Tiger, ich bin dein Freund!

Von Florian Regelmann
Andres Gonzales liegt in der Weltrangliste auf Rang 928
© Getty
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5. Die teuerste Anreise der Geschichte: Der Engländer Robert Rock ist einer der ganz wenigen Golfer, die ohne Cappie auskommen. "Er hat tolle Haare", erkannten die US-Kommentatoren so auch sofort. Rocks Haare sind die eine Sache, seine Anreise zur US Open aber die andere. Er hatte in der Vorwoche bei der BMW Italian Open sein erstes European-Tour-Event gewonnen und wollte sich jetzt in Richtung US Open machen. Problem: Da er als Teenager mal alkoholisiert Auto gefahren ist, brauchte Rock ein Visum.

Und das gestaltete sich schwierig. Sehr schwierig. Rock musste 24.000 Dollar berappen, um den ganzen Bürokratie-Wahnsinn zu bezwingen. Irgendwann stieg er in den Flieger von Turin nach London, dann ging es weiter nach Newark. Die US Open waren aber nicht in New York. Sondern in der Nähe von Washington. Also stieg Rock in ein Taxi und ließ sich hinbringen. Um 3.30 Uhr war er da. Preis der Fahrt: 1000 Dollar.

Und so marschierte Rock am Donnerstag auf den Platz, ohne ein Loch auch nur jemals live gesehen zu haben. Eine fantastische Vorbereitung. Denn Rock begann die US Open trotz allem mit zwei starken Runden (70+71). Am dritten Tag brach dann doch die Müdigkeit über ihn herein (76), aber mit einer famosen 68 schob er sich in Runde 4 noch auf Rang 23 nach vorne. Dafür gab es übrigens ein Preisgeld von 76.455 Dollar. Hat sich also alles gelohnt.

4. Armer Richie! Des einen Freud ist des anderen Leid. Es gibt kaum einen größeren Pechvogel als Richie Ramsay. Die Story des Schotten beginnt schon Wochen vor der US Open. Ramsay spielte das Qualifying in Walton Heath und dachte nach Beendigung seiner Runden, dass er keine Chance mehr hat, sich zu qualifizieren. Weil er außerdem zur Hochzeit seines Freundes und Tour-Kollegen Gareth Maybin wollte, machte er sich auf den Weg zum Flughafen.

Weil aber Stau war, kam Ramsay zu spät und verpasste den Flug. Dann klingelte das Telefon. "Hey Richie, komm schnell zurück! Du bist im Stechen um einen US-Open-Platz!" Ramsay raste zurück. Aber kam wieder zu spät. 10 Minuten fehlten ihm. Hochzeit verpasst, Traum von einer US-Open-Teilnahme dahin.

Ramsay wurde zum ersten Ersatzspieler. In dieser Rolle hing er im Congressional Country Club ab und wartete darauf, noch ins Feld zu rutschen. Da Rock ja so seine Probleme hatte, schienen seinen Chancen gut. Als Rock dann aber doch noch rechtzeitig auftauchte, konnte Ramsay sich vom Acker machen. Auch hier hatte er kein Glück. Armer Richie.

3. "Golf Boys"- Wenn es mit dem Golf nicht klappt...: Noch einmal zurück zum Versagen der USA. Bubba Watson: 63. Platz. Hunter Mahan: Cut verpasst. Rickie Fowler: Cut verpasst. Ben Crane: Cut verpasst. Bei diesen vier Herren lief bei der US Open auch herzlich wenig zusammen.

Ist aber nicht schlimm, denn diese vier Herren haben eine Karriere als Musiker gestartet. "Oh Oh Oh" - mehr muss man gar nicht sagen. Die Videos von Crane sind sowieso seit längerem ein echter Hit, aber das hier setzt allem noch die Krone auf. Einfach schauen und staunen. Das ist ganz ganz groß, meine Herren.

 

2. Tiger, du bist mein Freund! Gestatten, Andres Gonzales. Tiger Woods kennt mich nicht, aber ich bin sein bester Freund. Gonzales verpasste bei der US Open zwar den Cut und eigentlich ist sein golferisches Talent auch nicht der Rede wert, aber er ist dennoch ein sehr interessanter Typ.

Besser gesagt: Der Typ hat einen an der Klatsche. Aber so richtig. Erst mal sieht er nicht aus wie ein Golfer, sondern wie ein Besitzer eines Tattoo-Studios in der Bronx. Oder wie ein Türsteher. Er selbst bezeichnet sich als "Half Man, Half Amazing", einmal versuchte er bei der Sony Open, Spieler mit 1-Dollar-Noten zu bestechen, dass sie ihre Meldung zurückziehen und er als Ersatzspieler ins Feld rückt.

Das Verrückteste ist aber, dass er aus Bewunderung für Woods entschieden hat, eine einseitige Freundschaft mit Tiger zu beginnen und ihn ständig per Twitter anspricht. Einige Auszüge...

"@TigerWoods Mein Name ist Andres Gonzales, ich bin ein Rookie und ich mag Elefanten."

"Ich glaube, wenn du mir jemals antwortest, wirst du feststellen, dass ich viel cooler bin als Jean Claude Van Dam?"

"@TigerWoods Du hast das Bowlen gestern Abend verpasst!"

"Bin seit 3 Uhr wach. @TigerWoods Bist du wach? Lass uns chatten."

"@TigerWoods Habe mich für die Open qualifiziert. Tut mir leid, Dir sagen zu müssen, dass ich keinen Zimmergenossen brauche, weil meine Familie mitkommt. Aber eine Proberunde ließe sich einrichten."

Schon crazy, dieser Andres Gonzales. Aber auch sehr, sehr witzig.

1. Die Verneigung vor Rory: Das Par-10 ist bekannt dafür, gerne mal sentimental zu werden. Deshalb werden hier auch nicht noch einmal alle Rekorde aufgezählt, die McIlroy in dieser Woche aufgestellt hat. Vielmehr geht es darum, zum Ausdruck zu bringen und jedem zu verdeutlichen, wie sehr es Rory zu gönnen ist.

Denn: McIlroy ist als Typ mindestens genauso gut wie sein Golfspiel. Man muss sich nur anschauen, wie er mit dem Debakel beim Masters umgegangen ist. Es gibt eine Menge Spieler, die nach so einer Katastrophe vom Platz gestürmt wären, ohne etwas zu sagen. Und man hätte es ihnen nicht verdenken können. Aber McIlroy ertrug seine Niederlage in großartiger Manier, stellte sich und gratulierte auf ehrliche und so sympathische Weise Charl Schwartzel zu dessen Sieg. Er flog sogar zusammen mit Schwartzel zum nächsten Turnier.

Seit dem Masters wurde McIlroy bei jeder einzelnen Gelegenheit auf sein Trauma angesprochen, und er hat nicht ein einziges Mal genervt reagiert. Er hat jedem, der ihn gefragt hat, eine kluge Antwort gegeben und offen über die Situation gesprochen. Das ist nicht selbstverständlich. Vielleicht wird er tatsächlich wie Tiger früher die Golf-Welt dominieren, vielleicht wird er irgendwann mal den Major-Rekord von Jack Nicklaus (18 Titel) brechen. Das ist aber nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass dem Golfsport nichts Besseres passieren kann als Ror-eee McIlroy. Das nordirische Wunderkind, das schon mit 9 Jahren Bälle in eine Waschmaschine chippte...

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