Martin Kaymer fiel am Moving-Day, bei dem 10.800 Zuschauer auf die Anlage kamen, nach einer 72er-Par-Runde auf den geteilten 23. Rang zurück. Negatives Highlight war ein Triple-Bogey an Loch 4. Marcel Siem machte es ein wenig besser, hat nach seiner 71 auf Rang 16 liegend aber auch schon sechs Schläge Rückstand auf die Spitze.
Die Führung übernahm vor dem Finaltag (So., 12 Uhr im LIVE-TICKER) der Engländer Mark Foster, der sich mit einer 66 auf ein Gesamtergebnis von 14 unter Par verbesserte. Auf dem zweiten Rang folgen mit zwei Schlägen Rückstand George Coetzee (RSA/70), Robert Coles (ENG/65), Retief Goosen (RSA/67), Pablo Larrazabal (ESP/69) und Sergio Garcia. Der Spanier schoss mit einer 64 die Runde des Tages.
Reaktionen:
Martin Kaymer: "Die 4 hat mich ein bisschen raus gehauen. Ich hatte einen sehr guten Start mit dem Birdie an Loch eins, und die Schläge waren auch wieder sehr gut, vergleichbar mit gestern. Die ersten neun Löcher sind eigentlich die einfacheren, da will man mit zwei, drei unter Par auf die zweiten Neun gehen, und ich war zwei über Par. Aber ich habe mich noch gut zurückgekämpft auf Par für die Runde. Ich kann jetzt nur hoffen, dass ich 2008 wiederholen kann - mit einer 63 am Sonntag."
... über seine Siegchancen: "Es wird natürlich sehr schwer werden, aber möglich ist es schon. Es müssen halt die Putts reingehen. Heute habe ich mir viele Chancen erspielt, aber eigentlich nur zwei Putts gemacht. Die Grüns waren allerdings auch etwas holprig, deshalb ist es gar nicht so leicht, Birdies zu machen. Das sieht man ja auch bei den anderen Spielern. Im Moment läuft keiner wirklich weg vom Rest."
Marcel Siem: "Ich bin nicht wirklich zufrieden. Mein Spiel war richtig gut, ich habe nur zwei schlechte Schläge gemacht, das waren direkt Bogeys. Es lief einfach nicht so in meine Richtung. Ich habe mir viele gute Chancen gegeben, aber nur wenige Putts gemacht. Teilweise habe ich mich verlesen, teilweise zu wenig Pace gehabt. Die Grüns brechen heute stärker, weil die Fahnenpositionen schwerer gesteckt sind - an die Stellen, wo die Grüns onduliert sind. Endlich mal, ich finde das gut. Aber daran muss auch ich mich erst mal gewöhnen. Ich schätze, ich habe die Breaks nicht richtig mit einkalkuliert. Ich werde am Sonntag ein bisschen aggressiver putten. Die Grüns sind ein bisschen hoppeliger als sonst, da braucht man ein bisschen mehr Geschwindigkeit. 15. möchte ich nicht werden, ich möchte schon in die Top Ten."
Sergio Garcia: "Ich sage es schon das ganze Jahr, dass ich mich wieder besser fühle. Ich bin noch nicht ganz wieder zurück, aber es geht in die richtige Richtung. Ich habe mir sehr viele Chancen erspielt und viele gute Putts gemacht. Einige sind gefallen, andere leider nicht, aber insgesamt war es eine tolle Runde. Ich will mich unbedingt noch für die British Open qualifizieren, jeder weiß, dass es mein Lieblingsturnier ist. Hoffentlich kann ich noch so eine Runde spielen und wenn es dann für den Sieg reicht, wäre es perfekt."
Der Star des Tages: Sergio Garcia. Der Spanier bestätigt in Eichenried den Aufwärtstrend, den man schon bei der US Open (7. Platz) ganz klar feststellen konnte. Garcia steckte in einer unglaublichen Mega-Krise, aber jetzt ist er auf dem Weg zurück. Nachdem er mit zwei 70er-Runden begonnen hatte, lief Garcia am Moving-Day heiß. Los ging es an der 3, als er einen Bomben-Putt lochte und seine Runde in Schwung brachte. Es folgten Birdies an der 6, 8, 9, 10, 11, 13, 16 und 18. Einziger Makel war ein Bogey an der 17. Garcia traf 13 von 14 Fairways und 15 von 18 Grüns. Es ist nicht so lange her, dass Garcia vom Tee bis zum Grün der vielleicht beste Spieler der Welt war.
