Ende Mai des vergangenen Jahres sorgte Barry Hearn für einen Paukenschlag.
In seiner Ankündigung erklärte der Chairman der PDC: "Letztes Jahr haben wir die Premier League auf das europäische Festland gebracht. Rotterdam war ein großer Erfolg. Das Darts-Interesse in Deutschland explodiert. Wir wären verrückt, wenn wir dort nicht auch einen Spieltag austragen würden." Und so verkündete er: "Wir können bestätigen, dass wir 2018 in Berlin Halt machen."
Es ist der vorläufige Höhepunkt der Entwicklung. Darts ist auf dem Vormarsch. Oder wie Hearn es formuliert: "Das ist der am schnellsten wachsende Sport Europas."
Darts-Stars schwärmen von Deutschland
Tatsächlich ging der Trend in den letzten Jahren steil nach oben, die TV-Quoten steigen, die Preisgelder steigen, die Hallen sind voll.
Deutschland ist für die PDC ein wichtiger Motor dieses Wachstums. "Deutschland ist großartig. Zu den Events auf der European Tour kommen tausende Zuschauer, die Fans in Deutschland sind wirklich heiß auf Darts. Wo sonst haben wir 3.000 bis 4.000 Zuschauer - und das in jeder Session", lobte Daryl Gurney im Interview mit SPOX und DAZN die Entwicklung des Darts-Standorts Deutschland.
Eine Einschätzung, mit der der Nordire nicht alleine ist. Durch die Bank freuen sich die Top Guns, dass ihr Sport in Deutschland so kontinuierlich wächst. "Die Leute lieben Darts, die Begeisterung geht durch die Decke. Das hilft der Popularität des Sports für das Land und bringt die Youngsters an die Boards. Deutschland hat eine goldene Zukunft im Darts", prophezeit der zweifache Weltmeister Gary Anderson.
Andersons schottischer Landsmann Peter Wright kann sich mit dem deutschen Publikum sogar so sehr identifizieren, dass er auf seinem Trikot einen Pin hat, der neben der schottischen auch die deutsche Flagge zeigt.
Warum ist Darts in Deutschland so populär?
Das Gesamtpaket Darts funktioniert in Deutschland. Verrückte Party mit markigen Typen auf der einen Seite. Ein Sport, den zwar jeder schon einmal in der Kneipe ausgeübt hat, deswegen aber auch einschätzen kann, wie groß die Leistung der Profis ist, auf der anderen.
Das Phänomen erfasst auch den Profi-Fußball. Unter anderem Toni und Felix Kroos haben bereits öffentlich von Darts geschwärmt. Herthas Julian Schieber erklärte seine Faszination im Interview mit SPOX: "Nach und nach ging es los, dass ich immer mehr Übertragungen im TV verfolgt oder mir auf Youtube Neun-Darter angeschaut habe. Da gibt es Legs, die ich bestimmt schon 100-mal gesehen habe. Das ist einfach professionell, da kann mir niemand etwas anderes erzählen."
Premier League neben WM und World Matchplay das wichtigste Turnier
In diesem Jahr finden alleine acht European-Tour-Events auf deutschem Boden statt, die European Darts Championship findet nach drei Jahren im belgischen Hasselt nun in Dortmund statt. Darüber hinaus steigt der World Cup of Darts in Frankfurt und das German Darts Masters in der Arena auf Schalke.
Der prestigereichste Coup jedoch ist, dass Deutschland auf der Premier-League-Landkarte auftaucht. Neben der WM im Ally Pally und dem World Matchplay in Blackpool ist die Premier League das wichtigste Turnier im Darts-Jahr.
"Die Premier League ist immer auf höchstem Niveau, es sind immer die Besten der Besten", begründete Raymond van Barneveld ihren Stellenwert gegenüber SPOX und fügte hinzu: "Es gibt keine einfache Auslosung. Selbst bei der WM kommt man manchmal ins Halbfinale, ohne gegen einen Top-10-Spieler gespielt zu haben. Wenn du die Premier League gewinnst, kannst du nie sagen, es war Losglück."
Rekordkulisse bei Premier League Darts in Berlin
Die Liga wuchs seit ihrer Einführung im Jahr 2005 kontinuierlich. Neben Spieltagen im UK und Irland erschloss die PDC vor zwei Jahren erfolgreich die Niederlande.
Das Deutschland-Debüt am Donnerstagabend wird in der Berliner Mercedes-Benz Arena vor Rekordkulisse stattfinden: Noch nie zuvor fand ein Darts-Event vor 12.000 Zuschauern statt. Das Event in Gelsenkirchen Ende Mai soll diese Zahlen sogar noch toppen.
Eine mögliche Bremse des Wachstums sieht van Barneveld jedoch: "Wenn der Sport in Deutschland so populär bleiben soll, ist es wichtig, dass mindestens ein oder zwei deutsche Spieler konkurrenzfähig sind. Es wäre großartig für die Turniere in Deutschland, wenn regelmäßig ein Deutscher ins Viertel- oder sogar ins Halbfinale kommen würde. Dann würde die Begeisterung womöglich noch weiter wachsen."
Noch blieben die großen Erfolge des ehemaligen Junioren-Weltmeisters Max Hopp (Nr. 49 der Order of Merit) oder von Martin Schindler (Nr. 64) aus. Immerhin setzte Kevin Münch bei der WM im Ally Pally ein Ausrufezeichen, als er in der ersten Runde sensationell gegen Jackpot Adrian Lewis gewann.
Mensur Suljovic als größte Identifikationsfigur
Der Österreicher Mensur Suljovic ist als deutschsprachiger Spieler derzeit die größte Identifikationsfigur. In seine erste Premier-League-Saison startete der Champions-League-Sieger denkbar unglücklich mit drei Niederlagen. In Berlin will er gegen den Waliser Gerwyn Price unbedingt seine ersten Punkte einfahren.
Das Fehlen eines deutschen Stars hat der Entwicklung des Booms bislang nicht geschadet. Chairman Barry Hearn äußerte sich darüber hinaus zuversichtlich, "dass dieser Star noch kommen wird".
Der Abend in Berlin stellt auch ohne diesen einen neuen Rekord auf. Einen Rekord für den am schnellsten wachsenden Sport Europas.