SPOX: Sie haben davor ein paar Spiele für die Cleveland Cavaliers gemacht. Wie war es an der Seite von LeBron James zu spielen?
Cherry: Das war schon cool. Es hat mich weitergebracht, aber es war schon komisch, auf einmal mit LeBron zu spielen. Das war schließlich LeBron, aber es hat sich dann in eine ganz normale professionelle Verbindung gewandelt. Ihm einfach nur dabei zuzusehen, wie er sich auf die Spiele vorbereitet, wie er sich abseits des Courts verhält, hat mir schon geholfen, mich weiterzuentwickeln. Aber wir sprechen da nicht nur über LeBron. Es gibt da ja auch noch Kyrie Irving und Kevin Love. Wenn Kyrie und LeBron auf dem Feld stehen, kann jederzeit irgendwas Spektakuläres passieren und du denkst dann: 'Wie hat er das mit so wenig Platz gemacht? Wie kann LeBron über drei Leute springen?' Es war wirklich eine großartige Erfahrung, man saß draußen und hat einfach alles aufgesaugt.
SPOX: Aber für wen schlug Ihr Herz in den Finals? Sie kommen schließlich aus Oakland.
Cherry: Das hört sich jetzt vielleicht nach einer Lüge an, aber ich habe wirklich versucht, es mir einfach nur anzuschauen. Letztlich war ich dann doch für die Warriors. Ich komme aus Oakland und bin als Warriors- und Kings-Fan aufgewachsen. Da ich aber für Cleveland gespielt habe, war mein Respekt vor ihnen viel größer. Es ging mir dabei auch gar nicht so sehr um mein eigenes Fansein. Es ging mir vielmehr um die Stadt. Oakland hatte die Meisterschaft verdient.
SPOX: Vor Spiel 6 schrieben Sie bei Twitter, dass Andre Iguodala Ihr Finals-MVP ist. Am College wurden Sie außerdem zwei Mal zum Defensive Player of the Year gewählt. Definieren Sie sich mehr über die Defensive?
Cherry: Ich sehe mich mehr als Two-Way-Player. Ich kann scoren, aber eben auch Defense spielen. Two-Way-Spieler sind recht selten im Basketball, das war immer ein Vorteil für mich. Die Defense ist mir sehr wichtig. Es gibt immer Abende, da will der Ball nicht fallen und da ist es wichtig, das Spiel auf andere Arten zu beeinflussen. Und in der Defense gibt es diese Off-Nights eigentlich nicht, denn da kommt es auf die Einstellung an. Ich nehme es persönlich, wenn jemand gegen mich punktet.
SPOX: In der Summer League liefen Sie für die San Antonio Spurs auf und gewannen mit Becky Hammon als Trainerin den Titel. War es nicht merkwürdig, von einer Frau trainiert zu werden?
Cherry: Nein, überhaupt nicht. Es war genauso, wie von einem Mann trainiert zu werden. Da gibt es keine Unterschiede. Sie hatte von Beginn an den Respekt der Spieler. Natürlich war es am ersten Tag interessant zu sehen, wie die Spieler auf sie reagieren. Aber ich schaue mir auch WNBA im Fernsehen an. Als ich kleiner war, habe ich da auch Becky Hammon gesehen und sie war eine der besten Point Guards in der Liga. Ich kannte ihren Style und sie hat ein Jahr unter Gregg Popovich gearbeitet.
SPOX: Mike Taylor, der vor einiger Zeit Head Coach der Main Red Claws war, sagte vor ein paar Wochen im SPOX-Interview, dass die D-League gut für Spieler ist, die im Fokus der NBA stehen, aber es sehr hart werden kann, wenn nicht. Sie haben selber dort gespielt. Würden Sie zustimmen?
Cherry: Für mich war es eine gute Zeit. Das Trainerteam um Head Coach Steve Hetzel, Jordi Fernandez, James Posey und Nate Reinking haben mir ungemein geholfen. Sie haben mich dazu gebracht, mir sehr viel Videomaterial anzuschauen. Das hat mich extrem weitergebracht. Wenn ich etwas falsch gemacht habe, habe ich es gesehen und versucht, es beim nächsten Mal besser zu machen. Sie haben mein Spiel bei den Profis auf einen neuen Level gehoben. Die Umstellung vom College auf den NBA-Stil war schon hart. Wenn man mit der richtigen Einstellung an die Sache herangeht, ist es aber eine gute Sache. Man darf halt nie vergessen, dass die D-League nur eine Zwischenstation ist.
SPOX: Lebt Ihr NBA-Traum noch?
Cherry: Auf jeden Fall. Den habe ich noch nicht begraben und das ist auch ein Grund, warum ich hier bin. Sasha war einer der besten Point Guards und er sagte mir gleich, dass er mein Spiel auf einen neuen Level heben will. Ich will mich von Jahr zu Jahr verbessern. Und ich merke es bereits. Sasha ist ein Perfektionist und nur das macht mich als Point Guard besser.
SPOX: Sie waren 2014 einige Wochen vor dem Draft in eine Schlägerei in einer Bar verwickelt und wurden auch verhaftet. Glauben Sie, dass Sie ohne diesen Zwischenfall eventuell ausgewählt worden wären?
Cherry: Nein, es lag in erster Linie daran, dass ich einen gebrochenen Fuß hatte. Daher war mein Senior-Jahr am College auch nicht so gut, wie es hätte sein müssen. Ich musste operiert werden. Die Schlägerei hatte damit nichts zu tun. Aber das war natürlich total dumm und auch peinlich, weil die Zeitungen davon vollstanden. Das hat die Coaches und Teams aber nicht beeinflusst. Mit der Verletzung im Vorfeld war es einfach schwierig, in die NBA zu kommen.
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Alba Berlins Kader im überblick