Ist Garcia in Form, ist sein langes Spiel ein echter Genuss. Seine große Schwäche ist bekanntermaßen das Putting, aber in Runde drei machte auch sein Spiel auf den Grüns einen Top-Eindruck. Viel wichtiger als irgendwelche technischen Dinge ist aber der Fakt, dass Garcia endlich wieder mehr Spaß am Golfen hat. In der Pressekonferenz nach seiner 64 sprach er offen darüber, wie es ihm geholfen hat, nicht nur immer Golf im Kopf zu haben. Garcia liebt es, Fußball und Tennis zu spielen, also tut er es auch. Auch mit dem Risiko, sich dabei verletzen zu können. Er müsse sein Leben leben, sagte Garcia. Wenn schon kein Deutscher das Turnier gewinnen kann, wäre ein Sieg Garcias eine absolut überragende Story.
Der Flop des Tages: Henrik Stenson. Martin Kaymer wird nach seiner 72 inklusive Triple-Bogey schwer enttäuscht sein, und in gewisser Weise ist Kaymer an diesem Tag sogar ein Flop. Da hätte man sich doch deutlich mehr erhofft. Aber: Wenn sich Kaymer schlecht fühlt, wie soll sich dann Stenson fühlen? Der Schwede begann am Donnerstag mit einer famosen 64 im Regen und alles redete von Stensons großem Comeback, nachdem er ein Jahr lang in der Versenkung verschwunden war. Seine 70 an Tag 2 war noch okay, aber was Stenson an Tag 3 zeigte, war extrem bitter.
Stenson begann seine dritte Runde mit 10 Pars. Er ließ viele Birdie-Chancen aus, das allein war schon frustrierend. Aber dann kam die 11. Stenson landete zweimal im Wasser, versagte außerdem auf dem Grün und schrieb am Par 5 eine 9 auf die Scorecarte. Quadruple-Bogey. Dass er am Ende mit drei Birdies in Serie aufhörte und seine Runde noch ansatzweise rettete, ist Beleg für seinen tollen Fighting-Spirit, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass er sich mit dieser Runde ziemlich sicher aus dem Turnier geschossen hat.
Analyse: In einer perfekten Welt hätte der Moving-Day in Eichenried der große Angriff der Deutschen werden sollen. Martin Kaymer und Marcel Siem lagen auf der Lauer und hätten sich mit einer guten dritten Runde in Position bringen können, um am Finaltag die Massen zu begeistern und um den Heimsieg mitzuspielen. So kam es aber nicht. Vor allem für Kaymer war der Tag eine brutale Enttäuschung. Mit einem Birdie an der 1, die nicht wirklich ein Birdie-Loch ist, erwischte er einen Top-Start, aber dann kam das Desaster an Bahn 4. Kaymer zog sich das Triple-Bogey und verlor im Prinzip hier innerhalb von 15 Minuten alle Chancen auf den Turniersieg.
Was passierte? Er verzog seinen Abschlag links ins Rough, erwischte dann einen Flyer und fand sich hinter dem Grün wieder. Von dort spielte er seinen Chip zu aggressiv und landete im Wasser. Im Anschluss fand Kaymer überhaupt nicht mehr zu seinem Spiel, schaffte unter anderem an den nächsten drei Par-5-Löchern kein Birdie und verlor an der 10 einen weiteren Schlag. Es sah zwischenzeitlich richtig übel aus. Mit Birdies an der 13, 14, 16 und 18, bei einem weiteren ärgerlichen Bogey an der 17, kämpfte er sich aber immerhin noch zur 72. Der Sieg ist so gut wie weg, aber ein Top-10-Resultat ist noch möglich.
Bessere Chancen, noch ganz vorne einzugreifen, hat Marcel Siem. Der 30-Jährige konnte mit seiner 71 aber auch nicht zufrieden sein, weil er eigentlich gut spielte, aber so gut wie keinen Putt versenkte. Bogey 3, Birdie 5, Birdie 6, Bogey 7, Bogey 8, Birdie 9 - Siems Runde glich einer Achterbahnfahrt. Insgesamt spielte sich der Platz vergleichsweise schwer, da die Fahnenpositionen tricky waren. Dennoch ist es keine Ausrede für die beiden Deutschen. 18 Spieler schafften auch am Samstag einen Score in den 60ern, gute Ergebnisse sind in Eichenried immer möglich.
Einen deutschen Sieg wird es also wohl nicht geben, aber auch so steht ein spannender Finaltag bevor. Es wird entweder einen Sieg eines Nobodys geben, der führende Mark Foster hat genau ein Turnier (2003) in seiner Karriere gewonnen, oder ein Big Name wird sich durchsetzen. Nicht nur Garcia hat seit Ewigkeiten nichts mehr gerissen, auch der zweimalige US-Open-Champion Retief Goosen hat seit langem nicht mehr gewonnen.
Und dann lauert auch noch Italiens Jungstar Matteo Manassero, nachdem der 18-Jährige an Tag 3 eine starke 66 spielte. Eine 66, die man eigentlich auch von einem der beiden Deutschen erhofft hatte. Wenn bei Kaymer und Siem der Putter nicht so unkooperativ ist wie in Runde drei, können sich die beiden aber vielleicht noch einmal oben reinspielen. Das Motto ist jetzt eh klar: volle Attacke.