Nigeria: Weltenbummler Rohr bringt Super Eagles wieder zum Fliegen
Nach dem entscheidenden 1:0-Sieg gegen Sambia lief Gernot Roht mit einem breiten Lächeln im Gesicht und einer kleinen Nigeria-Flagge in der rechten Hand glücklich beseelt über die Tartanbahn im Godswill Akpabio Stadion in Uyo. Der Weltenbummler hatte den Olympiasieger von 1996 gerade zu seiner insgesamt sechsten WM-Teilnahme geführt.
Kein Wunder, dass sein Vertrag Ende November bis 2020 verlängert wurde. "Er hat seinen Job sehr gut gemacht und muss nun nicht in Unsicherheit über seine Zukunft in die WM gehen", sagte Verbandpräsident Amaju Pinnick.
Die Super Eagles, die bei der WM in Brasilien im Achtelfinale an Frankreich (0:2) scheiterten, sind WM-Dauergast. Seit 1994 fehlten sie nur bei der Endrunde 2006 in Deutschland. Insgesamt dreimal schaffte es Nigeria ins Achtelfinale.
Doch dieser Erfolg war nicht abzusehen. Im März 2016 hatte Nigeria als Champion 2013 überraschend die Qualifikation für den Afrika-Cup 2017 verpasst. Rohr übernahm im August und musste neue Strukturen schaffen, eine passende Spielphilosophie etablieren und als Vermittler zwischen Verband, Sportministerium und den im Ausland tätigen Stars auftreten.
Der gebürtige Mannheimer belohnte sich selbst mit seiner ersten WM-Teilnahme und ist neben Löw der zweite deutsche Cheftrainer beim Turnier in Russland.
Mitte November drehte das Team um Kapitän John Obi Mikel im Testspiel gegen Vizeweltmeister Argentinien einen 0:2-Rückstand in einen 4:2-Sieg. Dabei liefen die Südamerikaner bis auf ihren fehlenden Superstar Lionel Messi in ihrer stärksten Besetzung auf.
Russland nur Außenseiter im eigenen Land
Stanislav Cherchesov hat im kommenden Sommer den schwersten Job der (Fußball-)Welt. Der Trainer der russischen Nationalmannschaft, schon zu Bundesliga-Zeiten für seinen dichten Oberlippenbart bekannt, soll den WM-Gastgeber zu neuem Ruhm führen - und bestenfalls ins Finale. Doch vom Titel sollten die russischen Fans nicht träumen, sondern eher das Vorrunden-Aus der Sbornaja fürchten. Daran können auch die "deutschen" Legionäre, Konstantin Rausch und Roman Neustädter, wenig ändern.
Beide sollen ihre Chance bekommen, sagte Cherchesov, der nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 2016 mit der schwierigen Aufgabe des Umbruchs betraut worden war. "Wir haben keine Krise, nur ein paar Probleme, die zu lösen sind", sagte der Coach, der in den 90er-Jahren das Tor von Dynamo Dresden gehütet hat.
Den einen großen Star gibt es in der Sbornaja nicht. Neben Oldie Igor Akinfeev machte Mittelfeldspieler Aleksandr Golovin beim Confed Cup im vergangenen Sommer auf sich aufmerksam. Aleksandr Kokorin (Zenit St. Petersburg) und Fedor Smolov (Krasondar) sind in der Liga treffsicher.
Dazu kommen die Miranchuk-Zwillinge Aleksey und und Anton, die von Verbandspräsident Vitaly Mutko persönlich gelobt wurden. "Sie gehören zu der neuen Generation", sagte der Politiker: "Sie sind extrem motiviert und haben eine andere Einstellung zum Fußball. Das ist eine sehr professionelle Generation."
Bei der Generalprobe Confed Cup reichte es für Russland nur zu Platz drei in der Vorrunde (ein Sieg), entsprechend verhalten war die Stimmung auf den Zuschauerrängen. Cherchesov soll das im kommenden Jahr ändern. Es könnte kaum schwerer sein.