"Ich pushe mich mit Garnett"

Daniel Theis kam 2012 von Braunschweig nach Ulm
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SPOX: Trotzdem könnte in diesem Sommer ein Umzug bevorstehen. Bereits in Braunschweig bestritten Sie ein Probetraining für die Detroit Pistons und nach dieser Saison ist das NBA-Interesse an Ihnen noch größer. Wie geht es weiter?

Theis: Ich habe versucht, das Thema so gut wie möglich auszublenden und ich komme erst langsam dazu, mich damit zu beschäftigen. Wenn dieses Jahr NBA-Scouts in der Halle waren, freute es mich einfach nur, weil es eine Art der Wertschätzung ist, und ich war noch motivierter. Was jetzt kommt, müssen wir schauen. Wenn es mit der Nationalmannschaft und der EM-Quali vereinbar ist, wäre die Teilnahme an der Summer League und einigen Trainings Camps in den USA sicherlich interessant.

SPOX: Sie wurden vor einem Jahr von Ihrem Berater Ademola Okulaja auf die Draft-Liste gesetzt und wurden nicht gezogen. Warum?

Theis: Es hat einen kleinen Vorteil, dass ich als ungedrafteter Spieler nun etwas mehr Flexibilität besitze. Man darf natürlich nicht zu wählerisch sein, aber ich kann als Free Agent schon ein bisschen abwägen, wenn es mehrere Interessenten geben sollte, welches Team besser zu meinem Spielstil passt.

SPOX: Sie gelten als die deutsche Version von Blake Griffin.

Theis (lacht): Ich kann natürlich springen und dunken, allerdings spielt Griffin auf einem mehrere Stufen höheren Level. Dirk Nowitzki war natürlich immer ein Vorbild, ich habe mir die gesamte Playoff-Serie gegen die Spurs reingezogen. Besonders intensiv verfolge ich Kevin Garnett. Er sieht zwar sehr dünn aus, doch wie er das mit der mentalen Kraft kompensiert, ist der Hammer. Bevor ich in ein Spiel gehe, schaue ich mir häufig sogar Aufzeichnungen von Garnett an, um mich zu pushen und in die richtige Stimmung zu kommen. Seine Intensität ist der Wahnsinn!

SPOX: Greifen Sie dabei auf Aufzeichnungen zurück, als Garnett noch am Zenit seines Schaffens war? Oder eher aktuelle Spiele?

Theis: Beides. Damals, zu seiner Prime, war Garnett ein überragender Scorer. Jetzt ist er mehr der Leader, der mit seiner kleineren Rolle zufrieden ist und als zweiter Coach auf dem Court den Jungen zeigt, was gemacht werden muss. Seine Ausstrahlung ist unfassbar.

SPOX: Verfolgen Sie Tibor Pleiß' Karriereweg? Statt mit aller Macht sofort in die NBA zu gehen, beschloss er den beschwerlichen Weg über Spanien und reift bei Laboral Kutxa immer mehr zum Mann.

Theis: Natürlich! Letztes Jahr fand ich Tibor noch nicht so stabil. Was er diese Saison zeigt, ist beeindruckend. In der Euroleague legte er gegen Mailand 30 Punkte und 13 Rebounds auf. 30 Punkte und 13 Rebounds! Und in der spanischen Liga spielt er manchmal nur 20 Minuten, aber nutzt diese Zeit extrem effektiv und plötzlich stehen für ihn 20 Punkte und 8 Rebounds zu Buche. Es ist sehr spannend zu beobachten, wie er sich in der stärkten Liga Europas gegen Teams wie Real, Barca und Valencia durchgesetzt hat.

SPOX: Für Sie ebenfalls eine Option?

Theis: Selbstverständlich, es gibt genügend Spieler, die erst mit 28, 29 Jahren in die NBA gehen und vorher eine tolle Karriere in Europa hinlegen. Im Eurocup trafen wir zum Beispiel auf Valencia und deren MVP Justin Doellman. Der hat jetzt mit 29 Jahren die Wahl, in der NBA zu unterschreiben oder nicht. Daher könnte es für jeden deutschen Profi der richtige Weg sein, zu einem guten europäischen Team zu wechseln und sich dort zu entwickeln. Man sieht an Tibor, wie es einen weiterbringen kann, sich mit einer anderen Art des Basketballs und des Coachings auseinanderzusetzen.

