Mit dem Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Katar und Brasilien beginnt am Donnerstag die WM in der Wüste. Ein Quartett versucht Frankreichs Siegeszug zu verhindern, Deutschland wird überzeugen. Tunesien kann Großes schaffen, Katar hat ein Weltklasse-Duo - und für einen Farbtupfer sorgen die Exoten. SPOX gibt im Power-Ranking einen Überblick.
1. Frankreich
Die fetten Jahre des französischen Handballs sind vorbei, hatte so mancher Experte nach Rang sechs bei der WM 2013 verkündet. Doch Trainer Claude Onesta, mittlerweile seit 14 Jahren im Amt, brachte sein Team wieder auf Kurs. Bei der EM 2014 in Dänemark fegte die blaue Bestie regelrecht über ihre Gegner hinweg und holte sich den Titel.
Einige der Leistungsträger sind in die Jahre gekommen, ihre Sieger-Mentalität schließt jedoch die Möglichkeit, Frankreich könnte satt sein, nahezu aus. Sinnbildlich dafür steht Thierry Omeyer. Der mittlerweile 38-jährige Torhüter hat alles - größtenteils mehrfach - gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Von seinem Ehrgeiz könnte sich aber noch immer so mancher 20-Jährige eine Scheibe abschneiden.
Der Schlüsselspieler bleibt Nikola Karabatic. Schafft es der frühere Kieler, ähnlich magisch wie in Dänemark aufzuspielen, dürften die Franzosen kaum zu stoppen sein. Neben den alt gedienten Spielern um Kapitän Jerome Fernandez oder Daniel Narcisse sind mehrere aufstrebende jüngere dabei. Beispielsweise muss man Valentin Porte (Toulouse) im rechten Rückraum auf dem Zettel haben. Fazit: Nur Gold zählt!
2. Dänemark
Zweiter bei der WM 2011, Zweiter bei der WM 2013. Ganz Dänemark lechzt nach dem ersten WM-Titel in der Handball-Geschichte des Landes. Wären da nur nicht diese Franzosen, die schon bei der Heim-EM im vergangenen Jahr den Party-Crasher mimten.
Viel fehlt den Dänen nicht zum großen Wurf. Rückraumspieler Mikkel Hansen und Torhüter Niklas Landin verkörpern absolute Weltklasse. Dank des Bundesliga-Trios Hans Lindberg, Anders Eggert und Lasse Svan sind die Außenpositionen echte Waffen.
Die größte Veränderung gibt es bei den Dänen abgesehen von den Rücktritten von Tomas Mogensen und Michael Knudsen auf der Trainerbank. Ulrik Wilbek nahm nach der EM nach neun Jahren seinen Hut, der frühere Löwen-Coach Gudmundur Gudmundsson ist sein Nachfolger. Auffällig: Die 6:0-Abwehr spielt Dänemark seither deutlich offensiver.
3. Spanien
Slowenien, Katar, Weißrussland, Brasilien und Chile: Die Vorrunde dürfte für Spanien zum Spaziergang werden, was für die etwas überalterte Truppe ein Vorteil sein sollte. Alles andere als der Gruppensieg wäre für den Titelverteidiger eine Enttäuschung. Da es anschließend gegen ein Team aus der ebenfalls nicht hochkarätig besetzten Gruppe B geht, ist der Weg ins Viertelfinale geebnet.
Aber kann es bis ins Finale gehen? Nur wenn es optimal läuft! Zwei Faktoren sind dabei entscheidend. Kann der Ausfall von Arpad Sterbik zwischen den Pfosten kompensiert werden? Wird die Abwehr erneut zum Albtraum für alle Gegner?
Das Zünglein an der Waage könnte Alex Dujshebaev werden, der Sohn des großen Talant. Der 22-jährige Rückraumspieler musste bei der vergangenen EM verletzungsbedingt passen, nun will der Mann von Vardar Skopje der Welt zeigen, was er drauf hat.
