Kurzsichtig gen Abgrund?

Im Boxsport gibt es viele dringende Baustellen
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Halten wir fest: Die Entscheidung, unzählige Weltmeister zu haben, schadet dem Sport. Die Entscheidungsfindung der Promoter wie Oscar de la Hoya und die der Verbände steht dem Ganzen in nichts nach.

Und doch ist das Interesse enorm. Auch, wenn die hochklassigen Fights in den niedrigeren Gewichtsklassen bei weitem nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die ihnen zusteht. Vielleicht wäre es für den einen oder anderen Zuschauer, der nicht nur an Blut und Spektakel interessiert ist und sich immer über die zwei Meter großen Tanzbären im Schwergewicht aufregt, eine gute Entscheidung, den Blick etwas schweifen zu lassen. Abwechslung ist bekanntlich gut - nicht nur beim Muskeltraining.

Womit wir bei einem weiteren Punkt wären: Abwechslung. Die gibt es in puncto Austragungsorte nämlich viel zu selten. Große Kämpfe finden meist an den gleichen Orten statt. Dabei sollte es doch im Interesse der Promoter sein, das Boxen zu den Fans zu bringen. Ob Hamburg, Tokio, Rio de Janeiro, Sydney, Kairo, Nairobi, Kapstadt oder Istanbul - es gibt unzählige Möglichkeiten, neue Fans für den Sport zu begeistern.

Eine World-Tour sollte deshalb ein weiterer Teil der benötigten Frischzellenkur sein. Das Feeling vor Ort ist gegen nichts einzutauschen. Eine solche hätte zudem einen weiteren positiven Nebeneffekt: Wenn ein Fan große Namen und Boxer, die auf dem Weg zu solchen sind, live erlebt hat, steigt auch der Anreiz, sich Kämpfe im Fernsehen anzuschauen.

Entscheidungsträger im Fokus

Um diese dann nicht direkt wieder zu vergraulen, muss ferner eine der wichtigsten Baustellen angegangen werden: die Bewertung der Kämpfe. Angesichts der Tatsache, dass viele eine Stange Geld investieren, die Organisationen selbiges verdienen wollen und zudem diverse weitere Personen involviert sind, verwundert es wenig, dass Bestechlichkeit ein großes Thema ist. Wo Menschen am Werk sind und viel Geld im Spiel ist, gibt es Korruption. Soweit, so klar. Bitter wird es, wenn auch die Punktrichter in den Verdacht der Bestechlichkeit geraten.

Schließt man Korruption sowie die völlige Unfähigkeit einiger Personen, wie die der ehemaligen Punktrichterin C.J. Ross, die das mehr als einseitige Duell zwischen Mayweather und Canelo Alvarez, der vom Champion über die volle Distanz wie ein Schuljunge vorgeführt wurde, tatsächlich als Unentschieden gewertet hatte, am Rand des Ringes aus, so existieren dennoch zu viele undurchsichtige Urteile.

Es gibt nichts Schlimmeres für einen Zuschauer, als das Gefühl zu haben, um sein Geld betrogen worden zu sein. Wenn das Ergebnis auf den Punktezetteln nicht dem im Ring entspricht, läuft etwas falsch und das tut es einfach zu häufig. Das heißt natürlich nicht, dass bei jedem engen Kampf, bei dem das Ergebnis kontrovers ist, falsch gewertet wurde, dennoch herrscht oft eine zu große Subjektivität.

Statt eines Platzes auf dem Scheiterhaufen sollten die Punktrichter eine bessere Schulung sowie eine geänderte Gewichtungsvorgabe erhalten - und mehr Hilfe.

Eine Frage der Technik

Die Referees müssen zum Beispiel deutlich strikter in Sachen Regelauslegung werden. Strafen wegen Haltens oder zu großer Inaktivität werden deutlich zu selten verhängt. Auch die Boxer selbst sollten durch die Bewertung der Punktrichter dazu angehalten werden, aggressiver zu Werke zu gehen. So magisch die Defensive Mayweathers sein mag, so problematisch wird es, wenn diese, gekoppelt mit ein paar Führhänden, für einen Sieg reicht.

Die Punktrichter haben zudem ein weiteres Handicap. "Sie haben nicht einmal Zugriff auf Rundenstatistiken wie etwa Schlagversuche und Treffer", erklärt Holyfield: "Sie müssen sich auf das verlassen, was sie sehen können. Steht also ein Boxer mit dem Rücken zu ihnen und landet einen klaren Treffer, kann dies schwer zu erkennen sein und der Treffer fließt nicht in die Wertung ein." So hart es ist, das Scoring hat den Jahrtausendwechsel leider nicht miterlebt.

Reflexion dringend erwünscht

In der heutigen Zeit handelt es sich um einen Aspekt, der auf keine Weise zu rechtfertigen ist. Die technischen Mittel würden locker ausreichen, um die Punktrichter mit den Informationen zu versorgen, die sie brauchen, um den Kampf anständig zu werten. Natürlich wäre die Bewertung noch immer subjektiv, dennoch wäre es ein Fortschritt, der vor allem Fans aber auch den Boxern zu Gute kommen würde.

Müssten sich die Punktrichter zudem für ihre Wertungen rechtfertigen und hätten Fehlurteile größere Konsequenzen, stünde einer fairen Wertung weniger im Weg, als es der Fall ist. Schlechte Entscheidungen wird es immer geben und aus Fehlern gilt es zu lernen, dann kann die Zukunft kommen. Wäre davon nur etwas zu sehen...

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