Der Letzte seiner Art

Der Aufschlag war seine größte Waffe: Pete Sampras
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Eine Rivalität in 34 Spielen - und darüber hinaus

Sampras ohne Agassi, das ist wie Federer ohne Nadal - aber wo bei den Stars von heute ehrliche Bewunderung vorherrschend ist, findet sich bei den letzten zwei amerikanischen Tennis-Ikonen ein unheimlich kompliziertes Verhältnis. Zwei Seiten einer Medaille. Yin und Yang - auf und abseits des Platzes.

Um die Beziehung zwischen Andre und Pete erschöpfend aufzuarbeiten, bräuchte es wohl einen eigenen Wälzer. Auf der einen Seite die ehrliche Umarmung nach dem US-Open-Finale 2002, dem letzten Kapitel in der Karriere von Sampras. Das letzte von 34 Matches, eine Dekade der Rivalität, beendet im Wohnzimmer des amerikanischen Tennis.

Auf der anderen Seite die Attacken Agassis in seiner Autobiographie "Open": Sampras, der roboterhafte Spieler, einem Papageien gleich. "Ich habe seine Stumpfsinnigkeit beneidet. Ich wünschte, ich könnte seine fehlende Inspiration nachahmen, die Tatsache, dass er keinerlei Inspiration brauchte." Sein Fazit: "Wir könnten nicht unterschiedlicher sein."

Es wird persönlich

Der Tiefpunkt dann ein Showmatch vor einigen Jahren, ironischerweise im Beisein von Nadal und Federer. Ein gutmütiger verbaler Schlagabtausch artet aus, als Agassi Sampras zum wiederholten Mal vorhält, zu wenig Trinkgeld zu geben - übrigens auch genüsslich in seinem Buch ausgeschlachtet. Der Gescholtene reagiert enttäuscht.

"Naja, ich habe einmal in Vegas 70 Riesen gespendet", verrät Sampras später der "New York Times". "Aber dieses ganze Thema habe ich nie verstanden. Das war einmal, da war ich 20 oder so, keine Ahnung. Das hat für mich keinen Sinn gemacht, aber egal."

Ganz egal war es ihm wohl nicht, sein Mienenspiel verrät den Ärger, hinter einem gezwungenen Lächeln versteckt (im Video ab Minute 48). Er reagiert, wie nur er es kann - auf dem Platz: Der nächste Aufschlag geht geradewegs auf den Körper von Agassi, der Spaß ist vorbei. Bezeichnend ist Federers Kommentar: "Diese Rivalität ist ganz schön intensiv..."

"Anders kann ich nicht"

Mittlerweile sollen sich die beiden wieder gut vertragen, man trifft sich ja auch hin und wieder auf der Champions Tour. Aber wie es ganz tief innen aussieht, das wissen wohl nur sie. "Andre wollte schon immer anders sein, im guten wie im schlechten", fällt Sampras' Fazit aus. "Ich war immer der ruhige Typ. So bin ich erzogen worden, das ist mein Charakter. Anders kann ich es nicht."

Serve and Volley gegen Grundlinienpower und einen der besten Returns überhaupt. Einhändige gegen beidhändige Rückhand. Langweilig gegen verrückt. Weiß gegen Jeans. Die Liebe zum Tennis auf der einen Seite, eine Hassliebe auf der anderen.

Privatleben gegen Frauengeschichten - aber dann heiratet Pete eine Schauspielerin und Agassi den Tennis-Profi schlechthin. Vielleicht konnte es nur so zur vielleicht vielschichtigsten Rivalität überhaupt im modernen Tennis kommen. Und zu Duellen wie dem Viertelfinale 2001 in Flushing Meadows.

Vor 20 Jahren war alles anders

Bleibt nur noch eine Frage: Wo ist denn jetzt der Platz von Pistol Pete im Pantheon der ganz Großen? Federer hat seine Slam-Bestmarke schon vor Jahren geknackt, Nadal zog in Paris gleich und hat nun ebenfalls 14 Major-Titel auf dem Konto. Die Chancen, dass Djokovic ebenfalls in Schlagdistanz rückt, scheinen kleiner, aber wer weiß, was die Zukunft bringt. Denn wer heute gewinnt, der kann überall gewinnen - ganz im Gegensatz zu 1993, als Sampras seinen ersten Wimbledon-Titel holte.

Und da liegt der Hund begraben: Hätte sich Rafael Nadal vor 20 Jahren bei den All England Championships durchsetzen können? Als der Rasen seifiger und die Bälle schneller waren und man sieben Matches in Serie gewinnen musste gegen Kanoniere wie Goran Ivanisevic, Boris Becker, Greg Rusedski oder Richard Krajicek - der 1996 zwischen Sampras und acht Wimbledon-Titeln in Folge stand.

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Wie hätte sich Roger Federer geschlagen, dessen große Zeit erst kam, als die Spezialisten schon im Ruhestand (oder kurz davor) waren? Und hätte er zwei Wochen zuvor gegen Sandplatzwühler wie Gustavo Kuerten - der ihn 2004 in Roland Garros übrigens in drei Sätzen rundmachte -, Alberto Berasategui, Thomas Muster oder Sergi Bruguera bestehen können?

Erfolgreiche Entwicklung

Immerhin war uns einmal das Duell Sampras gegen Federer auf dem heiligen Rasen vergönnt. 2001 war Sampras nicht mehr Sampras, Federer noch nicht Federer. Der Schweizer gewann mit 7:5 im Fünften, man weiß also zumindest, dass es epische Duelle geworden wären. Unabhängig davon, ob man zu "Team Sampras" oder "Team Federer" gehört.

Diese epischen Duelle finden heutzutage bei fast jedem Grand Slam statt. Federer, Nadal, Djokovic, Murray: Das Herrentennis ist gesund wie nie, bietet spektakuläre, lange, ausgewogene Matches, die das Publikum von den Sitzen reißen. Insofern haben die Verantwortlichen alles richtig gemacht, als sie die Beläge um die Jahrtausendwende Stück für Stück anglichen.

Aber manchmal, da sehnt man sich doch nach diesen fast schon archaischen Komponenten des Tennis zurück. Serve and Volley. Chip and Charge. Volley-Stop. Smash.

Ganz besonders an Wimbledon. Nicht wahr, Pete?

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