4. Polen
"Vielleicht Polen", bekommt man in den vergangenen Wochen von vielen Experten zu hören, wenn man nach einem möglichen Überraschungs-Weltmeister fragt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand.
Michael "Beagle" Biegler, übrigens der einzige deutsche Coach bei dieser WM, steht eine qualitativ hochwertige Mannschaft mit einer guten Mischung aus erfahrenen und talentierten Spielern zur Verfügung.
Slawomir Szmal im Tor, im Rückraum Karol Bielecki, Michal Jurecki und Krzysztof Lijewski, am Kreis Bartosz Jurecki - das hat schon was. Die Vorbereitung lief größtenteils vielversprechend, was durch den Triumph beim Christmas-Cup in Kattowitz unterstrichen wurde, als Tschechien, die Slowakei und Ungarn geschlagen wurden.
Bitter ist für die "Bialo-Czerwoni" das Fehlen von Bartlomiej Jaszka. Berlins Spielmacher steht aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Verfügung. Allerdings erinnern sich die deutschen Fans mit Grauen an die beiden Pleiten in den Playoffs - damals war Jaszka auch nicht dabei.
5. Kroatien
"Für unser Land, für unsere Leute, für unsere Fans müssen wir einen Titel gewinnen - hoffentlich wird in Doha unsere Zeit kommen", sagte Superstar Domagoj Duvnjak der "Handball Woche" und brachte damit zum Ausdruck, wie viel Druck auf den Schultern der Kroaten lastet.
Seit dem Olympiasieg 2004 holte Kroatien keinen großen Titel mehr, für die Ansprüche des Weltmeisters von 2003 zu wenig. Nationaltrainer Slavko Goluza, der verletzungsbedingt ohne Blazenko Lackovic und Drago Vukcevic auskommen muss, ist zum Siegen verdammt. Rund um Zagreb wird gemunkelt, sein Vorgänger Lino Cervar stehe im Falle einer erneuten Enttäuschung bereit. Vielleicht nicht die besten Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein.
Rein sportlich haben es die Kroaten drauf. Neben der einen oder anderen Rückraumwaffe setzt Goluza auf eine starke Abwehr und Tempogegenstöße. Ein Fragezeichen wirft dagegen die Torwartposition auf. Mirko Alilovic, in Veszprem nicht unumstritten, mangelt es an Konstanz. Hält er weltklasse, was er durchaus kann, und kann das Team mit dem Druck umgehen, kann es für Kroatien auch ganz weit nach vorne gehen.
Plätze 1 - 5: Blaue Bestie, Polen-Power, Kroaten unter Druck
Plätze 6 - 10: DHB, Island und tunesische Helden
Plätze 11 - 17: Weltauswahl Katar und eine One-Man-Show
Plätze 18 - 24: Südamerika, Afrika und Exoten
6. Deutschland
Um vorneweg eines klarzustellen: Die bereits genannten Nationen sind dem nur dank einer Wildcard teilnehmenden DHB-Team ein gutes Stück voraus, eine Medaille in der Wüste wäre eine Sensation. Aber warum sollte man sich kleiner machen, als man ist? Die Rechnung geht so: Deutschland schlägt Russland, Argentinien und Saudi-Arabien und kommt als Dritter weiter. Dann wartet mit Schweden oder Island eine schwierige, aber nicht unlösbare Aufgabe. Das Viertelfinale ist möglich und sollte das Ziel sein. "Die Handball-Welt soll sagen: Die Deutschen sind wieder da", sagte schließlich auch Bundestrainer Dagur Sigurdsson im SPOX-Interview.
Der Isländer setzt konsequent auf die Jungen, was der einzig richtige Weg ist. Im Fokus steht dabei Paul Drux. Der 19-Jährige von den Füchsen hinterließ auf der Königsposition im linken Rückraum zuletzt einen derart erfrischenden und unbeschwerten Eindruck, dass es eine wahre Freude war.
