. Simon Kjaer laboriert an einer Knieverletzung. Auch Nicklas Bendtner ist angeschlagen. Ohne seine jungen Hoffnungsträger würden es die Dänen sehr schwer haben. Die Testspielergebnisse gegen Australien und Südafrika sind ernstzunehmende Warnsignale.

Italien

Testspiele: Mexiko (1:2), Schweiz (1:1)

Fazit: Mit Andrea Pirlo fehlt zumindest zum WM-Auftakt der Stratege im Mittelfeld. Gegen Mexiko und die Schweiz konnte Italien nicht überzeugen - vor allem in der Vorwärtsbewegung fehlt den Italienern der Elan. Marcelo Lippi hat noch viel Arbeit vor sich.

Europa II | Amerika | Afrika/Asien/Ozeanien

Slowakei

Testspiele: Kamerun (1:1), Costa Rica (3:0)

Fazit: Die Slowakei schickt eine schlagkräftige Truppe zur WM, mit Martin Skrtel und Marek Hamsik sogar zwei überragende Akteure. Mit etwas Glück haben die Slowaken in der Gruppe mit Italien, Paraguay und Neuseeland die Chance aufs Weiterkommen. Dafür darf aber den Leistungsträgern nichts passieren.

Schweiz

Testspiele: Costa Rica (0:1), Italien (1:1)

Fazit: So richtig ins Laufen kommen die Schweizer nicht. Seit der WM-Qualfikation haben die Eidgenossen kein Spiel mehr gewonnen, aber Trainer Ottmar Hitzfeld bleibt ruhig. Noch sind auch nicht alle Fragen geklärt. So muss sich Tranquillo Barnetta um seinen Stammplatz Sorgen machen, nachdem Gelson Fernandes vor allem gegen Italien überzeugte.

Slowenien

Testspiele: Neuseeland (3:1)

Fazit: Die beiden Testspiele gegen den FC Südtirol und gegen Neuseeland waren keine Gradmesser für die WM, aber positiv ist, dass beide Spiele gewonnen wurden. Die Slowenen halten sich mit Kampfansagen zurück, auch wenn die Chancen aufs Weiterkommen in der Gruppe mit England, USA und Algerien nicht utopisch sind.

Frankreich

Testspiele: Costa Rica (2:1), Tunesien (1:1), China (0:1)

Fazit: Panik in Frankreich! "Es herrscht Notzustand", titelte die "L'Equipe" nach dem peinlichen 0:1 gegen China. Auch gegen Tunesien und Costa Rica konnten die Franzosen nicht überzeugen. Raymond Domenech steht ohnehin dauerhaft in der Kritik. Das böse Erwachen in der Gruppe A wäre keine Überraschung.

Griechenland

Testspiele: Nordkorea (2:2), Paraguay (0:2)

Fazit: Ganz schwach in den Testspielen, die heimische Presse hat Angst vor einem Debakel wie 1994, und Trainer Otto Rehhagel hat noch viel Arbeit vor sich. Die Griechen sind nicht gut drauf. Gegen Paraguay wackelte sogar die sonst gut stehende Abwehr. Einst Favorit für den Platz hinter Argentinien in der Gruppe, muss Hellas jetzt zittern.

Europa | Amerika | Afrika/Asien/Ozeanien

Brasilien

Testspiele: Simbabwe (3:0)

Fazit: Der Rekordweltmeister ist schwer einzuschätzen, da Carlos Dunga seine Mannschaft lediglich ein einziges Mal bei einem Testspiel ran ließ. Aber eines ist sicher: Die Party-Brasilianer, die bei der WM 2006 in Deutschland aufreizend lässig auftraten und im Viertelfinale rausflogen, gibt es nicht mehr. Dafür hat vor allem Dunga gesorgt.

"Talent allein reicht nicht mehr. Jetzt müssen sich alle korrekt verhalten, sonst akzeptiert es das Team nicht", so der Brasilien-Coach. Seine größte Sorge vor dem Turnier war die Fitness von Kaka, aber der Spielmacher von Real Madrid hat sich herangekämpft und steht für die WM zur Verfügung.

Argentinien

Testspiele: Kanada (5:0)

Fazit: Maradona will nackt über die Straßen Argentiniens laufen, Sportchef Bilardo den möglichen Final-Torschützen von "hinten nehmen". Die Argentinier sorgten zuletzt nicht gerade für sportliche Schlagzeilen.

