Welches Licht wirft die Trennung auf Sportdirektor Ralf Rangnick?
Daniel Reimann (SPOX): Rangnick muss sich mindestens einen von zwei möglichen Vorwürfen gefallen lassen: Dass er entweder nicht ganz ehrlich war, als er einen möglichen Trainerwechsel vor dem Aue-Spiel ausschloss oder dass sich seine Haltung rasch um 180 Grad gedreht hat. Letzteres riecht nach Aktionismus. Und: Rangnick hat damit unterstrichen, dass er den radikalen Bundesliga-Kurs von RB konsequent mitträgt, während sich Zorniger stattdessen um die Harmonie im Team sorgte.
Jochen Tittmar (SPOX): Ein fader Beigeschmack bleibt in jedem Fall. Liest man die von Kollege Reimann in Frage 1 zitierte Rangnick-Aussage, dann ist das schon recht starker Tobak. Vor allem wenn man bedenkt, dass er zu diesem Zeitpunkt womöglich schon Gespräche mit anderen Trainern geführt hat oder zumindest den Plan im Kopf hatte, im Sommer einen neuen Übungsleiter an die Seitenlinie stellen zu wollen. Der doch recht plötzliche Umschwung in der Aufstiegs- und Trainerfrage wurde schwach kommuniziert und war letztlich auch schlicht unnötig.
Florian Schimak (SPOX): Gefühlt steht er als böser Bube da. Ich fand Leipzig unter Zorniger durchaus sympathisch. Der Spielstil und die Idee hinter dem Projekt sind spannend, Zorniger bewies bei aller finanzieller Übermacht auch immer ein gewisses Maß an Demut. Andererseits hat Rangnick in der Vergangenheit bewiesen, dass er den Erfolg unter allen Umständen will. In Hoffenheim schmiss er hin, weil man Luiz Gustavo abgab. Die jetzige Episode belegt, wie schwach der Trainer bei RB Leipzig ist. Rangnick scheint der wahre Boss zu sein.
mySPOX-User ausLE: Mit Ralf Rangnick hat RB einen sehr fähigen Sportdirektor. Auch wenn sich Zorniger nicht verbiegen lässt, passte er genau in das Anforderungsprofil von Rangnick. Allerdings nur, was die 3. und 4. Liga angeht. Dass Rangnick und Zorniger unterschiedlicher Auffassung waren, wie das Ziel in der jetzigen Saison lautet, war bekannt und führte nun zu der einvernehmlichen Trennung. Nur sollte Rangnick in Zukunft überlegen, was er in welches Mikro sagt, sonst macht man sich sehr schnell unglaubwürdig.
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