Mit Carsten Lichtlein und dem zuletzt viel kritisierten Silvio Heinevetter verfügt Deutschland über ein hervorragendes Torhüter-Duo, auf den Außenpositionen sieht es mit Uwe Gensheimer (links) und Patrick Groetzki (rechts) ebenfalls sehr gut aus. Dazu kommen mit Patrick Wiencek am Kreis und mit Steffen Weinhold im rechten Rückraum wichtige und zuverlässige Stützen.
Bleibt für die mittlerweile variablere Abwehr zu hoffen, dass Hendrik Pekeler richtig fit wird, Mimi Kraus und Martin Strobel sich im Angriff gut auf der Spielmacherposition ergänzen und der eine oder andere Spieler aus der zweiten Reihe über sich hinauswächst.
7. Island
Wie Deutschland hat sich auch Island sportlich nicht qualifiziert, erst eine Wildcard ermöglichte die Reise nach Katar. Auf zwei Dinge können sich die Nordeuropäer wie immer verlassen. Ihren unerschütterlichen Kampfgeist und die einmalige Unterstützung ihrer Landsleute, die Partien ihrer Handballer nahezu geschlossen vor den TV-Geräten verfolgen.
Zwei davon haben aber offenbar mit Handball nichts am Hut. Sie überfielen in Reykjavik ausgerechnet Aron Palmarsson, der sich dabei eine Jochbeinverletzung zuzog. Immerhin: Der Rückraumspieler wird wohl trotzdem in guter Verfassung sein, was für Island elementar ist.
Abgesehen von der Personalie Palmarsson kann Nationalcoach Aron Kristjansson auf eine homogene Truppe bauen, aus der zwei weitere Spieler herausragen. Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson vom FC Barcelona und Rückraum-Ass Alexander Petersson von den Rhein-Neckar Löwen.
8. Schweden
Mit Kim Ekdahl du Rietz und Jim Gottfridsson müssen die Schweden zwei bittere Ausfälle verkraften. Die Folge: Im Rückraum fehlen klangvolle Namen. Lediglich der nach langer Verletzungspause zurückgekehrte Kim Andersson (Kolding) macht Hoffnung auf große Auftritte.
Schwedens Sportdirektor Stefan Lövgren im SPOX-Interview
So bleibt dem Trainer-Duo Staffan Olsson und Ola Lindgren nicht viel mehr übrig, als auf die Abwehr zu setzen. Diese genügt höchsten Ansprüchen allemal. Mit Mattias Andersson und Johan Sjöstrand stehen zwei bärenstarke Torhüter im Kader, der Mittelblock mit Tobias Karlsson und Jesper Nielsen garantiert jedem Gegner blaue Flecken.
Trotzdem wissen die Verantwortlichen des viermaligen Weltmeisters ihr Leistungsvermögen realistisch einzuschätzen. Erstmal ist nur das Achtelfinale das Ziel. Das ist allerdings auch Pflicht.
9. Slowenien
WM-Halbfinale 2013, die EM 2014 in den Playoffs gegen Weißrussland verpasst: Bei Slowenien weiß man nie so genau, was am Ende herauskommt. Fakt ist: Trainer Boris Denic lässt sein Team ungeheuer schnell spielen. Das kann es jedem Gegner schwer machen. Oder auch leicht, weil manchmal zu viele technische Fehler unterlaufen.
Die Qualität der Mannschaft ist jedenfalls nicht zu unterschätzen, fast alle Spieler stehen bei renommierten Klubs unter Vertrag und können internationale Erfahrung vorweisen. Wichtige Stützen im Team sind beispielsweise Uros Zorman, David Spiler und Vid Kavticnik.
10. Tunesien
In der HBL ist er bestens bekannt, in Tunesien genießt er seit dem Einzug ins WM-Halbfinale 2005 Heldenstatus: Nationaltrainer Sead Hasanefendic. Ein erneutes tunesisches Märchen - also das Erreichen des Viertelfinales - ist aufgrund der Auslosung nicht völlig aus der Luft gegriffen. Außer Kroatien ist den Nordafrikanern in Gruppe B kein Team klar überlegen, Rang zwei ist also im Optimalfall möglich. Dann würden wohl Katar, Weißrussland oder Brasilien warten.