Das einzige Testspiel gegen Kanada wurde zwar mit 5:0 gewonnen, aber die Nordamerikaner waren kein Gradmesser. Eher überzeugend war das 1:0 im März gegen Deutschland. Die Hoffnungen ruhen auf der überragenden Offensive mit Lionel Messi, Carlos Tevez, Diego Milito und Co.

Mexiko

Testspiele: England (1:2), Niederlande (1:2), Gambia (5:1), Italien (2:1)

Fazit: Javier Aguirre ließ seine Mannschaft testen wie keine andere. Schon Anfang Mai sichtete er zahlreiche Spieler. Mit England, Niederlande und Italien ging es sogar gegen Hochkaräter, und in keinem Spiel enttäuschten die Mexikaner. Gegen Weltmeister Italien gab es zuletzt sogar einen 2:1-Erfolg.

Einziger Störfaktor waren die Diskussionen um Giovani dos Santos, der mit der Abreise drohte, weil sein jüngerer Bruder Jonathan nicht für den WM-Kader nominiert wurde. Giovani wurde inzwischen wieder beruhigt und ist dabei. Die Gruppe mit Südafrika, Uruguay und Frankreich ist sicher nicht die einfachste, aber mit Mexiko ist zu rechnen.

Chile

Testspiele: Sambia (3:0), Nordirland (1:0), Israel (3:0)

Fazit: Die Chilenen gehören zu den Nobodys unter den WM-Teilnehmern, aber die Südamerikaner sind in der Gruppe H ein heißer Anwärter auf das Weiterkommen. Ganz stark in den Testspielen, vor allem in der Offensive, präsentierte sich die Truppe von Nationaltrainer Marco Bielsa.

Leader des Teams ist Humberto Suazo, aber der Kahlkopf sorgte für unschöne Schlagzeilen, als er mit Dopingvorwürfen belastet wurde. Zudem stoppt ihn eine Muskelverletzung. Aber mit Alexis Sanchez, Jorge Valdivia, Mark Gonzalez und Co. hat Bielsa genügend Alternativen in der Offensive. Nach der starken U-20-WM 2007 könnte Chile wieder für Schlagzeilen sorgen.

Uruguay

Testspiele: Israel (4:1)

Fazit: Diego Forlan, Luis Suarez und Nicolas Loderio sind die Trumpfkarten der Urus, die das einzige Testspiel gegen Israel erfolgreich gestalteten. "Wir können leiden", sagt Verteidiger Andres Scotti. Das sollen vor allem die WM-Gegner spüren.

Paraguay

Testspiele: Irland (1:2), Elfenbeinküste (2:2), Griechenland (2:0)

Fazit: Paraguay rechnet sich für die WM einiges aus. Überzeugend war der Offensivfußball gegen Griechenland. Der Ball rollte gut und auch Neuling Lucas Barrios hat sich gut eingefunden. Fragezeichen gibt es noch um die Fitness des Hoffnungsträgers Roque Santa Cruz.

USA

Testspiele: Tschechien (2:4), Türkei (2:1), Australien (3:1)

Fazit: Nationaltrainer Bob Bradley blickt positiv Richtung WM, aber seine Defensive lässt noch zu viele Chancen zu. Die Ordnung im Spiel des US-Teams fehlt noch. Positiv ist die Offensive, die gegen die Türkei und gegen Australien zu überzeugen wusste.

Honduras

Testspiele: Weißrussland (2:2), Aserbeidschan (0:0), Rumänien (0:3)

Fazit: Die Freude auf die WM-Teilnahme war riesig, aber die leblosen Vorstellungen der Mannschaft in den Testspielen hat die Euphorie gebremst. Bei der Generalprobe gegen Rumänien setzte es nicht nur ein 0:3, sondern auch die Verletzungen von Wilson Palacios und David Suazo. Auch wenn Palacios trotz Adduktorenproblemen spielen will: Die WM für Honduras endet am 25. Juni.

Europa | Amerika | Afrika/Asien/Ozeanien

Südafrika

Testspiele: Bulgarien (1:1), Kolumbien (2:1), Guatemala (5:0), Dänemark (1:0)

Fazit: Der Gastgeber findet unter Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira allmählich zusammen. Die Testspiele machen Hoffnung, die taktische Disziplin, die vor allem gegen Dänemark an den Tag gelegt wurde, war beeindruckend. Die WM kann kommen!

Elfenbeinküste

Testspiele: Paraguay (2:2), Japan (2:0)

Fazit: Viel wird davon abhängen, ob Didier Drogba bei der WM dabei ist oder nicht. Für den Chelsea-Angreifer wird es ein Wettlauf mit der Zeit. Klar ist: Ohne Drogba wird es schwer, sich gegen Portugal und Brasilien zu behaupten. Mit dem Stürmer stehen alle Türen offen.

