SPOX: Herr Fink, Sie spielten ab dem Alter von zehn Jahren beim VfB Stuttgart und durchliefen die Jugendmannschaften des Klubs. Letztlich reichte es jedoch nur für die Regionalliga Süd. Wieso war beim Verein, der später durch die 'Jungen Wilden' von sich reden machte, der Weg für Sie versperrt?
Fink: Schwer zu sagen. In der zweiten Mannschaft war ich häufig Kapitän, hatte zudem längere Zeit bei den Profis mittrainiert. Mir wurde stets eine gute Leistung attestiert. Das Hauptproblem war wohl meine Position. Mit Zvonimir Soldo und später Silvio Meißner hatte ich Spieler vor mir, die unangefochten waren.
SPOX: Fehlte damals auch der Mut, junge Akteure einfach mal ins kalte Wasser zu werfen?
Fink: Es lag eher an der Menge der jungen Spieler. Mit Kevin Kuranyi und Andreas Hinkel gab es schließlich zwei, die die Chance erhielten. Danach dachte man sich wohl, dass es nur mit jungen Spielern dann doch nicht gehen würde. Das war für mich auch der Grund, den VfB zu verlassen.
SPOX: Ihr Weg führte Sie anschließend nach Bielefeld und damit direkt in die Bundesliga. Zudem waren Sie erstmals in Ihrem Leben deutlich von der Heimat entfernt. Wie schwierig war es anfangs, die private Umstellung zu bewältigen?
Fink: Das war nicht einfach. Mir wurde allerdings bereits in meiner Jugend beigebracht, selbstständig zu handeln. Daher fiel es mir letztlich wohl auch leichter. Auch der Fußball hat mir geholfen, da ich bei der Arminia sehr in der Profimannschaft eingebunden war.
SPOX: Was war für Ihre Wahrnehmung als junger Spieler in Bielefeld grundlegend anders als beim VfB?
Fink: Es existierten gravierende Unterschiede, was die Struktur beider Vereine anbelangte. In Bielefeld war es deutlich familiärer. In Stuttgart hatte man als junger Spieler stets Kontakt zu den Profis, auf der Alm war das Training klar getrennt. Die Profimannschaft hatte ihren abgeschotteten Platz, der Rest hat woanders trainiert. Der familiäre Ansatz kam mir jedoch mehr entgegen.
SPOX: Wie wichtig war es, dass Ihnen in Bielefeld so schnell der Sprung ins Profiteam gelang?
Fink: Das war von großer Bedeutung. Hätte ich von den Trainern dort nicht diese Chance erhalten, wäre der nächste Schritt mit zunehmendem Alter sicherlich schwerer gefallen. Es gab dann schnell deutlich mehr Anfragen von ambitionierteren Vereinen.
SPOX: Zum Beispiel Eintracht Frankfurt, Ihre nächste Station. Wie sehr hat dieser Schritt Ihr Selbstbewusstsein gestärkt?
Fink: Er hat mir einen großen Schub gegeben. Es lief von Beginn an sehr gut, ich konnte Woche für Woche vor über 40.000 Fans spielen. Ich erhielt gute Kritiken und konnte mich beweisen. Diese Phase hat mich auch privat sehr gestärkt.
SPOX: In Frankfurt haben Sie sich als Bundesligaspieler etabliert. Wie sehr möchte man dann gleich auch den nächsten Sprung in Angriff nehmen?
Fink: Ich dachte damals ans DFB-Team, klar. Joachim Löw war bei unseren Spielen im Stadion und irgendwann wurde auch mein Name genannt. Auch wenn ich die Situation stets realistisch eingeschätzt habe, war ich schon stolz und wollte mehr. Leider hat es aber nie geklappt, weil es schließlich auch andere gute Spieler gab.
SPOX: Es folgte ein etwas überraschender Wechsel in die Türkei zu Besiktas. Wie sehr stand für Sie dabei die Tatsache im Vordergrund, endlich auch konstant im internationalen Geschäft mitmischen zu können?
Fink: Die Chance auf Einsätze in der Champions League wollte ich auf jeden Fall wahrnehmen. Das Finanzielle war für mich nebensächlich, in diesen Gehaltsregionen geben sich die Vereine auch nicht wirklich viel.
SPOX: Wäre ein sportlich vergleichbares, aber finanziell schwächeres Angebot aus Deutschland auch interessant für Sie gewesen?
Fink: Auf jeden Fall, dann wäre ich wohl in Deutschland geblieben. Die Mischung aus sportlicher Perspektive und den Finanzen hat aber bei Besiktas einfach gepasst. Ich würde diesen Wechsel noch einmal so vollziehen.
SPOX: Im Vorfeld des Transfers waren Sie gezwungen, den Wechsel lange geheim zu halten. Besiktas befand sich mitten im Kampf um die Meisterschaft und zudem gab es mit Edouard Cisse noch einen Spieler auf Ihrer Position, der letztlich den Verein verlassen musste.
Fink: Das war schon schwierig. Eintracht Frankfurt hatte mir auch die Pistole auf die Brust gesetzt.
SPOX: Inwiefern?
Fink: Als ich intern verkündet habe, den Verein zu verlassen, wurde dies öffentlich entsprechend kommuniziert. Es war in der Folge nicht leicht, täglich von den Medien dazu befragt zu werden und nicht korrekt antworten zu können.
SPOX: Fühlt man sich in dieser Zeit gerade auch auf der menschlichen Ebene schlecht?
Fink: Natürlich. Ich hatte einen neuen Verein, durfte diesen lange Zeit jedoch nicht nennen. Da steckte ich schon in einer Zwickmühle.
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