Es gibt weitere gute Gründe, auf ein starkes Abschneiden der Tunesier zu setzen. Über die Qualitäten von Barcas Wael Jallouz muss man sich nicht unterhalten, Amine Bannour beeindruckte mit seiner linken Fackel schon bei der WM 2013. Außerdem steht am Kreis ein Büffel namens Issam Tej (Montpellier).
Plätze 1 - 5: Blaue Bestie, Polen-Power, Kroaten unter Druck
Plätze 6 - 10: DHB, Island und tunesische Helden
Plätze 11 - 17: Weltauswahl Katar und eine One-Man-Show
Plätze 18 - 24: Südamerika, Afrika und Exoten
11. Russland
In der Abwehr standen die Russen schon immer gut, mittlerweile ist auch das Angriffsspiel wieder ganz nett anzusehen. Oleg Kuleschov sei Dank. Seit der frühere Spielmacher 2012 das Amt des Nationaltrainers übernommen hat, ist eine Entwicklung in die richtige Richtung festzustellen.
Der Neunte der EM 2014 geht mit einem erfahrenen Team ohne große Stars an den Start. Aus der HBL ist natürlich Berlins Konstantin Igropulo bestens bekannt. Das Achtelfinale wird erreicht, dann ist Schluss.
12. Tschechien
Dass Tschechien überhaupt dabei ist, grenzt an ein Wunder. Dabei kam die Rettung nicht in Form einer Wildcard, sondern aufgrund eines völlig verrückten Tages in Brünn. 15:23 hatten die Tschechen das Playoff-Hinspiel in Serbien verloren, 33:21 gewannen sie das Rückspiel.
Ähnliche Großtaten sind bei der WM eher nicht zu erwarten. Mit Filip Jicha wird das Team zwar von einem Genie angeführt. Doch der Kieler war lange verletzt, es ist fraglich, ob der 32-Jährige bereits wieder die Power hat, um ein ganzes Turnier auf höchstem Niveau zu agieren. Kleiner Tipp: Es lohnt sich, ein Auge auf Michal Kasal (Celje) zu haben. Der 20-jährige Rückraumspieler gilt als das größte Talent im tschechischen Handball.
13. Katar
"Das war das Angebot meines Lebens", sagt Valero Rivera über den Anruf, der ihn zwei Tage nach dem WM-Triumph mit Spanien 2013 erreichte. Der katarische Verband war dran und fragte, ob er nicht Nationaltrainer im Wüstenstaat werden wolle.
Rivera stimmte zu, sein Kontostand dürfte in der Folgezeit nach oben geschnellt sein. Der Coach war nicht die einzige hochkarätige Verpflichtung, die sich die Scheichs leisteten. So kommt es, dass Katar mit Goran Stojanovic und Danijel Saric ein absolutes Weltklasse-Duo zwischen den Pfosten stehen hat.
Auch für das Feld wurden mit Rafael Capote und Zarko Markovic - um nur zwei Spieler zu nennen - klangvolle Namen eingekauft. Die ersten Erfolge stellten sich 2014 bereits ein. Katar gewann die Asienmeisterschaft und holte Gold bei den Asienspielen. Das Achtelfinale ist realistisch.
14. Bosnien-Herzegowina
Wer Island in den Playoffs ausschaltet, kann so schlecht nicht sein. Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die Bosnier bei ihrem ersten großen Turnier überhaupt schlagen werden. Die Euphorie in dem 3,79-Millionen-Einwohner-Land ist jedenfalls riesig. Um dem Trubel in der Heimat zu entgehen, reiste die Mannschaft des früheren Wetzlar-Trainers Dragan Markovic bereits knapp zwei Wochen vor Turnierstart in die Wüste.
Extrem ärgerlich ist der Ausfall von Marko Panic, immerhin wird Leistungsträger Nikola Prce wohl dabei sein. Zudem tragen Veszprems Rückraumspieler Mirsad Terzic und Kreisläufer Muhamed Toromanovic die Hauptlast. Es sollte für das Achtelfinale reichen.