Algerien

Testspiele: VAE (1:0), Irland (0:3)

Fazit: Abwarten heißt die Devise in Algerien. Im Härtetest gegen Irland setzte es ein sang- und klangloses 0:3. Das 1:0 gegen die Emirate war nicht wirklich aufschlussreich. Positiv ist zumindest die Rückkehr von Anthar Yahia und Karim Matmour.

Südkorea

Testspiele: Japan (2:0), Weißrussland (0:1), Spanien (0:1)

Fazit: Zum siebten Mal in Folge startet Südkorea bei der WM - nur ein einziges Mal schafften sie den Einzug ins Achtelfinale. Die ausgeglichene Gruppe hinter Argentinien ist aber wohl der einzige Hoffnungsschimmer: "Unsere Chancen kann ich schwer einschätzen, aber gegen Griechenland und Nigeria können wir durchaus gewinnen", sagt der Ex-Dortmunder Lee Young-Pyo.

Australien

Testspiele: Neuseeland (2:1), Dänemark (1:0), USA (1:3)

Fazit: Der Auftaktgegner der deutschen Nationalmannschaft überzeugte in den Testspielen selten und hat zudem Personalprobleme. Tim Cahill wurde bei der Generalprobe gegen die USA verletzt ausgewechselt. Auch Harry Kewell (Leiste) und Brett Emerton (Wade) sind nach wie vor außen vor.

Ghana

Testspiele: Niederlande (1:4), Lettland (1:0)

Fazit: Der Ausfall von Michael Essien hat den Ghanaern weh getan. Der Kopf des Teams war der große Hoffnungsträger. In diese Rolle soll nun Kevin-Prince Boateng schlüpfen, der bei seinem Debüt gegen Lettland überzeugte. Ghana ist dennoch weit davon entfernt, bei der WM als Geheimfavorit zu gelten.

Nordkorea

Testspiele: Griechenland (2:2), Nigeria (1:3)

Fazit: Die große Unbekannte der WM! Die Nordkoreaner fühlten sich sogar so unbekannt, dass sie einen Stürmer als dritten Torhüter nominieren wollten. Die FIFA roch den Braten und legte ihr Veto ein. Griechenland luchsten die Koreaner ein 2:2 ab. Mit Brasilien, Portugal und der Elfenbeinküste sind alle drei Gruppengegner übermächtig, aber vielleicht überraschen sie ja wie 1966.

Kamerun

Testspiele: Georgien (0:0), Slowakei (1:1), Portugal (1:3), Serbien (3:4)

Fazit: Kamerun testete fleißig, aber wirklich Hoffnung machten die Vorstellungen nicht. Vor allem in der Defensive hapert es noch gewaltig. Und da ist noch der Disput zwischen Legende Roger Milla und Stürmer Samuel Eto'o. Eto'o drohte sogar mit der vorzeitigen Abreise.

Nigeria

Testspiele: Saudi-Arabien (0:0), Kolumbien (1:1), Nordkorea (3:1)

Fazit: Bitter ist der Ausfall von John Obi Mikel. Nationaltrainer Lars Lagerbäck, der ohnehin erst seit einigen Wochen im Amt ist und seine Mannschaft kaum kennt, fehlt der Leader im Team. Möglicherweise muss Nigeria sogar kurzfristig einen Systemwechsel vornehmen. Querelen gab es auch um das WM-Quartier. Keine guten Vorzeichen.

Japan

Testspiele: Südkorea (0:2), England (1:2), Elfenbeinküste (0:2)

Fazit: Wenn es eine Tabelle der WM-Vorbereitungsspiele geben würde, wären die Japaner Letzter. Alle Spiele verloren die Japaner, die mit Holland, Dänemark und Kamerun eine schwere Gruppe erwischt haben. Schon das Achtelfinale wäre eine Sensation.

Neuseeland

Testspiele: Australien (1:2), Serbien (1:0), Slowenien (1:3)

Fazit: Bei der ersten WM-Teilnahme 1982 schoss Neuseeland kein einziges Tor und schied folgerichtig als Gruppenletzter aus. Auch diesmal wäre alles andere eine Überraschung. Kapitän Ryan Nelsen zieht sogar den WM-Verzicht in Erwägung, weil seine Frau kurz vor der Geburt ihres Kindes ist.

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