"Lasst Paul Drux in Ruhe"

SID
Pascal Hens nimmt den DHB-Kader für die WM unter die Lupe
© getty

Das DHB-Team startet am Freitag gegen Polen (17 Uhr im LIVE-TICKER) in die WM in Katar. Deutschlands Handball-Ikone Pascal Hens schlüpft während des Turniers in die Rolle des SPOX-Experten und schreibt in seiner Kolumne über seine Eindrücke der WM. Zum Auftakt beleuchtet Hens den DHB-Kader.

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Torhüter: Silvio Heinevetter (Füchse Berlin), Carsten Lichtlein (VfL Gummersbach), Andreas Wolff (HSG Wetzlar)

Zur Torhüterposition kann ich auch nur das sagen, was man zu unseren Torhütern bei jedem Turnier sagen kann: Da sind wir - wie immer - sehr gut aufgestellt. Egal, wer anfängt, mache ich mir da keine Sorgen. Heinevetter und Lichtlein sind ganz unterschiedliche Typen, aber beide sind sehr erfahren und auf jeden Fall in der Lage, die erforderte Stütze zu sein.

Die müssen sie auch sein, wenn man was erreichen will, aber wem erzähle ich damit was Neues... Ohne Top-Keeper-Leistung geht im Handball gar nichts. Auch der junge Andreas Wolff hat sich zu einem starken Mann entwickelt, ihn könnte der Bundestrainer auch bedenkenlos bringen.

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Linksaußen: Uwe Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen), Matthias Musche (SC Magdeburg)

Uwe ist nicht nur Kapitän der Truppe, er ist auch ein Typ, der immer für ein Späßchen zu haben ist und damit eine gewisse Lockerheit ins Team reinbringen kann. Sportlich brauchen wir uns nicht zu unterhalten, Uwe ist einer der besten, wenn nicht der beste Linksaußen der Welt.

Er hat eben dieses enorme Wurfrepertoire und auch einen sehr guten Wurf, wenn er mal hinten rum kommt. Ich bin mir sicher, dass er der Mannschaft sehr viel geben wird bei der WM und dass er auch generell dem Turnier seinen Stempel aufdrücken kann.

Mit Musche als zweiten Mann hat niemand gerechnet, aber er hat sich die Nominierung durch seine guten Leistungen in der Bundesliga auf jeden Fall verdient. Auch er hat ein super Wurfrepertoire. Aber mal schauen, wie viel Einsatzzeit er hinter Uwe überhaupt bekommen wird.

Rechtsaußen: Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen), Johannes Sellin (MT Melsungen)

Auch hier ist die Rollenverteilung ja klar, Groetzki wird anfangen. Die Combo Groetzki/Gensheimer ist alleine schon deshalb sinnvoll, weil sie perfekt eingespielt ist. Die Löwen spielen auch extrem viel über Tempo. Gerade im Gegenstoß kennen sie ihre Laufwege und machen sich auch keinen Kopf, wenn es mal eine 2-3-Situation gibt, da wird einfach durchgezogen und das Ding reingemacht.

Das ist schon eine richtig gute Achse. Sellin hat sich auch gut weiterentwickelt und in Melsungen den nächsten Schritt gemacht. Auch auf Außen haben wir nur starke Jungs, die die Bälle zu einem großen Prozentsatz auch reinmachen werden. Und das ist entscheidend für einen Außen.

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Rückraum Mitte: Martin Strobel (HBW Balingen-Weilstetten), Michael Kraus (Frisch Auf Göppingen)

Rückraum links: Paul Drux (Füchse Berlin), Fabian Böhm (HBW Balingen-Weilstetten), Stefan Kneer (Rhein-Neckar Löwen)

Rückraum rechts: Steffen Weinhold (THW Kiel), Michael Müller (MT Melsungen), Jens Schöngarth (TuS N-Lübbecke)

Fangen wir im Rückraum auf der Mitte an. Was Mimi angeht, kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Der Junge kann Spiele entscheiden. Ich denke an das Champions-League-Finale, als er eine überragende zweite Halbzeit gespielt hat. Gerade wenn es nicht so läuft, kann Mimi kommen und ein Spiel für dich gewinnen, deshalb ist er ein wichtiger Spieler.