15. Österreich
Raul Santos (Gummersbach), Robert Weber (Magdeburg) und Viktor Szilagyi (Bergischer HC) - dieses HBL-Trio soll die Österreicher in die nächste Runde führen. Besonders wichtig ist die Rückkehr von Kapitän Szilagyi, der zuletzt verletzt passen musste.
Eine genaue Prognose ist allerdings schwer zu treffen. In Gruppe B kann Österreich vom Leistungsvermögen her Dritter werden. Läuft es aber nicht, ist auch der President's Cup möglich, also das Turnier, das die in der Vorrunde ausgeschiedenen Teams ausspielen.
16. Mazedonien
"Es geht nicht um mich, es geht nicht um meine Tore, es geht nur um die Mannschaft." Diese Aussage ehrt Kiril Lazarov (Barcelona), inhaltlich ist sie allerdings ziemlicher Unsinn. Bei Mazedonien entscheidet wie bei kaum einem anderen Team die Leistung eines einzigen Spielers über Erfolg und Misserfolg.
Funktioniert die Tormaschine "Kiro" (durchschnittlich knapp neun Treffer pro Partie), ist Mazedonien für Überraschungen gut. Andernfalls kann es gegen fast jeden Gegner eine Pleite setzen. Mit Naumce Mojsovski (Metalurg Skopje) gibt es lediglich einen weiteren Akteur, der auf höchstem Niveau Akzente setzen kann.
17. Weißrussland
Er trug das Trikot Sloweniens, er trug das spanische Trikot. Weißrussland spielte während dieser Zeit auf der Handball-Weltkarte keine Rolle. Seit er vor gut drei Jahren wieder zurück zu seinen Wurzeln gekehrt ist, qualifizierte sich Weißrussland zwei Mal für die WM. Mehr muss man über die Bedeutung von Siarhei "der Schreckliche" Rutenka für seine Truppe nicht sagen.
Die Weißrussen sind eine ähnliche One-Man-Show wie Mazedonien. Immerhin haben sie zudem auf der Trainerbank einen absoluten Taktikfuchs sitzen. Iouri Chevtsov! Er führte 2003 den TBV Lemgo zur deutschen Meisterschaft. Dank der günstigen Gruppenauslosung könnte es letztlich auch für die Runde der letzten 16 reichen.
Plätze 1 - 5: Blaue Bestie, Polen-Power, Kroaten unter Druck
Plätze 6 - 10: DHB, Island und tunesische Helden
Plätze 11 - 17: Weltauswahl Katar und eine One-Man-Show
Plätze 18 - 24: Südamerika, Afrika und Exoten
18. Argentinien
Dass man Argentinien ernst nehmen muss, weiß spätestens seit der WM 2011 jeder. Damals setzten sich die Südamerikaner gegen Gastgeber Schweden durch, gegen Deutschland stand die Niederlage erst nach zweimaliger Verlängerung fest. Der große Vorteil: Coach Eduardo Gallardo hat ein sehr eingespieltes Team, das im Kern seit über sieben Jahren beisammen ist.
Der Star ist ganz klar Diego Simonet, der Spielmacher aus Montpellier verfügt über ein herausragendes Spielverständnis. Im Kasten kann Matias Schulz (Nantes) über sich hinauswachsen. Für das Achtelfinale wird es wohl knapp nicht reichen. Der Titel im President's Cup könnte daher an Argentinien gehen.
19. Brasilien
Für die Brasilianer ist die WM nichts weiter als ein Testlauf für die Spiele in Rio im nächsten Jahr. Große Ziele sind mit diesem Team derzeit einfach nicht zu erreichen. Ein Beispiel: Im Sommer wurden die Brasilianer bei den Panamerikanischen Meisterschaften von Erzfeind Argentinien mit einer 19:30-Klatsche nach Hause geschickt.