SPOX: Sie scheinen sich sehr mit dem Basketball an sich zu beschäftigen.

Theis: Ich bin einfach neugierig, deswegen schaute ich mir alle Bayern-Spiele in der Euroleague an. Unter anderem ging es ja gegen Real Madrid und Nikola Mirotic, den ich gut von den U-20-Spielen zwischen Deutschland und Spanien kenne. Bei den Jugend-Nationalmannschaften traf ich auch häufig auf Italiens Alessandro Gentile, der in Mailand zu den Stars gehört. Es ist gut zu sehen, wie sie sich entwickeln. Mirotic gehört jetzt schon zu den besten Power Forwards in Europa und wird wohl zum zweiten Mal in Folge zum MVP der spanischen Liga gewählt - und das mit 23 Jahren!

SPOX: Die spanische Liga scheint besonders reizvoll. Hätten Sie aber überhaupt Lust, eine Sprache zu lernen?

Theis: Meine angehende Ehefrau lebte bereits für ein Jahr in Spanien als Au-pair und spricht spanisch. Und sie wollte mich schon immer dazu überreden, eine neue Sprache zu erlernen. Ich bin offen dafür und wenn es so kommt, dass es uns irgendwann nach Spanien zieht, dann setze ich mich hin und lerne so viel spanisch, bis ich umfalle, das habe ich mir fest vorgenommen. (lacht)

SPOX: Zuvor könnte es eine Variante sein, zu einem der drei großen deutschen Klubs zu wechseln. Sie können sich zwischen Bayern, Bamberg und Berlin entscheiden.

Theis: Es ist klar, dass alleine schon wegen der Deutschland-Quote jeder, der zum besten Nachwuchsspieler gewählt wird, Interesse auf sich zieht. Ich versuche dennoch, es nicht an mich ranzulassen, und ich möchte mir keinen Druck aufbauen. Ich bin schon neugierig, doch Ademola macht einen tollen Job, schirmt mich ab, lässt mich erstmal zur Ruhe kommen und führt alle Gespräche.

SPOX: Okulaja berät neben Ihnen unter anderem NBA-Profi Dennis Schröder, der aus gemeinsamen Braunschweiger Zeiten zu Ihren besten Freunden zählt. Haben Sie noch Kontakt?

Theis: Natürlich ist der Kontakt etwas kleiner geworden. Man muss sich alleine nur vorstellen, dass Dennis mit Atlanta inklusive den Playoffs fast 90 Spiele bestritten hat. Aber Zeit für eine SMS ist immer und bei wichtigen Anlässen telefonieren wir. Dennis hat zum Beispiel per Live-Stream das Pokal-Top-Four verfolgt und sich gleich gemeldet. Wir verstehen uns immer noch sehr gut.

SPOX: Im SPOX-Interview von 2012 sprachen Sie vom Traum, gemeinsam mit Schröder in der Starting Five der Nationalmannschaft zu stehen. Wie sehen Sie die Zukunft des DBB-Teams?

Theis: Die jetzige Generation hat mit den zwei fünften Plätzen bei der U-20-EM beweisen, dass viele talentierte Spieler nachkommen, die jetzt schon zu den Stammkräften in der BBL gehören. Es ist klasse, dass alleine in Frankfurt mit Danilo Barthel, Konstantin Klein und Johannes Voigtmann gleich drei junge Deutsche jeweils fast 30 Minuten im Schnitt eingesetzt wurden. Oder auch Mathis Mönnighoff in Trier mit fast 25 Minuten. Mein langjähriger Wegbegleiter Maxi Kleber konnte in Würzburg endlich zeigen, dass er es wirklich drauf hat. So schade es ist, dass Deutschland die WM in diesem Jahr verpasst hat: Ich freue mich auf den Neuanfang in diesem Sommer.

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