Wer stoppt die blaue Bestie?

In Katar wird der Handball-Weltmeister 2015 gekürt
© getty

Mit dem Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Katar und Brasilien beginnt am Donnerstag die WM in der Wüste. Ein Quartett versucht Frankreichs Siegeszug zu verhindern, Deutschland wird überzeugen. Tunesien kann Großes schaffen, Katar hat ein Weltklasse-Duo - und für einen Farbtupfer sorgen die Exoten. SPOX gibt im Power-Ranking einen Überblick.

Cookie-Einstellungen

1. Frankreich

Die fetten Jahre des französischen Handballs sind vorbei, hatte so mancher Experte nach Rang sechs bei der WM 2013 verkündet. Doch Trainer Claude Onesta, mittlerweile seit 14 Jahren im Amt, brachte sein Team wieder auf Kurs. Bei der EM 2014 in Dänemark fegte die blaue Bestie regelrecht über ihre Gegner hinweg und holte sich den Titel.

Einige der Leistungsträger sind in die Jahre gekommen, ihre Sieger-Mentalität schließt jedoch die Möglichkeit, Frankreich könnte satt sein, nahezu aus. Sinnbildlich dafür steht Thierry Omeyer. Der mittlerweile 38-jährige Torhüter hat alles - größtenteils mehrfach - gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Von seinem Ehrgeiz könnte sich aber noch immer so mancher 20-Jährige eine Scheibe abschneiden.

Der Schlüsselspieler bleibt Nikola Karabatic. Schafft es der frühere Kieler, ähnlich magisch wie in Dänemark aufzuspielen, dürften die Franzosen kaum zu stoppen sein. Neben den alt gedienten Spielern um Kapitän Jerome Fernandez oder Daniel Narcisse sind mehrere aufstrebende jüngere dabei. Beispielsweise muss man Valentin Porte (Toulouse) im rechten Rückraum auf dem Zettel haben. Fazit: Nur Gold zählt!

2. Dänemark

Zweiter bei der WM 2011, Zweiter bei der WM 2013. Ganz Dänemark lechzt nach dem ersten WM-Titel in der Handball-Geschichte des Landes. Wären da nur nicht diese Franzosen, die schon bei der Heim-EM im vergangenen Jahr den Party-Crasher mimten.

Viel fehlt den Dänen nicht zum großen Wurf. Rückraumspieler Mikkel Hansen und Torhüter Niklas Landin verkörpern absolute Weltklasse. Dank des Bundesliga-Trios Hans Lindberg, Anders Eggert und Lasse Svan sind die Außenpositionen echte Waffen.

Die größte Veränderung gibt es bei den Dänen abgesehen von den Rücktritten von Tomas Mogensen und Michael Knudsen auf der Trainerbank. Ulrik Wilbek nahm nach der EM nach neun Jahren seinen Hut, der frühere Löwen-Coach Gudmundur Gudmundsson ist sein Nachfolger. Auffällig: Die 6:0-Abwehr spielt Dänemark seither deutlich offensiver.

3. Spanien

Slowenien, Katar, Weißrussland, Brasilien und Chile: Die Vorrunde dürfte für Spanien zum Spaziergang werden, was für die etwas überalterte Truppe ein Vorteil sein sollte. Alles andere als der Gruppensieg wäre für den Titelverteidiger eine Enttäuschung. Da es anschließend gegen ein Team aus der ebenfalls nicht hochkarätig besetzten Gruppe B geht, ist der Weg ins Viertelfinale geebnet.

Aber kann es bis ins Finale gehen? Nur wenn es optimal läuft! Zwei Faktoren sind dabei entscheidend. Kann der Ausfall von Arpad Sterbik zwischen den Pfosten kompensiert werden? Wird die Abwehr erneut zum Albtraum für alle Gegner?

Das Zünglein an der Waage könnte Alex Dujshebaev werden, der Sohn des großen Talant. Der 22-jährige Rückraumspieler musste bei der vergangenen EM verletzungsbedingt passen, nun will der Mann von Vardar Skopje der Welt zeigen, was er drauf hat.

4. Polen

"Vielleicht Polen", bekommt man in den vergangenen Wochen von vielen Experten zu hören, wenn man nach einem möglichen Überraschungs-Weltmeister fragt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand.

Michael "Beagle" Biegler, übrigens der einzige deutsche Coach bei dieser WM, steht eine qualitativ hochwertige Mannschaft mit einer guten Mischung aus erfahrenen und talentierten Spielern zur Verfügung.

Slawomir Szmal im Tor, im Rückraum Karol Bielecki, Michal Jurecki und Krzysztof Lijewski, am Kreis Bartosz Jurecki - das hat schon was. Die Vorbereitung lief größtenteils vielversprechend, was durch den Triumph beim Christmas-Cup in Kattowitz unterstrichen wurde, als Tschechien, die Slowakei und Ungarn geschlagen wurden.

Bitter ist für die "Bialo-Czerwoni" das Fehlen von Bartlomiej Jaszka. Berlins Spielmacher steht aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Verfügung. Allerdings erinnern sich die deutschen Fans mit Grauen an die beiden Pleiten in den Playoffs - damals war Jaszka auch nicht dabei.

5. Kroatien

"Für unser Land, für unsere Leute, für unsere Fans müssen wir einen Titel gewinnen - hoffentlich wird in Doha unsere Zeit kommen", sagte Superstar Domagoj Duvnjak der "Handball Woche" und brachte damit zum Ausdruck, wie viel Druck auf den Schultern der Kroaten lastet.

Seit dem Olympiasieg 2004 holte Kroatien keinen großen Titel mehr, für die Ansprüche des Weltmeisters von 2003 zu wenig. Nationaltrainer Slavko Goluza, der verletzungsbedingt ohne Blazenko Lackovic und Drago Vukcevic auskommen muss, ist zum Siegen verdammt. Rund um Zagreb wird gemunkelt, sein Vorgänger Lino Cervar stehe im Falle einer erneuten Enttäuschung bereit. Vielleicht nicht die besten Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein.

Rein sportlich haben es die Kroaten drauf. Neben der einen oder anderen Rückraumwaffe setzt Goluza auf eine starke Abwehr und Tempogegenstöße. Ein Fragezeichen wirft dagegen die Torwartposition auf. Mirko Alilovic, in Veszprem nicht unumstritten, mangelt es an Konstanz. Hält er weltklasse, was er durchaus kann, und kann das Team mit dem Druck umgehen, kann es für Kroatien auch ganz weit nach vorne gehen.

Plätze 1 - 5: Blaue Bestie, Polen-Power, Kroaten unter Druck

Plätze 6 - 10: DHB, Island und tunesische Helden

Plätze 11 - 17: Weltauswahl Katar und eine One-Man-Show

Plätze 18 - 24: Südamerika, Afrika und Exoten

Artikel und Videos zum Thema