Einem Genickschlag gleich kam zudem die verletzungsbedingte Absage von Linksaußen Felipe Borges (Montpellier). Nationalcoach Jordi Ribera setzt nun große Hoffnungen in ein Duo: Die Rückraumspieler Thiagus dos Santos und Arthur Patrianova, die beide in Spanien ihr Geld verdienen, sollen es richten.
20. Algerien
Seit 1996 mussten die Algerier warten, 2014 war es dann endlich mal wieder soweit - sie sicherten sich sensationell den Titel bei der Afrikameisterschaft. Es folgte der Schock: Mit Kapitän Hichem Boudrali trat der Superstar des algerischen Handballs im Alter von 36 Jahren zurück.
Deshalb und vor allem wegen der Todesgruppe C hat Algerien nichts mit dem Einzug ins Achtelfinale zu tun. Die Stützen des Teams, Torhüter Abdelmalek Slahdji und der linke Rückraumspieler Messaoud Berkous, spielen in der Heimat.
21. Ägypten
Die großen Zeiten des ägyptischen Handballs wie das Erreichen des WM-Halbfinals 2001 sind Vergangenheit. Derzeit wird ein Neuanfang gestartet, fast alle Spieler im jungen Kader stehen in der Heimat unter Vertrag. In Doha geht es deshalb darum, Erfahrungen zu sammeln.
Der große Rückhalt in der Mannschaft von Trainer Marwan Ragab ist Keeper Mohamed Bakir. Der mittlerweile 40-Jährige soll seine Erfahrung aus über 350 Länderspielen einfließen lassen und den jungen Spielern helfen.
22. Chile
Unstimmigkeiten zwischen Coach Fernando Luis Capurro und den drei deutschstämmigen Feuchtmann-Brüdern verhindern schon im Voraus ein besseres Abschneiden. Erwin, Emil und Harald sind in Doha nicht dabei und hinterlassen eine riesige Lücke.
Dass Handball in Chile keine große Rolle spielt, zeigt das Beispiel von Rechtsaußen Felipe Maurin, der aus beruflichen Gründen absagte. Zwei Mann stehen somit noch im Fokus: Kapitän und Minden-Kreisläufer Marco Oneto sowie der torgefährliche Rückraumspieler Rodrigo Salinas, der bei Steaua Bukarest spielt.
23. Iran
Handball hat im Iran eine beachtliche Entwicklung erfahren. Der verdiente Lohn ist die erste WM-Teilnahme überhaupt. Das Ziel kann trotzdem nur sein, nicht permanent fürchterlich abgeschossen zu werden. Bekannte Namen finden sich im Kader der Iraner nämlich nicht.
Die Teilnahme könnte aber ein erster Schritt in eine gute Zukunft sein. Der Slowene Borut Macek fungiert nicht nur als Trainer, sondern auch als Sportdirektor. Er hat damit komplett das Sagen und kann in den kommenden Jahren vielleicht etwas aufbauen.
24. Saudi-Arabien
Die für Bahrain nachgerückten Saudis träumen doch tatsächlich so ein wenig vom Achtelfinale. Welche Gründe sie dafür haben, bleibt ein einziges Rätsel. Im Kader der körperlich hoffnungslos unterlegenen Feierabend-Handballer findet sich weit und breit kein Name, der einem irgendetwas sagen könnte. Festhalten: Bei den Asienspielen setzte es sogar eine Pleite gegen Brunei.
Der Kroate Nenad Kljaic, einst Nationalcoach in Saudi-Arabien, erinnerte sich vor einiger Zeit an die Schwierigkeiten mit seiner ehemaligen Truppe: "Die Spieler verfügen über ein bescheidenes technisch-taktisches Wissen. Sie sind nicht gerade trainingsbegeistert und im Spiel oft undiszipliniert." Viel Spaß mit der Roten Laterne!
Plätze 1 - 5: Blaue Bestie, Polen-Power, Kroaten unter Druck
Plätze 6 - 10: DHB, Island und tunesische Helden
Plätze 11 - 17: Weltauswahl Katar und eine One-Man-Show
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