Strobel, der in der Vorbereitung einen guten Eindruck hinterlassen hat und wohl auch anfangen wird, ist dagegen Mr. Konstanz. Er ist sicher nicht der große Shooter, aber er hat in Balingen konstant gute Leistungen gebracht, ist gut in Form und kann das Spiel lenken.

Wenn wir auf halblinks weitergehen, auf meine Position also, dann landen wir sofort bei Paul Drux. Klar, Paul hat das Potenzial zum Shootingstar, aber wir müssen echt aufpassen, dass da nicht zu früh zu viel Druck entsteht. Dass er sich vor allem nicht selbst zu sehr unter Druck setzt und zu sehr in die Verantwortung nimmt. Es wird schon wieder sehr viel über ihn geschrieben. Als ich damals als junger Kerl in die Nationalmannschaft kam, habe ich extrem davon profitiert, dass ich erfahrene Kerle um mich herum hatte.

Ich musste mir keine großen Gedanken machen, der Trainer hat mir gesagt, was ich zu tun habe, das habe ich gemacht, fertig. Das war ein einfacher Job. So sollte es bei Paul auch sein, es ist ganz wichtig, dass er in Ruhe gelassen wird. Wenn er befreit aufspielen kann, dann wird er eine wichtige Rolle im Team haben und uns allen viel Freude machen. Dazu haben wir mit Kneer einen im Vergleich erfahreneren Mann, der bei den Löwen fast nur in der Abwehr spielt und genau wegen dieser Qualitäten auch dabei ist.

Halbrechts ist natürlich Weinhold gesetzt, ihm wird allein aufgrund seiner Erfahrung eine tragende Rolle zukommen. Er hat auch ein sehr großes Wurfrepertoire, das scheint mein Lieblingswort zu werden... ;-) Na ja, er ist jedenfalls auch ganz sicher einer der spielintelligentesten Spieler. Er hat das Spiel verstanden, er weiß, wie er den Kreisläufer einbindet, er geht auch dahin, wo es wehtut. Und er kann auch auf der Mitte spielen, was auch ein Beweis für seinen hohen Handball-IQ ist.

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Kreis: Patrick Wiencek (THW Kiel), Hendrik Pekeler (TBV Lemgo), Erik Schmidt (TSG Friesenheim)

Auf der Kreisläufer-Position müssen wir mal schauen. Wiencek und Pekeler sind in erster Linie abwehrstarke Spieler, darauf hat der Bundestrainer hohen Wert gelegt. Wiencek ist beim THW aber hinter Rene Toft Hansen nur die Nummer zwei, Pekeler war zuletzt verletzt, aber ich gehe davon aus, dass er jetzt wieder topfit ist. Junge Kerle stecken so was ja schnell weg.

Unsere Kreisläufer sind vielleicht nicht für die beste Chancenverwertung bekannt, aber das ist jetzt alles egal. Sie sollen vor allem in der Abwehr ihren Mann stehen. Und ich gehe auch davon aus, dass sie die Dinger bei der WM schon reinschießen werden.

Ich bin generell ganz positiv gestimmt. Ich hoffe sehr, dass die Jungs gut ins Turnier reinkommen. Das wäre so wichtig für das Selbstvertrauen, dann kannst du auch schnell in einen Lauf kommen. Ich drücke die Daumen und hoffe natürlich, dass es weit geht, aber wir sollten auch nicht zu viel erwarten angesichts der Tatsache, dass so viel umgekrempelt wurde.

Es ist eine junge Truppe mit einem Trainer, für den es auch sein erstes großes Turnier als DHB-Coach ist. Natürlich wäre ein gutes Turnier immens wichtig für den deutschen Handball, aber mit solchen Gedanken sollten wir das Team nicht konfrontieren. Die Jungs sollen jetzt befreit ihren Job machen, dann schauen wir mal, was so geht.

Generell erwarte ich auch wieder, dass Frankreich, Dänemark, Spanien und Kroatien ganz vorne mitmischen. Ich habe aber ehrlich gesagt seit dem Ende meiner DHB-Karriere gar nicht mehr so viel von den großen Turnieren verfolgt, aber das wird sich jetzt ändern. Ich werde so viel es geht schauen und mir ein Bild über die einzelnen Mannschaften machen, sonst kann ich Euch in den nächsten Kolumnen ja auch nichts Spannendes erzählen. Bis dann!

Euer Pommes

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