Auf die Frage, ob man im Kampf um die WM-Ausrichtung Grenzen überschritten habe, sagte der 70-Jährige vieldeutig: "Was sind Grenzen? Es gab damals noch keine Ethikkommission, damals hat man die Mitglieder des Exekutivkommitees direkt kontaktiert. Wir sind permanent an die Grenzen gegangsen. Es war eine andere Zeit, es war ja kein Geld da." Die WM-Ausrichtung sei "ein Geschenk des Himmels" gewesen: "Diese Chance hast du nur einmal im Leben."
Wohin die ominösen 6,7 Millionen Euro geflossen sind, die den Deutschen Fußball-Bund (DFB) in eine tiefe Krise gestürzt hatten, will Beckenbauer weiterhin nicht wissen. "Ich weiß das nicht, weil ich die Überweisung nicht getätigt habe. Ich denke, dass es an die Finanzkommission der FIFA geflossen ist", sagte Beckenbauer: "Die 6,7 Millionen waren einzig und allein dafür da, diese 250 Millionen an Zuschuss zu bekommen." Von seinem engen Berater Fedor Radmann solle man ebenfalls keine Aufklärung erwarten: "Der Fedor weiß das auch nicht."
Beckenbauer nahm auch zum von ihm unterschriebenen brisanten Vertragsentwurf Stellung, der einen Bestechungsversuch an den früheren FIFA-Vize Jack Warner nahelegt. "Es gibt kein Papier Warner-Beckenbauer, es gibt eine Vereinbarung zwischen DFB und der CONCACAF", sagte Beckenbauer, der den Zweck des Papiers verteidigte: "Ein Fehler war es nicht. Wohlhabende Verbände unterstützen ärmere, das hat schon seine Berechtigung. Warner hat ja klar gesagt, dass wir seine Stimme nicht bekommen."
Keine schwarzen Kassen
Beckenbauer ergänzte: "Das einzige, was mich stört, ist das Datum 2. Juli 2000. Da könnte man schon denken, dass das was mit Bestechung zu tun hat." Am 6. Juli 2000 fiel die Entscheidung über die WM-Ausrichtung. Schwarze Kassen habe es aber auf keinen Fall gegeben: "Wenn da schwarze Kassen oder Bestechungsversuche gewesen wären, hätte ich das mitbekommen", sagte er und ergänzte: "Ich habe ein reines Gewissen."
Weitergehende Ausführungen seien von Beckenbauer, der sich bereits in einem langen Interview in der Süddeutschen Zeitung am Samstag geäußert hatte, indes nicht mehr zu erwarten: "Wenn man das SZ-Interview liest, dann gibt es nichts mehr hinzuzufügen."
Mit dem früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger, dessen Aussagen seinen mittlerweile zurückgetretenen Nachfolger Wolfgang Niersbach in große Bedrängnis gebracht hatten, befinde sich Beckenbauer indes nicht im Streit. "Ich weiß, dass im Laufe der Zeit eine tiefe Feindschaft entstanden ist zwischen Zwanziger und Niersbach. Ich hatte nie ein Problem mit Theo, ich habe ihn wegen seiner Rhetorik stets bewundert", sagte Beckenbauer.